Lehmdach ruht. Das Innere des nur durch einen
schmalen Eingang erhellten Hauses besteht aus einem
Naum, der Schlafstube und Küche zugleich vorstellt;
selten ist er in zwei oder gar drei Kammern ab-
getheilt. An das flache Dach sieht man häufig einc
mit verschiedenen Einschnitten versehene Holzgabel
angelehnt, mittelst welcher die Leute auf das Dach
klettern, um Palmkerne und dergl. zum Trocknen
auszuschütten.
Von Boyika aus blieben die Reisenden fast immer
auf dem Kamm des Gebirges. Zu ihrer Linken
begleitete sic eine ziemlich hohe massige Gebirgskette.
Von Beyika über Teteman nach Borada, der Haupt-
stadt von Bocm, ist es eine gute Tagcreise.
Boem gehört zu den schönsten und wohlhabendsten
Landschaften des deutschen Togogebietes. Prächtiger
Hochwald bedeckt den größten Theil des Landes;
Bäche und Flüsse durchsurchen es nach allen Nichtungen.
Verhältnißmäßig gute Pfade verbinden die verschie-
denen Dörfer; ja im Centrum des Landes ist man
überrascht von den breiten, sauber gehaltenen Wegen,
die zum Theil auf beiden Seiten von Abzugsgräben
begleitet sind. Oelpalmen finden sich überall. Die-
selben sind eine besondere Zierde der vielen breiten
Thalgründe, an denen Boem keinen Mangel hat.
Kultivirt wird dieser herrliche Baum jedoch nicht.
Kantschuk bergen die ausgedehnten Wälder in großer
Masse. Viele Händler werden dadurch angezogen,
so daß schon seit Jahren ein ziemlich reger Verkehr
mit der Küste bestecht. Natürlich haben sich dadurch
auch die Bedürfnisse des Volkes gesteigert, und euro-
päische Waaren finden starken Absatz, so daß man
erstaunt ist über die Kleidung vieler Eingeborenen.
Auch auf den Bau der Häuser und deren Einrichtung
ist dieser Verkehr nicht ohne Einfluß geblieben, und
es sind an manchen der sauber hergestellten Häuser
sogar Thüren und Fensterläden angebracht. Selbst
der bekannte Lehnstuhl bürgert sich immer mehr ein.
In Betreff der sprachlichen Verhältnisse Boems
sei noch bemerkt, daß die Hauptsprache Lephana ist,
das in Aka, Atonko, Guaman, Gyeasekan kese und
Gyeasekan akura, Teteman, Beyika und Borada ge-
sprochen wird. Ferner spricht man Tschi in Wora-
wora fic und Worawora akura, in Tapa, Akposo
und Asato; dagegen Kephu in Odome und Apafo,
Santrokofi in Santrokofi. Vom Bowiristamm, der
kaum 600 Seelen zählt, wird Liwri gesprochen.
Dieser Stamm ist ein Ableger eines größeren im
Imern wohnenden Volkes. Dancben verstehen aber
sehr viele Eingeborene Tschi, das die politische Sprache
des Landes ist. Kinder, deren Muttersprache Kephn,
Lephana oder Liwri ist, lernen rasch und gerne Tschi.
Aus Kamernn ist die traurige Nachricht einge-
troffen, daß am 15. Mai im dortigen Krankenhause
die Schwester Bertha Biendora des deutschen Frauen-
vereins für Krankenpflege in den Kolonien verstor-
en ist.
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RAus fremden MRolonien.
Der Außenhandel Britisch-Ostindiens
im Jabre 1894/95.7)
Die Artikel, an deren Einfuhr nach Indien auch
Deutschland sich betheiligt hat oder sich betheiligen
könnte, sind der Hauptsache nach folgende:
Stahl und Eisen. In beiden Erzeugnissen
zeigt die Gesammteinfuhr des vergangenen Jahres
einen bedentenden Rückgang, und zwar besonders die
von Eisen, die von 3709 000 engl. Cirn. im Jahre
1893/94 auf 3250 000 zurückgegangen und hiermit
niedriger ist als in irgend einem der letzten zehn
Jahre, während die Einfuhr von Stahl in den ent-
sprechenden Jahren von 1 039 000 zwar auf
905 000 engl. Ctr. ebenfalls herabgegangen ist, mit
letterer Zisser aber immer noch bedeutend höher steht
als in den vorhergehenden Jahren. Der Grund
hierfür ist, was das Eisen anbetrifft, nicht sowohl in
dem nur 1 pEt. betragenden Werthzoll als vielmehr
darin zu finden, daß die heimische Eisenproduktion
(in Barakar, Präsidentschaft Madras) eine umfang-
reichere geworden. *ê*• « »
Der Rückgang hat die drei Haupteinfuhrländer:
Großbritannien, Belgien und Deutschland, namentlich
aber ersteres betrossen. ⅜
Ueberhaupt ist die britische Eiseneinfuhr seit dem
Jahre 1887 beständig zu Gunsten der belgischen und
deutschen zurückgegangen. Dasselbe ist auch beim
Stahl, wenn auch in geringerem Maße, der Fall.
Zucker. Die Einfuhr, nach Herkunftsländern
georduet, betrug:
° 91 1894/95
Herkunfts- 1890 (05 *#
länder sengl. Ctr. Rupien engl. Etr. # Nupien
Mauritiun.1491 995 16 664 017/1752003 19 374 226
Deutschland 09 195 402 70/4 632 3 451 44:
China 105 9122 613 50220 25
Javo 6000275%1
Singaporc18944415506 81497 1021 855
Oesterreich- I
31374369844709393250
thkoßlskitamsien2812023432357 5852 81 828
Zus.einschl. der
Einfuhr von
anb Ländern2 931 901 33 998 8612 490 611 28 752 970
Die Tabelle zeigt, daß die Einfuhr aus Groß-
britannien so gut wie ganz aufgehört hat, und daß
Europa mit seinem Rübenzucker in der Konkurrenz
mit dem Rohrzucker aus Mauritius, China, Java-
und den Straits Settlements keine Fortschritte macht.
Von der 2½ Millionen engl. Ctr. betragenden Ge-
sammteinfuhr entfallen 1/4 Millionen allein auf
Mauritius. Die deutsche Einfuhr, obwohl im Ver-
gleich zu der von 1890/91 stark zurückgegangen,
scheint auf einer gesunden Grundlage zu beruhen, da
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1896, S. 200 ff.