Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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In der Landschaft Iriéni bemühte sich der 
Sultan Mrämbura der Wassimbiti ängstlich um 
unsers Freundschaft. Sein Einfluß ist unter Null. 
Die Ueberschreitung des Maraflusses Mrämburas 
Dorf, noch in der Bucht selbst, wurde mittels des 
Segelbootes „General Liebert“ und mit Hiülfe der 
vom Sultan gestellten, mangelhaften Kanus unter 
großen Schwierigkeiten bewerkstelligt. Durch die an 
beiden Ufsern der Bucht 200 bis 300 m breiten 
vorgelagerten Papyrusdschungeln vorzudringen, war 
mur mit Kanus möglich und gehörte dazu stunden- 
lange, angestrengteste Arbeit, die durch Millionen 
von Mosklitos zur Qual wurde. 
Zwei starke Märsche brachten die Exrpedition Firmen neben den englischen reichen Absatz für ihre 
vom Mara zum Sultan Kalinga von Ururi, dessen 
Dorf auf steilem Felsplateau angelegt ist. In der 
Nähe liegt eine Missionsstation der weißen Vöter, 
die vor etwa Jahressrist nach dem Tode des 
superior pater Thnet verlassen wurde. Die 
Mission befand sich noch in gutem baulichen Zu- 
stande, ihre Lage in gesundheitlicher Beziehung ist sehr 
mangelhaft. Ein großer gutentwickelter Bananenhain 
und alle sonstigen Anlagen beweisen die Thatkraft 
und den Fleiß der beiden Missionare, die nur kurze 
Zeit dort wirken konnten. 
Der Sultan Kalinga, ein intelligenter Mann, 
hat sich durch den Verkehr mit den Missionaren ein 
für einen Neger erstaunlich gewandtes und gebildetes 
Benehmen angeeignet. Er klagte aber sehr über den 
hinterlistigen Charakter seiner Waruri und gestand 
selbst zu, daß er keinen Einfluß besitze. 
begrüßte er daher die Eröffnung des Schirapostens. 
Spekegolfes durch die Landschaften Sanakki, Katoto, 
Uschaschi, Nassa, Massanza, Sima, Magu und Klein- 
Usukuma traf die Expedition am 29. August bei der 
Station Muanza wieder ein. 
Der Rückmarsch war völlig friedlich von Statten 
gegangen. Die Expedition hat im Ganzen 81 Tage 
gedauert. 
Als Erfolge derselben sind zu bezeichnen: 
1. Die Anlage eines Offizierpostens an der 
durch welchen nunmehr die deutsche 
Schiratibucht, 
Macht im Norden des Muanzabezirks bis zur eng- 
lischen Grenze wirklich geltend gemacht wird. 
Mit Freuden 
Die politischen Verhältnisse in Uganda und noch 
mehr der Kampf der englischen und französischen 
KHKolonialpolitik um den Sudan haben die Engländer 
veranlaßt, große Truppenmassen in Uganda zu kon- 
zentriren. Unsichere Zuständc, mangelhafte Produktion 
an Verpflegung, Menschenmangel und die Thatsache, 
  
––. -— 
daß die Eingeborenen der englischen Kolonie sich als 
Träger nicht eignen und sehr hohe Preise verlangen, 
zwangen die englischen Kanfleutc seit längerer Zeit, 
ihre Waarentransporte für Uganda durch unsere 
Kolonie zu leiten, die bekanntlich über ein gutes 
reichliches Trägerpersonal verfügt. Infolge des ge- 
waltigen Konsums in Uganda finden auch deutsche 
Waaren daselbst, sowie einen guten Verdienst durch 
Uebernahme des Transports englischer Lasten, sobald 
sie über die nöthige Anzahl von Wasserfahrzeugen 
versügen. Auch der Erport von Vieh in guter 
Jahreszeit nach Uganda bietet sehr günstige Aus- 
sichten, da für dasselbe in Uganda etwa der fünf- 
fache Werth des hier billigen Einkaufpreises erzielt 
wird. Diese jetzt so günstigen Umstände für kauf- 
männische Unternehmungen werden natürlich eine 
Aenderung zu ihren Ungunsten erfahren, sobald die 
Verhältnisse in Uganda und im Sndan sich beruhigt 
haben, weil dann die Engländer den ungeheuren 
millionenverschlingenden Apparat mit dem sie jetzt 
arbeiten müssen, umgehend vereinfachen werden. 
Die Mombassabahn, die Mombassa mit dem Victoria- 
Nyanzasee verbinden soll, kommt, wie es sich mehr 
und mehr herausstellt, als schädlicher Konkurrent für 
den hiesigen Erporthandel nicht so sehr in Betracht, 
Nach sechs weiteren starken Märschen längs des 
als man glauben konnte. Der Bau schreitet schon 
jetzt sehr langsam vorwärts und das nahe der Küste 
!1 
2. Nachdrückliche Bereisung der zwischen der 
Station Muanza und dem Schiratiposten gelegenen 
Länder und Hebung des Ansehens der Station in 
des Victoria-Nyanza gesichert ist. Eventuell erfolg- 
reiche Schürfunternehmungen und Zebrafang können 
jederzeit in Angriff genommen werden. 
5. Erweiterung der geographischen Kenntniß der 
bereisten Länder durch Routenaufnahmen und astro- 
nomische Bestimmungen. 
Bezüglich der wirthschaftlichen Bedeutung des 
Nyanzaseengebietes im Speziellen, sei nach der ge- 
schilderten Bereisung noch Folgendes hinzugefügt: 
verlangen wird. 
p Vertreters einer großen englischen Firma, 
denselben, so daß der Handel und Wandel am Ostufer 
beabsichtigt, 
im günstigen Gelände. Je weiter nach Westen 
werden die Schwierigkeiten, wie die Karte zeigt, 
mehr und mehr zunehmen. Nachrichten aus Uganda 
besagen, daß man englischerseits nicht vor zehn Jahren 
die Beendigung des Bahnbaues erwartet, daß ferner 
sogar Zweifel dort herrschen, ob der Bau nicht vor 
seiner Beendigung eingestellt werden wird. Selbst 
wenn die Mombassabahn in absehbarer Zeit sertig- 
gestellt werden sollte, ist zu bedenken, daß diese in 
erster Linie aus strategischen Gründen erbaute Bahn 
infolge ihrer außerordentlichen Bau= und Unkosten 
speziell für den Gütertransport sehr hohe Preise 
Bezeichnend ist die Erklärung eines 
wonach 
dieselbe auch nach Fertigstellung der Mombassabahn 
ihre Güter weiterhin mittels Träger 
durch die deutsche Kolonie zu befördern. 
Durch Handel und die Aussicht auf lohnende 
Ausbeute mineralischer Schätze gewinnt das Muanza- 
gebiet, d. h. das Süd= und Ostuser des Sees, eine 
wirthschaftliche Bedeutung, die wohl noch die des 
Westufers, des Bukobagebiets übertrifft, dessen großer 
Muanzabezirks, also des Süd= und Ostufers unseres 
Werth infolge klimatischer Vorzüge im Plantagenbau, 
speziell im Kafscebau, liegt.
	        
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