Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Aerziliche Missionen. 
Zur Geschichte der in Nr. 3 des Deutschen Kolo- 
nialblattes (S. 95) vom 1. Februar 1899 behandelten 
„Aerztlichen Missionen“ in Deutschland dürfte die 
Thatsache von Interesse sein, daß nach Mittheilung 
des evangelischen Afrikavereins bereits im Jahre 1892 
auf Anregung und unter Mitwirkung Sr. Durchlaucht 
des Fürsten Hohenlohe-Langenburg, des jetzigen 
Statthalters Sr. Majestät des Kaisers in Elsaß- 
Lothringen, ein Aufruf erging, welcher die Gründung 
des evangelischen Afrikavereins (Schriftführer Herr 
Geheimer Oberregierungsrath Steinhausen, Ber- 
lin W., Potsdamerstr. 73) bezweckte und als eine 
der wichtigsten Ausgaben dieses Vereins die Aus- 
sendung von Aerzten hinstellte. Der Aufruf ist nicht 
ohne Erfolg geblieben. Im Jahre 1893 ist der 
Verein unter dem Ehrenpräsidium des genannten 
Fürsten gegründet und schon im Jahre 1894 konnte 
dem ersten Studenten der Medizin gegen Uebernahme 
der Verpflichtung im Dienste des Vereins als Missions- 
arzt thätig zu sein, für die Zeit seiner Ausbildung 
ein Jahresstipendium gewährt werden. Er hat die 
Doktorwürde erworben, siteht zur Zeit im Staats- 
cxamen und soll nach entsprechender praktischer Aus- 
bildung (auch auf dem Gebiete der Tropenhygiene) 
alsbald als Missionsarzt voraussichtlich nach Ostafrika 
abgeordnet werden. Inzwischen ist ein zweiter Me- 
diziner ebenfalls gegen Gewährung eines Jahres- 
stipendiums die gleiche Verpflichtung eingegangen, 
und ein dritter wird sich am Anfange des nächsten 
Semesters dem Vereine zur Verfügung stellen. 
Es sind ja nur kleine Anfänge, von denen wir 
berichten können. Immerhin darf an dieser Stelle 
konstatirt werden, daß die besonders auf Ausbildung 
von Missionsärzten gerichteten Bestrebungen etwas 
ganz Neues in Deutschland nicht sind. Als ein 
Vorzug ist es aber unseres Erachtens anzusehen, daß 
der genannte Verein Aerzte für alle innerhalb 
deutscher Kolonien arbeitenden Missionen aus- 
bildet und sich somit nicht darstellt als ein Hülfs- 
verein einer einzelnen Missionsgesellschaft, welche nach 
den für die Gesellschaften aonerkannten Grundsätzen 
auch anderweit thätig sind. Das Gebiet der deutschen 
Kolonien in drei Erdtheilen bietet der ärztlichen 
Mission wahrlich Raum für eine recht umfassende 
Wirksamkeit. Ja, was sind zwei bis drei Aerzte für 
die Masse der Kranken und Leidenden unter den 
Eingeborenen, die in ihrem oft unbeschreiblichen Elende 
Hülfe suchend die Hände nach uns ausstrecken. Die 
Ausbildung eines Missionsarztes kostet dem evange- 
lischen Afrikaverein aber jährlich 700 bis 1000 Mk. 
Gern würde er mehr Aerzte ausbilden und aussen- 
den, doch dazu bedarf er vor Allem der thatkräftigen 
Mithülfe der interessirten Kreise im Heimathlande. 
An Medizinern, welche sich dem schweren Berufe 
widmen wollen, würde es nicht fehlen. 
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Üeue Eingänge bei der botanischen Centralstelle. 
1. Diverse Sämereien von Herrn Regierungsrath 
Dr. F. Stuhlmann. Als besonders wichtig darunter 
erwiesen sich die Samen des Moulebaumes (Chloro-- 
phora excelsa Bth. et Hk.), der das beste Nutz- 
holz des deutsch-ostafrikanischen Küstenlandes liefert, 
ferner die des Muavibaumes (Erythrophloeum 
guineense Don.), der sowohl durch sein prachwolles, 
dem Mahagoni gleichgeschätztes Holz als auch durch 
seine zwar giftige, aber medizinisch verwendbare Rinde 
noch einmal eine Bedeutung gewinnen kann. 
2. Holzproben und dazu gehörige Blattzweige 
des Mpululu-, Msalaka= und Mkwatabaumes von 
Herrn Oberleutnant Brosig aus Kilossa. Mpululu 
konnte nach dem vorliegenden Material nicht be- 
stimmt werden. 
Msalaka ist wahrscheinlich eine noch unbekannte 
Excoecaria-Art, Mkwata ist der durch seine eßbaren 
Früchte bekannte Leguminosenbaum Cordyla africana 
Lour. Blätter des letzteren sandte auch Herr Haupt- 
mann Johannes aus der Kaheoase im Kilimandjaro- 
gebiete ein. 
3. Von Herrn Regierungsrath Dr. F. Stuhl- 
mann Blattzweige bezw. auch Früchte des Mkumbi- 
oder Mungamobaumes (Ochna alboserrata Engl.), 
der Albizzia lastigiata Oliv. von den Matumbi- 
bergen, des Mnywe-madyibaumes (NMascarenhasia 
elastica K. Sch.) und des Mpaffubaumes (Cana- 
rium Liebertianum Engl.). 
4. Eine reichhaltige und vortrefflich präparirte 
Sammlung von Früchten, Knollen, Landesprodukten 
und einzelnen getrockneten Pflanzen aus Victoria in 
Kamerun durch Herrn Direktor Dr. Preuß. Her- 
vorzuheben daraus ist eine zum ersten Male voll- 
ständig eingelaufene Zusammenstellung alles dessen, 
was Dr. Preuß zur Entscheidung der wichtigen Frage 
nach Werth und Ursprung des Kickkia-Kautschuks 
geführt hat. Erwähnenswerth sind ferner die Samen 
eines noch nicht näher bekannten Fettbaumes vom 
Mungofluß, die Knollen verschiedener Yamsarten, 
Wurzelstöcke von Ingwer und Arrowroot, Faser- 
stelette der Luffagurke und Proben des westafrika- 
nischen Kopals. 
5. 200 Nummern getrockneter Pflanzen von Herrn 
Grafen Zech aus Kete-Kratschi in Togo. Die 
Sammlung ist besonders darum äußerst willkommen, 
weil sie eine größere Anzahl Nutzpflanzen enthält, 
über die in einem Begleitschreiben sehr ausführliche 
und dankenswerthe Mittheilungen gemacht werden. 
Ueber Erzeugung und Verbrauch von KRautschul 
entnehmen wir einem Aufsatz der „Kgl. privilegirten 
Berlinischen Ztg.“ Folgendes: 
Hatte schon der Aufschwung, den die Fahrrad- 
industrie in den letzten Jahren genommen hat, eine 
starke Steigerung des Kautschukbedarfs und infolge- 
dessen beträchtliche Preiserhöhungen des Rohprodukts
	        
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