Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Stadt und der Umgebung ausgebrochen und haben 
manches Menschenleben gefordert. Außer den Kranken, 
die im Spitale weilen, kommen täglich etwa 50 Lei- 
dende aller Art aus der Stadt und Umgebung, um 
sich Dawa (Medizin) zu holen oder ihre Wunden 
verbinden zu lassen, so daß die Krankenschwester von 
7 bis 10 Uhr vollauf beschäftigt ist. Das summirt 
sich in einem Jahre auf 15 000 Arzneiabgaben und 
Verbände. Unser Waisenhaus, das gegen Anfang 
des Jahres ungefähr 90 Mädchen zählte, erhielt in 
diesem Jahre einen Zuwachs von 38 Kindern, so 
daß die Gesammtzahl derselben nahezu 140 beträgt. 
Es sind dies meistens losgekaufte Sklaven. 
Am letzten Osterfeste wurden 15 derselben getauft, 
und am Weihnachtsfeste 16 andere. Vier unserer 
größeren Mädchen reisten mit unseren Schwestern im 
Juli nach Uhehe, um denselben im neuen Wirkungs- 
kreis behülflich zu sein. Vergangenen Monat ver- 
heiratheten sich vier unserer erwachsenen Mädchen, 
und drei der jungen Ehepaare ließen sich auf unserer 
St. Scholastikaschamba nieder. Letztere bilden die 
Ländereien, die der apostolische Präfekt im vorigen 
Jahre für die Schwestern angekauft hat. Sie sind 
eine Stunde von Dar-es-Salam entfernt. Wir haben 
dort einen Gemüsegarten angelegt. Auch haben sich 
dort nach und nach 17 Familien angesiedelt. 
  
Die „Neuendettelsauer Kirchlichen Mittheilungen“ 
enthalten folgenden Jahresbericht über die Thätigkeit 
der Neuendettelsauer Mission in Kaiser Wilhelmsland: 
Mit ziemlicher Mühe sind eine Fibel, Katechis- 
mus, Liederbuch und biblische Geschichte in der 
Yabimsprache hier in Deutschland durch Missionar 
Vetter fertiggestellt worden; die gleichen Hülfs- 
mittel auch in der Kaisprache durch Miss. Flierl, 
in Australien. 
Wie schon angedeutet, ist das Jahr 1898 auch 
ein Urlaubsjahr gewesen und daher die drei Stationen 
Simbang, Tami, Sattelberg schwächer besetzt, wenig- 
stens die beiden letzteren; auf dem Sattelberg erlitt 
die Arbeit nothgedrungen eine Einschränkung, wenn 
auch Miss. Decker stets durch einen der anderen 
Brüder abwechselnd unterstützt wurde. Erschwert 
war außerdem das Werk, sowohl in Schule als in 
Dörferbesuch, durch die fortwährenden Kriegsunruhen 
in jener Gegend. Immerhin konnte Miss. Decker 
bei seinen Schülern einen Fortschritt in der Erkenntniß 
und in guten Vorsätzen bemerken, bei seinen Dörfer- 
besuchen erfreuliche Willigkeit zu hören, ja das Ver- 
langen nach einer Missionsstation. Auf dem Gebiet 
von Simbang und in Tami ist (außer einem durch 
die Missionare geretteten Kinde) noch Niemand getauft 
worden; aber sonst ist nach mehreren Seiten hin ein 
Fortschritt zu beobachten. Das gute Beispiel der 
Erbauung eines zum Gottesdienst bestimmten Hauses 
hat an anderen Orten Nachahmung gefunden, die 
mehr geförderten unter den Schülern unserer Missio- 
nare haben angefangen, ihre Kenntnisse selbständig zu 
verwerthen in einer Art freiwilliger und freier Kate- 
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chetenthätigkeit; besonders bemerkenswerth und wichtig 
ist, daß ein Umschwung in der erwachsenen Bevölke- 
rung sich wahrnehmbar machte. So haben die Be- 
wohner von Simbang, die zehn Jahre lang als 
harter Boden sich erwiesen, ihre Stellung zu den 
Missionaren geändert, an anderen Orten fangen die 
Erwachsenen an, dem Verlangen der Jugend nach 
Abstellung bisheriger Gebräuche nachzugeben, wie in 
Kwalasam. Einen erfreulichen Ausblick hat das 
Verlangen des östlichen Nachbarstammes der Bukaua 
nach Missionaren und Unterricht eröffnet. Wir sind 
gern auf den Vorschlag unserer Missionare einge- 
gangen, dort eine neue Station zu errichten und 
haben daher bereits Vorsorge für eine Verstärkung 
unserer Arbeitskräfte draußen getroffen. Wegen des 
engen religiösen Zusammenhanges der Yabim und 
Bukaua versprechen sich unsere Missionare von der 
Eröffnung der Missionsthätigkeit in jenem Stamm 
eine besondere Förderung ihres allgemeinen Werkes. 
Nachdem Miss. Vetter Ende August in Simbang 
wieder eingetroffen war, siedelte Miss. Hoh mit Frau 
nach Tami über. Zur ständigen Hülfe auf dem 
Sattelberg wurde Miss. Zwanzger bestimmt; in 
Simbang stehen außer Miss. Vetter noch die Miss. 
Pfalzer und Held; Miss. Bamler wollte zunächst 
auf Sattelberg Erholung suchen. Der schlechte Ge- 
sundheitszustand unseres Miss. Tremel, der nun 
schon Jahr und Tag in Australien auf Urlaub sich 
aufhält, hat sich leider noch nicht gebessert. 
Am 7. Februar wird der in unseren Dienst ge- 
tretene Missionar von Mari YMamba, Herr Hansche 
mit Frau, sowie Fräul. J. Schmidt, Braut unseres 
Miss. Vetter, von Genua aus nach Neu-Guinea 
abreisen. Miss. Flierl will im April nach Neu- 
Guinea zurückkehren. Desgleichen ist Miss. Vetter 
nach einer 1½ jährigen Abwesenheit im August wohl- 
behalten wieder in Simbang eingetroffen. Ueber 
seine Ankunft in der Langemackbucht (Finschhafen) 
schreibt derselbe: 
Während früher der Dampfer immer weit draußen 
in der See lag und trieb zu unserem und des Ka- 
pitäns Unbehagen, fuhr er diesmal zum erstenmal 
in unsere Langemackbucht herein und ging vor Anker. 
Dies konnte er ohne Besorgniß für das Schiff auf 
Grund der unlängst vorgenommenen Vermessung und 
Verzeichnung der Tiefenverhältnisse durch das deutsche 
Kriegsschiff „Möwe“. Für den uns dadurch ge- 
leisteten Dienst sind wir sehr dankbar. In der Bucht 
ist's immer ruhig, während auf dem früheren Platz 
bei heftiger See das Löschen der Ladung oft nicht 
ungefährlich war und auch langsam von statten ging. 
Nun aber dürfen wir der Schiffsankunft unbesorgt 
entgegensehen. 
Neue Missionsstation in dem Lande der 
Wangoni. Das Land der gefsfürchteten Wangoni 
(oder Magwangwara) im Süden Deutsch-Ostafrikas 
wurde gegen Ende des Jahres 1897 der deutschen 
Herrschaft vollständig unterworfen und dort die
	        
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