Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

schen Mitgliedern der Expedition, bei Karonga von 
den Engländern eine Basis gemessen und die Trian= 
gulation getrennt bis zum 33. Grad östl. Lg. längs 
der Grenze geführt, wo die Exvedition Anfang Sep- 
tember v. Is. anlangte. Die von der gemischten 
Kommission vorgenommenen topographischen Auf- 
nahmen zwischen dem 33. und 32. Grad östl. Lg. 
ergaben, daß die Wasserscheide nicht durch den Steil- 
absturz bezw. aufgewulsteten Grabenrand gebildet 
wird, welcher sich vom 33. Grad östl. Lg. bis zum 
Tanganyikasee hinzieht, sondern daß die Wasserscheide 
infolge der sehr eigenthümlichen Bodengestaltung 
theilweise mehrere Tagereisen westlich von dem Steil- 
absturz liegt, so daß sie immer dicht bei der Stevenson 
Road verläuft. Den Eingeborenen ist diese Art der 
Grenzführung sehr geläufig und es weiß jetzt schon 
jedes Dorf, je nachdem es sein Wasser hüben oder 
drüben schöpft, zu welcher Machtsphäre es gehört. 
Den Tanganyikasee erreichte die Kommission am 
15. Oktober, während die Triangulationsarbeiten 
voraussichtlich erst um den 15. November hier ihren 
Abschluß finden sollten. Die Kommission hat sich 
darauf hin geeinigt, den beiderseitigen Regierungen 
als Grenze zwischen dem 32. Grad östl. Lg. und 
dem Tanganyikasee nicht die im Vertrag von 1890 
vorgesehene gerade Linie, sondern einen Flußlauf 
vorzuschlagen, so daß nur auf kürzere Strecken eine 
Grenze über Land sich nöthig machen würde. 
Nach den letzten, vom 11. November datirten 
Nachrichten waren an jenem Tage die Protokolle der 
Grenzvermessungsarbeiten von den beiderseitigen Re- 
gierungskommissionen unterzeichnet und die englische 
Grenzexpedition hatte alsbald die Rückreise nach 
England angetreten, während die deutsche noch dabei 
beschäftigt war, so lange es die bevorstehende Regen- 
zeit gestattete, die topographischen Aufnahmen zu ver- 
vollständigen und eine Kontrolbasis zu messen. Das 
äußerst schwierige Terrain, welches bereits die englische 
Expedition verhindert hatte, die Triangulation bis 
an den Tanganyikasee selbst zu treiben, dürfte mög- 
licherweise auch die deutsche Expedition noch veran- 
laßt haben, bei der Kürze der Zeit die letzte Strecke 
nur mit dem Meßtisch aufzunehmen. Um Neujahr 
beabsichtigte Hauptmann Herrmann die Grenzregu- 
lirungsegpedition als solche aufzulösen und die von 
der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in 
Göttingen angeregte und im Anschluß an die Grenz- 
expedition geplante und beschlossene Pendelexpedition 
neu zusammenzustellen. Letzteres Unternehmen wird 
unter Führung des Astronomen Dr. Kohlschütter 
am Tanganyikasee und im Gebiet der großen geolo- 
gischen Stromgebiete in Ostafrika eine Reihe von 
Schwerebestimmungen und sorgfältigen astronomischen 
Ortsbestimmungen vornehmen und im Laufe dieses 
Jahres über Tabora zur Küste zurückkehren. 
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NRamerun. 
Ueber das Aufsinden der echten, Rautschuk liefernden 
Kickxia afrienna Benth. in Ramerun 
berichtet Dr. Preuß im „Tropenpflanzer“ Folgendes: 
Kurz vor Antritt meines Urlaubs nach Europa 
im Mai 1897 hatte ich die in dem Versuchsgarten 
von Victoria mit der Prüfung von Kautschukpflanzen 
beschäftigt gewesenen Kautschukarbeiter, Fantis aus 
dem Hinterlande der Goldküste, an das Gouvernement 
nach Kamernn gesandt mit der Bitte, dieselben nach 
der Station Johann Albrechtshöh zu befördern, damit 
sie dort unter Leitung des Gärtners Staudt den 
von mir 1889 gefundenen Kautschukbaum wieder 
aussuchten. Ich vermuthete, daß dieser Baum mit 
dem im Hinderlande von Lagos so enorme Mengen 
von Kautschuk liefernden, im Kew Bulletin Nr. 106 
vom Oktober 1895 als KickKia africana Benth. 
beschriebenen, von den Fantis „Ofuntum“ genannten 
Baume übereinstimmte. Jedoch mußte ich annehmen, 
daß hier ein Irrthum vorläge, da mir vom bota- 
nischen Museum in Berlin nach eingesandten unreifen 
Früchten und Blättern, ein bei Victoria häufig vor- 
kommender Baum als Kick Kin alricana Benth. be- 
stimmt worden war, welcher aber keinen Kautschuk 
lieferte, von den Fantis „Okeng“ genannt wurde und 
nach ihren Aussagen dem „Ofuntum“ von Lagos 
sehr ähnlich schen sollte. 
Bald nach meiner Abreise von Victoria erfuhr 
ich leider, daß der Gärtner Staudt, an den ich 
gleichzeitig mit den Kautschukarbeitern ein ausführ- 
liches Schreiben über den Baum abgesandt hatte, 
gestorben war. Als ich dann Anfang Dezember des- 
selben Jahres wieder in Victoria eintraf, erfuhr ich 
auf meine Nachfragen nach den Fantis, daß dieselben 
infolge irgend welcher Zufälle, vielleicht weil sie kein 
Wort Englisch und Niemand ihre Sprache verstand, nicht 
nach Johann Albrechtshöh gelangt, wohl aber längere 
Zeit am Mungo gewesen, dann nach Kamerun zurück- 
gekehrt und auf ihre Bitten in ihre Heimath entlassen 
worden seien. Ein großer Ball Kautschuk, den sie 
vom Mungo mitgebracht hatten, wurde mir zugesandt, 
jedoch war absolut nichts über die Stammpflanze be- 
kannt, und ich konnte nur muthmaßen, daß der Kaut- 
schuk von dem „Ofuntum“ stammte, da die Fantis 
den Auftrag von mir erhalten hatten, speziell diesen 
Baum zu suchen. 
Meine wiederholten Versuche, aus Lagos anderc 
Kautschukarbeiter zu erhalten, mußte ich nach monate- 
langen vergeblichen Bemühungen endlich aufgeben. 
Da erfuhr ich auf meine Erkundigungen von zwei 
Balis, welche 1890 bei mir auf der Barombistation 
gewesen waren und daher den Baum kannten, daß 
sie in der Nähe von Ik#liwindi, also eine kleine Tage- 
reise von der alten Barombistation entfernt, einige 
Bäume wüßten, aus welchen die Kumbalente früher 
Kautschuk gemacht hätten. Meine Absicht, mit diesen 
Balis dorthin zu gehen, wurde leider vereitelt durch
	        
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