Der Sultan Massandja von Magalla begleitete die
Expedition bis an die Grenze seines Landes.
In Sengerema traf infolge des Zickzackmarsches
die Expedition überraschend für die Bevölkerung ein,
die in aller Eile in die benachbarten Pori entfloh.
Wahrscheinlich wurde Bestrafung befürchtet wegen
eines Einfalles, den ein widerspenstiger vertriebener
Manangwa von Usmao kürzlich im Verein mit den
Sengeremaleuten dorthin unternommen hatte. Erst
nach längeren Bemühungen gelang es, mit einigen
Manangwa und etwa 100 Sengeremaleuten ein
Schauri anzuknüpfen. Den Leuten wiurde eröffnet,
daß der Sultan zur Strafe für den Einfall in
Usmao nach Muanza gebracht und dort so lange
gefangen gehalten werde, bis seine Unterthanen zur
Tributarbeit dorthin kommen würden.
An dem diesem Schauri folgenden Tage wurde
Unteroffizier Sabadke mit dem gefangenen Sultan
nach Muanza gesandt, um dort als Ersatz für
Unteroffizier Begoihn zu verbleiben, welcher mittler-
weile mit der Expedition des Leutnants Sand
die Station verlassen hatte.
Die Durchschreitung der zwischen Sengerema
und Ntussu liegenden breiten Pori erforderte drei
starke Märsche, und wurden die Porilandschaften
Sagayn und Sowo passirt, die beide nur einige
kleine Hüttenkomplexe aufweisen. In Sagayu zeigte
man einen Lagerplatz der Baumannschen Expedition.
Der Expedition des Dr. Fischer konnte sich Nicmand
mehr erinnern.
Zwischen Sengerema und Sagayu wurde der
Simiyufluß überschritten, dessen Bett 40 m bereit,
6m tief, nur Wassertümpel und erheblichen Galerie-
wald zeigte. Flußpferde und Krokodile sollen sich
in diesen Wassertümpeln beständig aufhalten. Am
3. Juli lagerte die Erpedition in dem Ndolercési
genannten Hüttenkomplexe der Porilandschaft Sowo.
Auf dem Marsche durch die Landschaft Sowo war
häufig der Sansui zu sehen, ein runder Hügel von
etwa 100 m rel. Höhe. Die im nautischen Jahr-
buch angegebene Mondfinsterniß sagte ich am Nach-
mittage an, und da dieselbe zum Erstaunen des
afrikanischen Publikums eintraf, so spielte dieses Er-
eigniß während des weiteren Verlaufes der Expedition
bei den Schauri eine große Rolle, indem die Nyam-
para nicht verfehlten, den Eingeborenen durch Schil-
derung dieses Ereignisses die Macht der Europäer
vor Augen zu halten, und abergläubische Spannung
malte sich sitets in den Mienen der schwarzen Zu-
schauer, wenn ich durch das Instrument den Himmel
beobachtete, denn das stand bei den Leuten fest, daß
der Europäer die Mondfinsterniß durch seine Daua
(Zauberei) veranlaßt habe, und alle Versuche, dies
auszureden, begegneten nur einem ungläubigen
Lächeln. Es ist eine merkwürdige Thatsache, daß
gerade unter den Wasukuma, die am meisten mit
den Curopäern arbeiten, indem sie als Träger und
Arbeiter vorzügliche Dienste leisten, noch ein geradezu
unheimlicher Aberglaube herrscht. Sie glauben, daß
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ein Mensch, der eine gute Daua besitzt, sich z. B. in
einen Löwen verwandeln kann. Ein großer Theil
der Wasukuma verlangt von den Sultanen die
Fähigkeit, Regen zu machen. Mißlingt einem Sultan
dies mehrere Male, so wird er abgesetzt, wenn nicht
die Furcht vor der Station dies verbietet, u. s. w.
An anderer Stelle soll über die Anschauungen der
Wasukuma ausführlicher berichtet werden.
Nach Ueberschreitung mehrerer, dem Simigu tri-
butärer Wasserläufe, von denen der größte der
Waliati zu sein scheint, wurde in Somanda, dem
Sitze des Sultans Kitschimansale von Ntussu, ge-
lagert. Trotzdem der Sultan kürzlich der Station
einen Besuch abgestattet hatte, was vorher noch nie
der Fall gewesen war, wurde er in Somanda nur
mit geringem Gefolge getroffen. Der größte Theil
der Bevölkerung war geflohen. Auch hier half
wieder das einzige Mittel gegen die Scheu der
Eingeborenen, nämlich „Warten“. Am nächsten
Tage trafen fast sämmtliche Manangwa ein, nach-
dem sie sich von den friedlichen Absichten der Ex-
pedition überzeugt hatten, und versprachen Gehorsam
gegen die Station. Ihr Versprechen haben die
Ntussuleute erfüllt, indem noch im Monat Juli etwa
200 Leute zur Tributarbeit in Muanza erschienen.
Ein friedlicher Erfolg!
Nördlich von Niussu beginnen neue Formationen.
Bisher wurde ein Plateau überschritten, welches in
Nera sich als eine Ebene darstellt, aus der hin und
wieder niedere Höhenrücken und Kuppen emporragen,
welches in Abadi, Nunghu und Ntussu ein stark ge-
welltes Hügelland darstellt, durchweg mit den den
Granitsormationen eigenthümlichen, durch Erosion
gebildeten Cigarrenformen. Nördlich von Ntussu
verschwindet plötzlich der Granit, und zeigen die
Geländeerhebungen sanfte, runde Formen, wic der
Sanfui. Besonders auffällig sind zwei Berge, der
Tutwa und der Ngasamo, die sich glockenförmig
gegen den Horizont abheben, letzterer bis zu einer
rel. Höhe von etwa 300 m. Hier wurden be-
deutende, stark eisenhaltige Thonschiefer und OQuarz=
lager gefunden, die nach den Funden in Nserugurura
wohl werth sind, auf abbauwürdigen Goldgehalt
untersucht zu werden, umsomehr, als Goldfunde
durch die Expedition hier thatsächlich gemacht wurden.
Nördlich beider Berge dehnt sich ein großes, wild-
reiches Pori aus. Wic im Simiyupori, wurden auch
hier Kifaro, Strauße, Hartebeester, Thomson-Gazellen
und andere Antilopen, auch Zebra, getroffen.
Südwestlich des Ngasamoberges war ein 25 1u
breites, 6um tiefes Flußbett zu überschreiten, dessen
Sohle mit Wassertümpeln bedeckt ist. Dieser Flußz.
welcher auf der Karte nicht verzeichnet ist, heißt
Duma und kommt von Osten, angeblich aus der
Landschaft Jkoma. Zwischen den Landschaften Tutwa
und Ntussu hindurchfließend, mündct er in den Simyn.
Er ist jedenfalls identisch mit dem auf der Bau-
mannschen Karte irrthümlich östlich Ntussu punktirt
geführten Duma.