Am 19. Februar wurden im Hafen zu Hamburg
nach Kamerun eingeschifft: P. Georg Walter, Su-
verior der Pallottiner in Ehrenbreitstein, P. Ludwig
Ott aus Regensburg und die Fratres Karl Reiß
aus Bielitz und Schubert aus Heidingsfeld. P.
G. Walter kam vor zwei Jahren krank aus Afrika,
erholte sich aber sichtlich während seines Aufenthaltes
in Deutschland.
Die Mission der Pallotiner in Kamerun hat
leider den Tod der Missionare Martin Hahnen-
winkel und P. Jakob Mayer zu beklagen. Der
Letztere ist nur 2½ Monate im Schutgebiete thätig
gewesen.
Die Zahl der Missionare der Rheinischen Mission
beträgt nach einem Aufsatz des Missionsinspektors
Dr. Schreiber in der Zeitschrift „Die evangelischen
Missionen“ etwa 100. Davon sind 72 erst in den
letzten 20 Jahren ausgesandt. Von den anderen
28, die also alle 20 Jahre oder mehr im Dienste
stehen, sind es 18, darunter 10 in Indien, welche
25 oder mehr Dienstjahre haben, und unter diesen
wieder 10, darunter allerdings nur 3 in Indien,
welche es bis auf 30 Jahre oder mehr in diesem
Jahre gebracht haben. Unter den ersten 40 haben
24 eine Amtsdauer von durchschnittlich 38 Jahren
und eine Lebensdauer nach ihrer Ordination von
45½ Jahren gehabt.
Aber freilich hat es in der Mission auch nicht
an schmerzlichen Todesfällen von jungen Missionaren
gefehlt und gerade in den letzten zehn Jahren haben
sich diese auffallend gemehrt. Von den 220 bis
jetzt ausgesandten Missionaren sind es fast 30, die
nach ein oder zwei, höchstens drei bis vier Jahren
schon vom Herrn abberufen sind. Unter diesen so
früh Vollendeten befinden sich 6, die ermordet worden
sind, nämlich die 4 Missionare Hofmeister, Rott,
iegand und Kind, die auf Borneo im Jahre
1859 ermordet wurden, und die beiden Scheidt und
Bösch, die im Jahre 1891 auf Neu-Guinea ihr
Leben verloren. Von den anderen sind zwei, Kähler
und Wackernagel, ertrunken, beide eben als sie im
Lande ihrer Bestimmung angekommen waren, und
einer, Barkemeier, hat erst vor wenig Monaten
durch ein Unglück mit dem Gewehr sein Leben ver-
loren. Die übrigen alle sind durch Krankheiten hin-
weggerafft worden.
Wie schon oben erwähnt, sind gerade in den
ersten 25 Jahren verhältnißmäßig viele Missionare,
nämlich 11 aus unseren Diensten ausgetreten. Von
da an waren es bedeutend weniger, im Ganzen von
220 bis jetzt ausgesandten 39. Bei den allermeisten
von diesen waren es Gesundheitsrücksichten, die sie
zum Austritt veranlaßten, und mehr als drei Viertel
derselben haben später entweder in Südafrika oder
Nordamerika oder auch hier in der Heimath eine
Anstellung als Pastoren gefunden.
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Aus Utengule (Deutsch-Sasualand,') Ostafrika)
meldet der Missionar der Brüdergemeinde Richards
am 12. August und 12. September 1895, daß er
an die Aufführung eines zweckentsprechenden kleinen
Gebäudes aus Luftziegeln zu gehen gezwungen war,
da die Termiten die hölzernen Häuser zerstörten.
Leute von dem herrschenden Stamm der Sango,
der Bewohner Utengules, waren nicht zur Hülfe zu
haben. Theils mußten sie für den Merere viel ar-
beiten, theils waren sie mit Einheimsen ihrer reichen
Ernte beschäftigt. Dagegen brachten die Safua aus
ihren Schluchten auf sehr steilen, beschwerlichen
Pfaden das in der ganzen Gegend rare Holz herbei,
während Nyika-Leute, in Kolonnen von 10 bis
20 Mann sich zur Arbeit anbietend, das Ziegel-
streichen und Mauern unter Leitung jener über-
nommen haben. Der genannte Missionar will, wenn
thunlich, noch eine kleine Erforschungsreise machen
nach Norden in das große Nyika-Gebiet und Vinigu,
das sich bis nach Moenso erstreckt und zwischen
Rukua= (Rikwa= oder Leopold-) See und Ruaha-
Fluß liegt.
Von Ipiana, der südlichsten, nahe am Nyassa-
see gelegenen Station der Brüdergemeinde meldet
Missionar Häfner am 25. August und 21. Sep-
tember 1895, daß er sich wohl befinde, die Geschwister
Ledonx alle 14 Tage an sich einstellenden Fieber-
anfällen leiden. Auch hier sind Bauarbeiten nöthig
geworden, zunächst die eines Güterschuppens. Bald
werden aber die Wohnhäuser an die Reihe kommen
müssen, sind doch schon jett innerhalb eines knappen
Jahres manche Pfosten von den sehr übel hausenden
Termiten ganz zerfressen. Die Missionsdirektion
hat ihre Zustimmung dazu gegeben, daß Ipiana als
dauernde Missionsniederlassung und nicht mehr bloß
als zeitweilige Versuchsstation gelten soll. Bei der
Nähe des Sees empfiehlt sie sich ausgezeichnet
als Stapelplatz für die Bedürfnisse der ostafrikani-
schen Mission, und was noch wichtiger, Arbeit
gicbt's vollauf, denn die ganze Gegend ist dicht be-
völkert. Man hegte anfangs gesundheitliche Be-
denken. Völlig unbegründet sind diese auch insofern
nicht, als man Inpiana durchaus für die heißeste der
Stationen erklären mus.
Von Rungue, der Mutterstation der Mission,
meldet Missionar Th. Meyer am 13. September
1895, daß auch hier allerhand äußere Arbeit nöthig
war, wie das Decken eines Hauses, die Ausbesserung
einiger mit Umfall drohender Wirthschaftsgebäude
und die Aufführung eines neuen Stalles. Erfreulich
war, daß man nicht mehr fremder Männer, sondern
Eingeborener aus der Umgegend sich bedienen konnte,
die ebenso wie die verwendeten Weiber fleißig schafften
(bei achtstündiger Arbeit im Durchschnitt 1900 bis
2000, an besonders günstigen Tagen 2300 Lehm-
ziegel), erfreulich auch das Verständniß der Ar-
*) Gewöhnlich Usapa oder Usafa genannt. Urori und
Varori ist ein anderer Name für Sango.