Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Sudwestafrita. 
Der Stellvertreter des Kaiserlichen Gouverneurs, 
Regierungsrath v. Lindequist, ist in Deutschland 
eingetroffen. 
Die Unteroffiziere Wittrin und Schmidt, der 
Gefreite Knoth und die Reiter Fielenbach und 
Kückelhans sind in Deutschland eingetroffen. 
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eu- Guinea. 
Der Kaiserliche Richter für den Bismarck-Archipel, 
Dr. Schnee, hat am 13. Dezember v. Is. die Ge- 
schäfte in Herbertshöhe übernommen. Der von ihm 
abgelöste Kaiserliche Richter Dr. Hahl ist bereits in 
Deutschland eingetroffen. 
  
DRachrichten aus den deutschen Schutgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
– — — — 
Deutsch · Ostafrika. 
Ueber die Station Moschi am Rilimandjaro 
berichtet P. Schneider in „Kreuz und Schwert“: 
Die ganze Station ist prachtvoll angelegt. Der 
Hauptpunkt und auch der Hauptschmuck der Boma 
ist das Wohnhaus der Offiziere. Es ist das ein 
großes zweistöckiges Gebände, einem stolzen süddeut- 
schen Bauernhause ziemlich ähnlich. Die Idee, ein 
heimisches Bauernhaus vor mir zu sehen, gestaltete 
sich noch fester, als ich den ein wenig weiter gele- 
genen Hühnerhof besuchte“ Ich sah da europälsche 
Hühner, Tauben, Enten, Gänse, Truthühner, Kanin- 
chen, fette Schweinchen 2c. Die zahlreichen Askaris 
(Soldaten), bei 130 Mann, meist Sudanesen, und 
die auf der Plattform der Bastionen stehenden Ge- 
schütze erinnerten mich jedoch daran, daß ich nicht in 
einer Farm, sondern in einer großen Militärstation 
wandelte. 
An das Wohnhaus der Offiziere reihen sich die 
Nebengebäude, das Unteroffizierhaus, die Küche, das 
Gefängniß. Diese Gebäude, welche mit dem Wohn- 
haus der Offiziere die eigentliche Boma bilden, sind 
mit einem Graben und mit Stacheldraht umgeben. 
Links vor dem Eingangsthor liegt das neue Lazareth 
für Schwarze. Dasselbe ist recht praktisch eingerichtet 
und umfaßt neben den Krankensälen für Weiber und 
Männer ein Operationslokal und ein Zimmer, das 
zur Aufbewahrung von chirurgischen Gegenständen 
dient. Rechts vor dem Thore steht eine große trans- 
portable Baracke, welche zur Zeit als Fremdenzimmer 
dient. Weiter, dicht an der Hauptstraße, liegen die 
Kasernements der 130 Mann starken Truppe. Eine 
eigentliche Kaserne existirt noch nicht, soll aber näch- 
stens gebaut werden. Einstweilen hat jeder Askari 
sein eigenes Haus. Dort lebt er mit Frau und Kind 
und mit seinen Boys. Die großen Maisselder, die 
jetzt den ganzen Moschihügel bedecken, gehören den 
Askaris zu. 
Von der Hauptstraße zweigen sich nach rechts 
und links andere Straßen ab. Längs dieser Straßen 
wohnen Leute von fast allen ostafrikanischen Stämmen. 
Man trifft da Wasuaheli, Wanyamwesi, Manyema, 
Massai u. a. m. Auch Inder und Banjanen, ja 
selbst einen Chinesen habe ich gesehen. 
  
—— —— — — — — 
Schlobach, 
zusammen. 
Auch drei 
Griechen haben sich in Moschi angesiedelt und machen 
als Kaufleute kolossale Geschäfte. Man kann bei 
ihnen allerlei Waaren einkaufen: Baumwollstoffe, 
Decken, Perlen, Eisen= und Messingdraht, Zucker, 
Kaffee, Bier, Wein, Cognak, Tabak 2c. Natürlich 
sind die Preise enorm hoch. 
Der ganze Häuserkomplex mit der Militärstation 
als Mittelpunkt liegt auf einem isolirten Hügel und 
bietet einen überaus wohlgefälligen Anblick dar. 
Unter der kundigen Leitung des Hauptmanns 
Johannes hat der Wege= und Brückenbau große 
Fortschritte gemacht. Das ganze Kilimandjarogebiet 
ist von einem Netze breit ausgeschlagener, gut unter- 
haltener Wege durchzogen. Der Weg von Taveta 
nach Moschi gleicht einer deutschen Heerstraße. Der 
Brückenbau steht auf gleicher Höhe. Früher konnte 
man während der Regenzeit die reißenden Gebirgs- 
bäche gar nicht passiren. Der Marktbesuch und der 
Verkehr im Allgemeinen litt dadurch sehr. Durch 
einen praktischen Brückenbau ist nun auch diesem 
Uebel abgeholfen worden. 
Ueber eine Expedition nach Magalla, #tussu, Kassa, 
Uschaschi bis zum 1. Grad südlicher Breite 
berichtet Hauptmann Schlobach aus Muanza unter 
dem 20. September 1898 Folgendes: 
In den Monaten Juni, Juli, August d. Is. 
ist eine eingehende Bereisung des Muanzabezirks 
von Muanza aus über Magalla, Ntussu, Uschaschi 
und Ururi bis nach Ugaia, und zwar bis nahe zum 
1. Grad südlicher Breite ausgeführt worden, also 
bis an die englische Grenze. 
Um die Station Muanza nicht auf längere Zeit 
zu entblößen, wurde die südliche Hälfte des Bezirks 
zunächst mit einer Vorexpedition (Hauptmann 
Oberarzt Dr. Uhl, Unteroffizier 
Sabadke, 40 Askaris, 1 Maxim) bereist. Nach 
Ablauf eines Monats traf diese Erpedition, wie ver- 
abredet, in Nassa am Ostufer des Nyanzasees mit 
der Verstärkungsexpedition (Lentnant Sand, Unter- 
offizier Begoihn, 33 Askaris, 1 Schnellladegeschütz) 
Lit dieser ansehnlichen Macht wurde 
nun nach dem Norden vorgegangen.
	        
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