Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Ramerun. 
Strafexpedition der Schutztruppe. 
Nach amtlichen Berichten aus Kamerun ist Mitte 
Dezember v. Is. die Kaiserliche Schutztruppe unter 
Führung des Hauptmanns v. Kamptz zur Bestrafung 
des bekannten Häuptlings und Sklavenräubers Ngila 
in der Richtung nach Yaunde aufgebrochen. 
Die Kanga #Agoko-Expedition 
ist Ende Dezember in Kinschassa am Stanleypool 
eingetroffen. Da alle Dampfer beschäftigt waren, 
sollte der Ausbruch zum Sanga Anfang Januar er- 
folgen. In Boma hat sich der Leutnant Kramsta, 
der sich auf eigene Kosten nach Afrika begeben hat, 
der Expedition angeschlossen. 
Rakaopflanzungen.“) 
Wenn, wie im Jahre 1898, in Kamerun mit 
Pflanzen fortgefahren werden wird, so wird in ab- 
sehbarer Zeit Victoria (Kamerun) im Stande sein, 
den deutschen Markt vollständig mit Kakao zu ver- 
sorgen; Ende 1899 werden etwa 1 900 000 Bäume 
stehen, wovon auf die 
Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft 
„Victoria“ .. . etwa 500 000 
Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft 
„Bibundié 400 000 
Kamerun-Land= u. Plantagengesellschaft . 450 000 
Pflanzung „Günther Soppo“, G.m. b. PS. = 350 000 
Pflanzung „Esser-Oechelhäuser“ 65 000 
Moliwe-Pflanzung . -150000 
entfallen werden. 
Gering veranschlagt, bringt der Baum in Vietoria 
nach drei Jahren etwa drei Pfund Früchte und bleibt 
30 Jahre ertragsfähig, so daß also vom Jahre 1903 
ab bereits auf eine Ernte von etwa 50 000 Sack 
à 100 Pfund gerechnet werden kann. 
Da diese Kameruner Pflanzungsgesellschaften alle 
äußerst kapitalkräftig sind und noch große Reserven 
besitzen, so kann man wohl annehmen, daß sie in den 
nächsten vier Jahren successive weitere zwei Millionen 
Bäume pflanzen werden, so daß die Ansfuhr an 
Kakaofrüchten in Victoria sich stetig steigern wird. 
Marshall-Inseln. 
Besitzwechsel. 
Die Handlung Henderson & Mgeferlane ist 
auf die englische Handelsgesellschaft The Lacific 
Islands Company limited in London übergegangen. 
  
  
*) Aus dem „Tropenpflanzer“ Nr. 2, 1899. 
  
RAus dem Bereiche der Wissionen und 
der RAnkishlaverei-Bewegung. 
Von der Baseler Mission reisten mit dem Dampfer 
„Eduard Bohlen“ der Woermann-Linie am 10. Ja- 
nuar die Missionare Karl Epting und Ernst 
Dinkelacker nach Kamerun ab. 
Nach einer Meldung des „Missionsfreundes“ 
hat die Mission Berlin I. (Gesellschaft zur Beförde- 
rung der evangelischen Missionen unter den Heiden) 
bereits vier Stationen in Uhehe errichtet. (Vergl. 
Kol. Bl. 1898, S. 772 
Die Gesellschaft der Väter vom hl. Geist 
(Schwarze Bäter) hat einkn Besitzstand von 147 Kloster- 
gemeinden, 613 Patres, 544 Brüdern, 110 Profeß- 
scholastikern und 600 Priestern nebst 180 Brüder- 
kandidaten und 61 Aggregirten, zusammen also 2108 
Mitglieder. Zu den dreizehn apostolischen Vikariaten 
und Präfekturen in Afrika kam im Jahre 1898 als 
vierzehnte das apostolische Vikariat Nordwest-Mada- 
gaskar. Auch in den Vereinigten Staaten Nord- 
amerikas zählt der Orden 24 Niederlassungen, dar- 
unter acht deutsche Pfarreien. In Europa selbst 
theilt er sich in vier Provinzen und zwar je eine 
in Deutschland, Frankreich, Irland und Portugal. 
(Kreuz und Schwert.) 
An Stelle des erholungsbedürftigen Missionars 
Ostwald von der Evangelischen Missionsgesellschaft 
für Deutsch-Ostafrika ist der Missionar Karl Eisen- 
berg nach Tanga entsandt worden. Von der Ent- 
wicklung dieser Missionsstation entnehmen wir den 
„Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“, denen 
auch die vorstehende Nachricht entstammt, noch Fol- 
gendes: 
Br. Ostwald ist in letzter Zeit hauptsächlich 
Baumeister gewesen. Er hat den Bau der neuen 
Kapelle nach allen Kräften betrieben, um sie wo- 
möglich Weihnachten einweihen zu können. Die 
deutsche Gemeinde, die auch fleißig zum Gottesdienst 
kommt, hat regen Antheil an dem Entstehen dieser 
Kirche genommen. Es verging fast kein Tag, an 
dem nicht Besucher auf den Bauplatz gekommen 
wären. Die Mauern von der Koapelle sind ja auch 
von den Gaben der wenigen Evangelischen gebaut. 
Dieselben haben 776 Rupien dafür aufgebracht. Ein 
Herr schenkte das Geld zu einem Altarbild, ein 
anderer stiftete eine schwarze Altardecke. Beim Bau 
hat zeitweilig Herr Bauleiter Müller geholfen. 
Für ein Harmonium wurden neulich an einem 
Abend 275 Nupien geschenkt. 
Durch die neue Kirche bekommt Tanga ein 
anderes Aussehen. Wenn Br. Eisenberg sich mit 
dem Schiffe der Stadt nähert, so winkt ihm schon 
von Weitem der Kirchthurm entgegen. „Er findet“, 
schreibt Br. Ostwald, „eine Gemeinde von 22 schwarzen 
Christen, die ihm viel Freude, wenn auch viel Arbeit
	        
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