Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Hacki unterstehen die Dörfer Sange, Singajongo, 
Lohohi, Kitembe, Limani, Diminsi, welche Orte 
sämmtlich besucht wurden. Hungersnoth scheint hier 
wenig geherrscht zu haben. Die Mtama= und Mu- 
hogoschamben versprachen eine gute Ernte. Mais 
war indessen nicht vorhanden, sondern sämmtlich ver- 
trocknet. Auch hier gab ich dem Jumben eine Anzahl 
Kanda Saatgut. In der Nähe von Ngaro, zwei 
Stunden nordwestlich — die Stelle nennen die Ein- 
geborenen Semsem —, befinden sich heiße Schwefel- 
quellen. 
Von Ngaro brach ich mit etwa 100 Lasten, der 
Rest wurde allmählich nachgeholt, nach Njantipua 
(Jumbe Mamba) auf. Der äußerst beschwerliche 
Weg führte über hohe Berge und durch tiefe Schluchten. 
Auch in dem genannten Orte sowie in dem ½ Stunde 
weiter entfernten Bumba (Jumbe Kajunga) herrschte 
wenig Hungersnoth. Mais war indessen sämmtlich 
vertrocknet, während Mtama eine gute Ernte versprach. 
Von hier begab ich mich nach dem nächsten größeren 
Orte Ngomne (Oberjumbe Ngorungu). Auf dem 
Wege dorthin waren die Schamben mit Ausnahme 
des Muhugo von den Heuschrecken zum Theil ver- 
nichtet, namentlich in den kleineren Flecken Yakigoum, 
Mrege, Kibendera, die ich besuchte und wo ich an 
Ort und Stelle selbst einige Lasten vertheilte. Mehrere 
Häuser standen verlassen, ihre Besitzer waren zum 
Theil verstorben, theils weggezogen. Die dem Jumben 
Ngorungu weiter unterstellten Ortschaften waren mir 
von der letzten Expedition her bekannt: Bundi, Kipera, 
Uguami, Kisewa. Als Saatgut wurden ihm acht 
Kanda überlassen. 
Von hier führte mich der Weg über den Gege- 
berg nach dem am Nordabhange gelegenen Kisegese 
(Oberjumbe Mbuate) mit den Dörfern Kisanga, 
Midium, Mkasi, Mkonge, Majimba. Es herrschte 
hier, wie bereits berichtet, Hungersnoth; die Mtama- 
schamben standen infolge des eingetretenen Regens 
indeß leidlich. Eine Anzahl Kanda wurden dem 
Jumben übergeben. Die Magongoberge waren nun- 
mehr überschritten. Der gesammte Eindruck, den ich 
bisher gewonnen, ist, daß am Rufiyi und hier, mit 
Ausnahme des letzten Theiles bei Kisegese und Ngomne 
kaum nennenswerthe Hungersnoth geherrscht hat. In 
normalen Zeiten dürfte vielmehr ein solider Wohl- 
stand vorherrschen. Der eingetroffene reichliche Regen 
der letzten Wochen hat auf die gesammten Saaten 
günstig gewirkt und läßt auf eine gute Mittelernte 
schließen. Die Magongoberge sind reich an land- 
schaftlicher Schönheit und gewähren herrliche Aus- 
blicke. Europäer sind bislang durch diese Gegend 
nicht gekommen. Von Kisegese gelangte ich durch 
lichten Steppenwald über Viansi nach Mkamba, wo 
ich am 27. nachmittags bei strömendem Regen ein- 
traf. Die Hungersnoth in der Landschaft Mkamba 
hatte bei meinem Eintreffen ihre Höhe überschritten. 
Stellenweise ist dieselbe stark aufgetreten, und zwar 
vorwiegend in dem nordöstlichen Theile. Besonders 
schwer waren heimgesucht: Pansulu, Kibudi, Ndareni, 
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Kufungue, Ngamato, Mkenge. Mais ist im ganzen 
Bezirk nur vereinzelt zur Reife gekommen; wie z. B. 
in Mbesi, das mit seinen vielen Schamben einen 
soliden Eindruck macht. Mohogo ist ebenfalls wenig 
vorhanden, am meisten ist Mtama eingepflanzt, das 
indessen eine ziemlich gute Ernte verspricht, nachdem 
nunmehr reichlich Regen gefallen. 23 Ortschaften 
erhielten Saatgut. Es darf erwartet werden, daß 
sich die Leute nunmehr erholen. Von Mkamba 
marschirte ich über Mbesi, Kibesa nach Marui (Ober- 
jumbe Mbaruku). Marui wurde nachmittags 3 Uhr 
erreicht. Der Weg über die steilen Höhen wurde 
durch den strömenden Regen sehr erschwert. Die 
Landschaft Marui, die überaus reich bevölkert und 
sehr fruchtbar ist, hat infolge der Hungersnoth sehr 
gelitten. Das Dorf Mambosa sowie ein zu Kongo- 
loni gehöriger Flecken sind vollständig verödet. Es 
war in der That traurig, diese vollständig verfallenen 
Dörfer zu sehen. Weiter haben die Dörfer Muvale, 
Digila und Milkera starke Verluste gehabt. Die Noth 
hat indessen auch hier ihre Grenze überschritten. Wo 
die Heuschrecken nicht hingekommen sind, haben die 
Leute ziemlich Mais geerntet. Maru ist landschaftlich 
sehr schön. Die Dörfer liegen fast sämmtlich auf den 
Bergen und erinnern mit ihren aus weißem Mergel, 
der sich dort massenhaft vorfindet, gebauten Häusern 
lebhaft an eine Schweizerlandschaft. Die steilen 
Höhen mußten einzeln erklommen werden. 45 Lasten 
wurden im Maruigebiet auf die einzelnen Ortschaften 
vertheilt. 
Von hier marschirte ich über die Höhen nach 
Kisangire (Jumbe Kibasira). Auch in dieser Gegend 
hatte die Hungersnoth viele Opfer gefordert. Die 
Heuschrecken haben den größten Theil der Ernte ver- 
nichtet. Die Hungersnoth hat hier noch nicht ihr 
Ende erreicht. Die Maisschamben hatten nur wenig 
geliefert. Die Mtamaschamben, die von Heuschrecken 
verschont blieben, versprachen gute Ernte. Am 
schlimmsten dürsten die Landschaften Gegea und 
Kukinga heimgesucht sein. Der südliche Theil von 
Gegea mit dem Hauptdorf Gungulo untersteht dem 
Jumben Gombera, während der nördliche und Kukinga 
dem Jumben Pasi Misumbulu unterstellt sind. Die 
Bewohner dieses Landstriches haben ungemein fleißig 
angebaut, und zwar Mtama, Mais und Mohogo. 
Der Weg von Gungulo bis Kukingo führte 3½ Stun- 
den lang fortwährend durch Schamben; von diesen 
sind indessen vier Fünftel von Heuschrecken vollständig 
abgefressen. Allenthalben trifft man dasselbe Bild, 
eingefallene und verlassene Häuser. Die wirthschaft- 
liche Nothlage des Volkes infolge der Hungersnoth 
und Heuschrecken ist namentlich in den beiden letzt- 
genannten Landschaften sehr groß, und es dürfte ge- 
raume Zeit vergehen, bis die Leute sich hiervon 
gänzlich erholt haben. Hier dürfte eine nochmalige 
Unterstützung mit Mtama etwa für Kisangira 40 
und für Gegea 60 Kanda angebracht sein. Ein 
recht erfreuliches Bild bot dagegen Msanga, welche 
!Landschaft ich auf dem Rückmarsch durchschritt. Reich
	        
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