station Kilindini durch einen schmalen Schienenweg
verbunden. Bei der Haltestelle am portugiesischen
Fort stiegen wir in einen Wagen, den zwei kräftige
Jungen in sehr schnellem Tempo vor sich hertrieben.
Dicht neben dem Fort liegt das Regierungsspital.
Es ist das ein wahrer Prachtbau.
Weiter, auch unmittelbar am Schienenwege, liegen
die neuen, aber in bescheidenem Stile ausgeführten
protestantischen und katholischen Kirchen. Dann folgen
die schönen Tropenhäuser der europäischen Ober-
beamten der Stadt. Weiter im Schatten großer
Mangobäume liegen die Kasernen indischer Truppen.
Dieses ganze Stadtviertel heißt Kilindini und wird
in einigen Jahren die europäische Stadt bilden. —
Gegen 7 Uhr bestiegen wir den Zug, der uns nach
Vol bringen sollte. Bald waren wir am anderen
Ende der Insel angelangt, und langsam passirte der
Zug auf einer provisorischen Holzbrücke den ziemlich
breiten Meeresarm, welcher Mombassa von dem
Festlande trennt. Noch eine Zeit lang reihen sich
an den Schienenweg die Felder der Eingeborenen,
dann aber ändert sich allmählich das Landschafts-
bild. Auf das saftige Grün folgt zuerst ein Dunkel-
grau und dann ein Hellgrau. Es ist die charakte-
ristische Farbe der Steppe, des Pori. Auf der
Schwelle der weiten, wasserlosen Tarusteppe befindet
sich noch eine Haltestelle. Hier hält der Zug an.
Doch bald ertönt das Pfeifen der Lokomotive, und
mit rasender Eile stürmt der Zug in die weite öde
Steppe hinein.
Die Strecke Taru— Maungu war den früheren
Karawanen die gefürchtetste, auf der man während
mehr als sechs Tagen kein Wasser und keine Nah-
rung finden konnte.
Bei Maungu und mitten im schnellsten Fahren
ertönte auf einmal aus einem Wagen ein ungewöhn-
liches Schreien. Ich stürzte auf das Fenster los
und sah mehrere englische Offiziere, die wic ver-
zweifelt nach der Maschine blickten, heftig die Taschen-
tücher schwangen und dem Zugführer „Stoppt!
Stopp! Halt! Halt!“ zuriefen. Alsbald kreischten
auch die Bremsen, ein hefuger Ruck, und der Zug
stand still. Ich ahnte ein Unglück. Als ich jedoch
die Offiziere mit dem Gewehr aus dem Wagen
stürzen und auf einen nahen Busch losrennen sah,
wurde mir die Sache bald klar. Einer der Herren
hatte hinter einem Busch drei Rhinocerosse gesehen.
Wie Jagdhunde liefen die guten Engländer den
großen Dickhäutern nach. Doch die Thiere hielten
nicht Stand, und bald kamen die beutegierigen Söhne
Albions schweißtriefend und keuchend in ihren Wagen
zurück, wo ihnen ein kräftiger Schluck Whisky herz-
lich mundete.
Wir hatten bereits eine gute Strecke zurück-
gelegt, da ändert sich plötzlich das Landschaftsbild.
Vor uns erheben sich malerisch die blauen, mit
lichtem Wald gekrönten Ndaraberge. Rechis in der
grauen Steppe entdeckt das Auge einen schmalen
grünen Streifen. Es ist der Vorfluß. Bald werden
auch die großen Zeltlager der indischen Arbeiter und
Händler sichtbar. Der Zug hält an, wir sind in
der Vol-Station.
Am Ufer des Flusses, im Schatten eines großen
Baumes, schlagen wir unser Lager auf. Die Vojl-
Station ist die bedeutendste zwischen Isavo und
Mombassa. Von hier aus kann die ganze Bahn-
strecke immer mit Wasser versehen werden. Es be-
steht hier auch schon ein Dorf, wo die bekannten
indischen Kleinhändler wuchern und die unwissenden
Eingeborenen betrügen. Ich glaube aber, daß die
Nachbarstation Ndi#i bald Vol übertreffen wird.
Von Ndii sind es nur noch zwei Tagereisen bis
Taveta, drei bis zur deutschen Militärstation Moschi.
Von Tanga aus braucht der Kilimandjaroreisende
mindestens 15 Tage.
Von Mombassa aus, wo die Dampfer der ost-
afrikanischen Linie jetzt regelmäßig anlaufen, kann
der Reisende in vier Tagen das Kilimandjarogebiet
erreichen.
Aus der Trappistenmission Köln (Ostafrika)
kommen bessere Nachrichten. Im Wesentlichen hat
sich die Lage während der letzten Monate insoweit
geändert, daß die vier Missionsschwestern, von denen
anfangs der beschränkten Wohnungsverhältnisse wegen
zwei in Tanga zurückgeblieben waren, nun sämmtlich
in „Köln“ sind; außerdem hat die Gemeinde in
jüngster Zeit durch Sendung eines dritten Priesters
und zweier Brüder einen kleinen Zuwachs erhalten,
so daß nun im Ganzen vier Chorreligiosen, sieben
Brüder und vier Schwestern sich auf der Neu-
gründung befinden. Vom Fieber haben sie laut den
letzten Berichten wenig mehr zu fürchten, da sie dem-
selben jetzt durch geeignete Gegenmittel sofort zu be-
gegnen wissen. Dagegen klagen Alle über die nass-
kalte Witterung. I7. A. schreibt hierüber in seinem
letzten Briese ungefähr Folgendes:
„Jch war doch in Natal und Grigqualand jahre-
lang auf Stationen, wo es im Witer Eis und
Schnee giebt, kann aber versichern, daß es mich dort
bei Weitem nicht so fror wie hier, auf dem beinahe
sechstausend Fuß hohen Garagebirge. Trockene
Kälte, wie wir sie in Natal und Griqualand hatten,
würden wir viel weniger fürchten, als diese ewigen
seuchten Nebel, welche uns zuweilen volle 10 bis 14 Tage
keine Sonne sehen lassen.
Das Thermometer zeigt morgens gewöhnlich
8 bis 10° Reaumur über Null und es steigt mit-
tags bis auf 130, um dann gegen Abend wieder
auf 10 oder 8° herunterzusinken. Für die Sommer-
zeit, welche hier Aufang September beginnen soll,
erwarten wir allerdings etwas Besseres. Uebrigens
versichern uns die Brüder, welche bereits einen
Sommer hier verlebten, es sei hier im Gebirge selbsft
zur höchsten Sommerzeit kaum halb so heiß wie in
Mariannhill.
Doch nun auch etwas Rühmliches von unserer
neuen Heimath. Vor Allem muß ich die außer-