Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Feuz ringsum abgeschlossen und bietet so auch 
äußerlich den Anblick eines abgesonderten Ganzen. 
Sämmtliche Wohnhäuser und Stallungen sind nen 
eingedeckt, das Wehr am Wasser bei der Ziegelei ist 
verstärkt, um bei den hefligen Regengüssen Beschä- 
digungen an den Brücken und dem Badehaus zu 
verhindern. 
Dem Wegebau widmet die Station fortdauernd 
die größte Aufmerksamkeit und Fürsorge. 
Das Verhältniß der Station zu den Maundes 
ist das denkbar beste. Die Yau#ndes sind eben ein 
besonders leicht zu behandeludes Volk; lleine Streitig- 
keiten und Palawer kamen natürlich vor, waren aber 
stets bei dem gewaltigen Ansehen, das die starke 
Station genießt, schnell beigelegt. Zur Arbeit an 
der Küste, zum Tragen bei Expeditionen und Ka- 
rawanen nach der Küste drängen sich die Yaundes 
in ganzen Schaaren, und selten können alle Leute 
Berücksichtigung finden. Bei den immer weiter sich 
ausdehnenden Beziehungen der Station auch zu den 
entfernter wohnenden Stämmen, vorzüglich den 
Mwelles im Osten, den Tonis und Batschingas im 
Norden, dürfte die Yaundestation jederzeit in der 
Lage sein, auch den weitgehendsten Wünschen des 
Kaiserlichen Gouvernements die Stellung von Ar- 
beitern betressend vollauf Genüge zu leisten. 
Ein erheblicher Uebelstand, welcher bei der Aus- 
dehnung unseres Einflusses im Yau#ndelande hervor- 
getreten ist, liegt in den vielfachen Ausschreitungen 
der massenhaft ohne jegliche Aufsicht im Lande her- 
umziehenden schwarzen Händler. Mehrfach habe ich 
gegen solche einschreiten müssen, weil sie — wie sie 
selbst gestanden haben — die Yaindes allerorten 
aufgehetzt haben, der Station für die gegenwärtig 
üblichen Preise nichts mehr zu verkanfen. Sie hatten 
sich dabei etwa in folgendem Sinne zu den Yaundes 
geäußert: 
„Sie wären zu dumm, sie sollten Preise machen 
wie in Batanga und immer bedenken, daß sie den 
Gouverneur verhungern lassen könnten.“ 
Dann wieder halten diese Händler die Yaundes 
ab, auf der Station zu arbeiten, unter dem Vor- 
geben, ihnen an der Küste leichtere und besser 
bezahlte Arbeit verschaffen zu wollen u. s. w. 
Andererseits haben diese Leute sortwährend Palawer 
mit den Yaundes und überlaufen mich mit Klagen 
und Beschwerden. Hier hat ihnen ein Daunde Gummi 
versprochen und liefert nicht, dort hat ein Yaunde- 
mann Trust bekommen und verwendet diesen für sich 
selbst, indem er Weiber kauft. Ein anderes Mal 
will ein Chief nicht dulden, daß die Händler bei ihm 
nächtigen u. s. w. Selbst Gewehre verlangten zwei 
Batangaleute letzthin von mir, weil sie ohne solche 
nicht zu den Mvwelles gehen könnten, wo sie Gummi 
lagern hätten. 
Um eine Ueberwachung der Händler durchzu- 
führen, müßten sie angehalten werden, sich bei 
der Kaiserlichen Station anzumelden, damit ihr 
Aufenthaltsort bekannt ist. Nur unter dieser Vor- 
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aussetzung ist andererseits ein Schutz der Händler 
etwaigen Uebergriffen der Yaünder gegenüber möglich. 
Auch der Marsch zur Küste bedarf einer Rege- 
lung, denn sorktwährend dringen aus den von der 
Straße berührten Gegenden Klagen über Unregel- 
mäßigleiten und Ausschreitungen zu mir; um solche 
abstellen zu können, muß die Station aber wissen, wer 
sich auf dem Wege befindet. Ich möchte deshalb vor- 
schlagen, auch den Karawanen aus dem Yauündegebiet 
eine Meldepflicht ausgeben zu wollen. Die Grenze 
dürfte etwa der Nmiong bilden, und da dieser in zwei 
Tagen von hier zu erreichen ist, so dürsten den Be- 
theiligten keine zu großen Unbequemlichkeiten aus 
dieser Einrichtung erwachsen. 
Ein thätiges Eingreifen der Station hat in zwei 
Fällen stattgefunden. Im ersten Fall wollten die 
Voghe Beböleute, ein kleiner Mwellestamm, der 
sich zwischen die Yaundestämme der Yetute und Etun 
eingeschoben hat, den Etuns nicht gestatten, Lebens- 
mittel durch ihr Gebiet nach der Station zu bringen. 
Bei einem Versuch der Etunleute am 20. August 
wurde ein Etunmann von den Voghe Belleuten 
erschossen. Die Etunleute riefen die Hülfe der 
Kaiserlichen Station an, worauf ich den Feldwebel 
Zampa mit 25 Soldaten entsandte, um den 
Häuptling der Voghe Belös zu bestrasen. Zampa 
erledigte sich dieses Auftrages mit Energie, mehrere 
der Voghe Belölente wurden getödtet. Eine Menge 
erbenteten Viehes wurde der Station zugeführt. 
Leider hat der Yaündehäuptling Zonn die Be- 
strafung der Voghe Belöleute für seine Zwecke gegen 
die Kaiserliche Station gemißbraucht. Während 
meiner Abwesenheit im Sannagagebiet nämlich hielt 
Zonn angeblich in meinem Auftrage ein großes 
Friedenspalawer mit den Voghe Belölenten ab, in 
dem er mehrere junge Mädchen als Kriegsentschädi- 
gung forderte und auch erhielt. Bei meiner Rück- 
kehr wollte ich mit den Voghe Belôs Frieden 
machen und erfuhr nun Zonus Umtriebe. Fest- 
genommen, leugnete der freche Patron, bis ich ihn 
in Ketten legen ließ; jetzt erst bequemte er sich zur 
Herausgabe der Mädchen, die meinerseits den Voghe 
Belõs zurückerstattet sind. Zonn arbeitete zur 
Strafe auf der Kaiserlichen Station. Die Voghe 
Belolente dürften demnächst zu endgültigen Friedens- 
verhandlungen auf der Station erscheinen. 
Ein weiteres Einschreiten seitens der Station 
war gegen die Bancs zur Nothwendigkeit geworden. 
Die Vancs sind ein starker Stamm, der sich keil- 
förmig vom Nmiong nordwärts zwischen Ya#ndes 
und Mwelles kreibt. In der letzten Zeit beuuruhigte 
dieser Stamm die Yaindes durch fortgesetzte 
räuberische Einfälle. Die Drohungen der Yaundes, 
die Hülfe der Station anzurusen, begegnete nur Hohn 
auf Seiten der Bancs. Am 23. September kamen 
die Bancleute bis in das Dorf des Häuptlings 
Amba, das in unmittelbarer Nähe der Station liegt, 
worauf ich Sergeant Müschen mit 40 Soldaten 
zur Vertreibung der Leute aussandte. Müschen
	        
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