Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

ordentliche Fruchtbarkeit des hiesigen Bodens loben. 
Ich glaubte z. B. immer, wir hätten in Mariann= 
hill schöne Bananen, doch die hiesigen wachsen zu 
doppelter Höhe. Auch andere Südfrüchte und, was 
die Hauptsache ist, alle europäischen Getreidearten, 
sowie Gemüse aller Art gedeihen ausgezeichnet. Der 
Salat zeigt hier bereits 14 Tage nach dem Versetzen 
die schönsten Köpfe. Kartoffeln, so mehlig und 
schmackhaft wie in Europa, kann man hier drei= bis 
viermal im Jahre ernten. 
Im Garten steht eine Menge der schönsten 
Kohlköpfe, daß wir uns alle Tage an Süßkraut 
mehr als satt essen können; ebenso giebt es Salat 
im Ueberfluß. Gelbe Rüben, Runkelrüben, Monats- 
und Winterrettiche sind so viele gepflanzt und ge- 
deihen so gut, daß wir einen beträchtlichen Theil 
davon unserem Vieh als Futter geben können. 
Bohnen, bekanntlich ein Hauptnahrungsmittel der 
Trappisten, gedeihen vorzüglich und sind ungemein 
ertragreich, namentlich eine weiße, sehr schmackhafte 
und leicht verdauliche Sorte derselben. 
Doch etwas entbehren wir zur Stunde mit 
Schmerzen, das ist genügender Vorrath an Mehl. 
Es fehlt uns, wenigstens zuweilen, an täglichem Brot. 
Br. Polykarp, unser wackerer Feldschaffner, ist 
allerdings mit Hülfe einiger Schwarzen unermüdlich 
thätig, das Land urbar zu machen. Wo vor wenigen 
Monaten noch wildes Dornengestrüpp und große 
Bäume standen, sieht man nun schöne Getreidefelder 
in ansehnlicher Ausdehnung. Es wurden bisher 
Weizen, Roggen, Gerste und Haser angepflanzt, dazu 
auch etwas Mais und Amabele; all diese Felder sind 
in schönstem Zustande. Allerdings, Mehl haben wir 
damit noch nicht; womit sollen wir das Getreide, 
nachdem wir es gedroschen, reinigen und mahlen? 
Wann wird sich in Köln-Gare das erste Mühlcnurad 
drehen? 
Ich erwähnte vorhin die Beihülfe von Ein- 
geborenen bei unseren Feldarbeiten. Wir sind mit 
denselben sehr zufrieden; sie arbeiten um einen ver- 
hältnißmäßig ziemlich billigen Lohn mit einem Fleiße, 
der bei Schwarzen Anerkennung verdient und den 
man bei den Kaffern durchschnittlich nicht findet. 
Ein Theil dieser schwarzen Arbeiter ist mit I'. Boni- 
faz im Walde mit Brettersägen beschäftigt. Sie 
entwickeln dabei unter der energischen und praktischen 
Anleitung und Beihülfe des genaunten Paters eine 
erstannliche Thätigkeit. Sie haben bereits einige 
hundert 20 Fuß langer und 12 Foll breiter Bretter 
aus den mächtigen Holzblöcken gewonnen. Wieder 
Andere fahren Bauholz aus dem Walde herbei oder 
helfen Br. Simon beim Baue solbst. 
(„Kreuz u. Schwert.") 
Auf der Station der „Schwarzen VBäter“ zu 
Kilema tam Kilimandjaro) ist der I'. Dürr ein- 
getroffen. 
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RAus fremden MHolonien. 
Preis des Rronlandes im Rongostaat. 
Nach einem Dekret vom 30. November 1898 
ist im Kongostaat der Preis für Kronland zu land- 
wirthschaftlichen Zwecken bei Flächen bis zu 2000 ha 
auf 100 Francs für 1 ha festgesetzt worden. 
Die englische Rolonie Goldküste. 
Dem Jahresbericht des Gouverneurs der engli- 
schen Kolonie „Goldküste“ für das Jahr 1897 ent- 
nehmen wir Folgendes: 
Die Kolonic „Goldküste“ besitzt zur Zeit keine 
öffentliche Schuld, wohl aber ein angelegtes Vermögen 
von 30 000 , das gegenüber dem Vorjahre weder 
eine Vermehrung noch eine Verminderung erfahren hat. 
Die Einnahmen der Kolonie beliefen sich im Be- 
richtsjahre auf 237 857 K, das ist gegenüber dem 
Vorjahre eine Zunahme um 397 T. Die Ausgaben 
erreichten eine Höhe von 406 369 K, das ist gegen- 
über dem Vorjahre eine Zunahme um 124 091 K. 
Veranlassung zu einer derartigen Vermehrung der 
Ausgaben ist die Einstellung der Kosten der im Jahre 
1896 unternommenen Aschanti-Expedition in den 
Etat des Jahres 1897. Die Gesammtkosten dieser 
Expedition belaufen sich auf 147 587 C. 
Die Einnahmen setzten sich folgendermaßen zu- 
sammen: 
  
  
  
  
  
1897 1890 
. 14. 
Zölle auf Wein, Spirituosen, Feuer- 
wassen 2c. 82 
Werthzölle auf Kaufmannowaaren 42 60 42126 
Schankkonzessionen S8 GME 6 506 
Einkommensteuern und Gebühren! bes 
und Telegraph) 11 800 11448 
Andere Gefälle 16 966584449 
Gesammteinnahme 1 237 857 237 458 
Die Einnahmen haben die Ausgaben überstiegen 
im Jahre 
1890 um 38 549 L, 1892 um 24970 Kf 
1891 = 52 614 = 1893 -22 848 = 
Die Ausgaben dagegen überstiegen die Einnahmen 
im Jahre 
1887 um 17092 L., 1895 um 35 213 K, 
1888 35 6600 = 1896 = 44 817 
1889 = 13614= 1897 168 512 = 
1891 = 8 670 
Der ungünstige Abschluß des letzten Jahres ist, 
wie schon oben bemerkt wurde, durch die Einstellung 
der Kosten der Aschanti-Expedition bewirkt worden. 
In der Kolonie besteht eine Gouvernements- 
Sparkasse. Der Gesammtbestand der Spareinlagen 
belief sich im Berichtsjahre auf 3812 2 gegen 
5068 L im Vorjahre. Die Abnahme des Bestandes 
ist bedingt durch die Abnahme von Neueinlagen, 
welche hauptsächlich in der Gründung der Bank für 
Westafrika in Accra ihre Erklärung findet.
	        
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