Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

höhe gelegenen Missionshause von selbst fleißig zum 
Gottesdienst ein, und selbst die Häuptlinge der noch 
weiter östlich liegenden Landschaften Msas und 
Kondeni sind Freunde der Mission geworden. Des- 
gleichen der Häuptling von Marengu, der in seinem 
Gehöft ein Schul= und Versammlungshaus erbaut hat. 
Auch in Moschi hat sich das Werk gut entwickelt. 
Sehr wahrscheinlich wird dasselbe mit der Zeit die 
Hauptstation im Dschaggalande werden, da es als 
Stützpunkt der deutschen Regierung immer mehr an 
Bedeutung gewinnt. 
Sehr unglücklich endete dagegen der Versuch der 
Gründung einer vierten Station am Meruberg, 
westlich von Madschame. Die damit betrauten 
Missionare Ovir und Segebrok, die daselbst am 
15. Oktober 1896 eintrafen, wurden am Morgen 
des 20. Oktober in ihren Zelten von bewaffneten 
Merukriegern und Aruschaleuten heimtückisch über- 
fallen und ermordet. Das einsame Grab, das die 
Gebeine der beiden Missionare birgt, ist eine mäch- 
tige Mahnung, jenes verfinsterte Volk auf den Weg- 
des Friedens zu leiten. 
  
In demselben Blatt lesen wir über die Eng- 
lischen Missionen in Ostafrika: 
Universitäten-Mission: Schon 1867 unter- 
nahm dieselbe von ihrem Hauptquartier, dem un- 
gesunden Sansibar, aus einen Vorstoß in nordwest- 
licher Richtung nach dem Berglande Usambara, wo 
sie als Mittelpunkt ihrer dortigen Arbeit die Station 
Magila am südöstlichen Abhange des Gebirges an- 
legte. Diese hat sich seitdem zu einem bedeutenden 
Ausgangspunkt vielseitiger Missionsthätigkeit unter 
dem Bantustamm der Bondei entwickelt. Außer den 
Wohnungen der Missionare und ihrer männlichen 
und weiblichen Zöglinge befinden sich daselbst eine 
stattliche Kirche mit Orgel, eine Apotheke, ein 
Hospital und die nöthigen Schulgebäude. Leider 
wurde das neue Hospitalgebäude, dessen eiserne Be- 
standtheile mit viel Kosten und Mühe von Tanga 
nach Magila geschafft worden waren, im Februar 
vorigen Jahres durch einen Wirbelwind über den 
Haufen geworfen und so demolirt, daß an eine Aus- 
besserung des Schadens gar nicht gedacht werden 
kann. Es ist das um so beklagenswerther, als die 
ärztliche Thätigkeit der Mission, die von Magila aus 
geübt wird, ziemlich bedeutend zu sein scheint. Dem 
Missionsarzt Henriques, der in die Arbeit des 
im Jahre 1895 verstorbenen Dr. Ley eingetreten 
ist, stehen mehrere Schwestern in der Apotheke und 
im Hospital hülfreich zur Seite. Die Gemeinde in 
Magila und ihren Außenorten zählte 1897 nahezu 
400 Getaufte. Nicht minder wichtig sind die Sta- 
tionen Korogwe im dichtbevölkerten Thale des Pan- 
gani, dem projektirten Endpunkte der Usambara= 
Bahnlinie, sowie Mkuzi und Misozwe. Letztere beiden 
Plätze sind von eingeborenen Geistlichen besetzt. Bei 
dem großen Gewicht, das die Universitäten-Mission 
auf das Schul= und Erziehungswesen legt, ist auch 
  
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die Zahl der von ihr geleiteten Volksschulen ver- 
hältnißmäßig groß. Auf den genannten vier Sta- 
tionen und Außenplätzen werden 16 Schulen unter- 
halten, die von 650 Schülern besucht werden. In 
Bezug auf das Ergebniß derselben hebt der Jahres- 
bericht hervor, daß die gutgeschulten Zöglinge von 
Magila mit ihren Kenntnissen der deutschen Kolonie 
von manchem Nutzen seien. Alle jetzigen Bahn- 
angestellten und Plantagenaufseher seien aus dieser 
Anstalt hervorgegangen und bewiesen sich im All- 
gemeinen als brauchbare Leute. Mit großer An- 
erkennung rühmt auch der Bericht, wie allenthalben 
das Land durch die deutsche Regierung erschlossen 
und gehoben und dadurch das Werk der Mission 
gefördert werde. Ein weiteres Arbeitsfeld hat die 
Universitäten-Mission im Süden von Deutsch-Ostafrika, 
nördlich vom Rovumaflusse, landeinwärts von der 
Hafenstadt Lindi. Hier auf dem hohen Makua- 
plateau legte man ursprünglich Masasi als Sklaven- 
freistätte an, wozu später die Station Newala mit 
einigen Nebenstationen kam. Masasi konnte sich aber 
nicht recht günstig entwickeln, da es beständig den 
räuberischen Ueberfällen der im Westen hausenden 
Magwangwara ausgesetzt war und die Kolonie der 
befreiten Sklaven von denselben zersprengt wurde. 
Jetzt blüht die Arbeit unter dem hoffnungsvollen 
Volksstamm der Yao auf und kann sich ungehindert 
weiter entwickeln, seit die Deutschen den Gwangwara= 
häuptling Sondschela und mehrere andere Anführer 
in Ketten nach Lindi abgeführt haben. Leider ist 
das Gebiet in den letzten Jahren wieder von den 
Heuschrecken schwer heimgesucht worden. Um so 
erfreulicher ist das stetige Wachsthum des dortigen 
Werkes, indem im Jahre 1896 einige Hundert Per- 
sonen getauft werden konnten. Alle Dörfer rings 
um Masasi her stehen jetzt der Mission offen, und 
in etwa zwölf derselben haben eingeborene Lehrer einen 
gesegneten Wirkungskreis. In Newala haben die 
Christen auf ihre Kosten eine große, schöne Kirche 
erbaut, da sich die bisherige für den zahlreichen 
Kirchenbesuch als zu klein erwies. Neuerdings ist 
noch eine weitere Station in Nambila eröffnet 
worden, die aber zunächst noch auf die Besetzung 
durch einen europäischen Missionar wartet. Die 
Gesammtzahl der Christen in diesem Bezirke betrug 
nach dem letzten Bericht (1897) 775 Seelen, die 
der Schüler 823. 
Kirchen-Mission mit den Stationen Mpapua, 
Kisokwe und Momboia in Usagara und Nasa am 
Viktoria Nyansa: Die Mission arbeitet in Geduld 
weiter. An Christen sind in Usagara im Ganzen 
gewonnen 284 Seelen, in Nasa 59. 
Schließlich ist noch die ehemalige Londoner 
Station Urambo im Unyamwesigebiet zu nennen, die 
im letzten Jahre von der Brüdergemeinde übernommen 
worden ist. Die Londoner Mission hielt eine Ueber- 
gabe derselben für wünschenswerth, da sie seit der 
deutschen Besitzergreifung den Schwerpunkt ihrer 
Arbeit an das Südende des Tanganyika-Sees verlegt
	        
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