Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Bootsfahrt von Victoria zu erreichenden Insel Mon- 
doleh wieder ausgenommen werden können, weil nun- 
mehr die durchaus nöthige ärztliche Oberaufsicht 
gewährleistet ist. Auch hier erwarten wir ein ab- 
schließendes, die Eröffnung des Sanatoriums ermög- 
lichendes Ergebniß im Laufe dieses Jahres, umsomehr, 
als ein zur Unterbringung der Kranken sehr geeig- 
netes, von einem Lazarethgehülfen und seiner Frau 
verwaltetes Gebäude mit mehreren zweckmäßig ein- 
gerichteten Zimmern bereits vorhanden ist. 
Für Südwestafrika haben wir über die zu einer 
Erholungsstätte geeignetste Oertlichkeit bezügliche Er- 
mittelungen veranlaßt, doch sind dieselben zur Zeit 
noch nicht zum Abschlusse gebracht. 
In Ostafrika dürfte in dem handelspolitisch wich- 
tigen Mikindani die Errichtung einer Schwesterstation 
für die allernächste Zeit erforderlich werden, nachdem 
die Kolonial-Abtheilung eingreifende Maßnahmen zur 
Besserung der äußerst ungünstigen hygienischen Ver- 
hältnisse in Erwägung gezogen und zunächst in der 
Person des Herrn Dr. Schilling einen erfahrenen 
Arzt dortselbst angestellt hat. Bewährt sich die vor- 
läufig versuchsweise beschlossene Aussendung einer 
Schwester dorthin, so wird diese Stelle in Zukunft 
dauernd zu besetzen sein. 
Für unsere neueste Kolonie Kiautschou ist die 
Ausübung der Krankenpflege durch eine Anzahl unserer 
Schwestern nach Vollendung des im Bau begriffenen 
großen Lazareths auf Grund von Verhandlungen mit 
dem Reichs-Marine-Amt in die Wege geleitet. 
  
Der Pastor Rösler ist als Missionar in den 
Dienst der evangelischen Missionsgesellschaft für 
Deutsch-Ostafrika getreten und nach Usambara abgereist. 
Die in Deutsch-Ostafrika thätige englische Kirchen- 
missionsgesellschaft hat in der zweiten Woche des 
April ihr hundertjähriges Jubiläum gefeiert. 
  
  
Die Missionare Nauhaus und Schumann von 
der Mission Berlin 1 sind am 5. Januar glücklich 
am Nordende des Nyassa angekommen. Superin- 
tendent Nauhaus blieb auf der Station Ikombe, und 
Missionar Schumann besetzte vorläufig wieder Wange- 
mannshöh. Missionar Källner und Frau haben 
aus Gesundheitsrücksichten Anfang März die Reise 
nach Deutschland antreten müssen. 
  
In dem Jahresbericht des Missionsdepartements 
der Brüdergemeinde lesen wir über die Gründe, 
welche diese Missionsgesellschaft zur Einrichtung ihrer 
Stationen in Deutsch-Ostafrika veranlaßt haben, das 
Folgende: 
Die Mission im Kondeland (Nyassa). Als im 
Jahre 1890 die sogenannte Crakaustiftung im Be- 
trage von 800 000 Mk. thatsächlich in unsere Hände 
gelangte, richteten sich unsere Augen nach der neuen 
deutschen Kolonie in Ostafrika. Der zuerst gefaßte 
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Mission zu beginnen, zerschlug sich aus verschiedenen 
Gründen, und wir glaubten durch die Hand des 
Herrn nach der Nordspitze des Nyassasees gewiesen 
zu sein. Auch sprach der Umstand hier mit, daß zu 
unserem Leidwesen die bisher in jener Gegend thätigen 
englischen Missionare sich, wie es scheint zumeist aus 
politischen Gründen, von der Arbeit im deutschen 
Gebiet zurückgezogen. « · 
Die Uebernahme der Station Urambo (Unyam- 
wesi, Deutsch-Ostafrika). Im April des Jahres 1896 
ging uns seitens der London Missionary Society die 
Bitte zu, ihre in Unyamwesi gelegene Station Urambo 
ganz zu übernehmen, da sie beabsichtige, aus uns 
nicht näher dargelegten Gründen dieselbe aufzugeben 
und damit ihre etwa 20 jährige bisher fruchtlose 
Arbeit daselbst. Es war dem Missionsdepartement 
sofort dies Eine klar, daß Urambo, welches im Mittel- 
punkt der deutsch-ostafrikanischen Kolonie liegt, für 
eine Missionirung derselben von der höchsten Bedeu- 
tung sei und dies umsomehr, als eine Nichtbesetzung 
Urambos gleichbedeutend schien mit der Ueberlassung 
dieses höchst wichtigen Postens an die Katholiken, 
welche in der Nähe jener Gegend schon thätig waren. 
Ebenso klar war es aber auch dem Missions- 
departement, daß es ein Wagniß für uns sei, unter 
den obwaltenden finanziellen Verhältnissen unserer 
Mission diese Arbeit zu übernehmen. Wir wandten 
uns daher zunächst an verschiedene andere deutsche 
Gesellschaften mit der Bitte. hier eintreten zu wollen. 
Keine derselben glaubte in der Lage zu sein, dies 
thun zu können. Dabei ergab sich immer klarer ein 
Zweifaches: Einmal wünschte die London Missionary 
Society aufs Dringendste, daß diese Station gerade 
in die Hände der Brüdergemeinde übergehe. Ferner 
aber ließen die Verhandlungen mit den anderen 
deutschen Gesellschaften deutlich erkennen, daß, wenn 
eine andere Gesellschaft Urambo übernähme, sie auch 
verlangen werde, das Recht unbeschränkter Ausbreitung 
nach Süden zu haben. Dadurch würde aber für die 
Zukunft unserer Kondemission die einzig mögliche und 
ersprießliche Ausbreitung nach Norden zu ungemein 
erschwert und bis zu einem gewissen Grad unmöglich 
gemacht worden sein. Die Ablehnung der Uebernahme 
Urambos bedeutete also unserer Meinung nach eine 
entschiedene Schädigung der künftigen Entwickelung 
unserer Kondemission. Das waren alles gewichtige 
Gründe, die für Inangriffnahme dieses Werkes sprachen. 
Eine Stärkung in dieser Ueberzeugung fand auch das 
Missionsdepartement darin, daß ein lieber Freund 
die ersten Kosten des Anfanges mit 30 000 Mk. auf 
sich nahm. Es ist uns dieser Schritt wahrlich nicht 
leicht geworden. Aber wir haben heute noch die 
Ueberzeugung, daß wir nicht anders handeln konnten 
und durften. 
An einer anderen Stelle des Berichts heißt es 
über diese beiden Missionen: 
a) Nyassa: Nachdem im Jahre 1890 die ersten 
Brüder Theodor Meyer, Theophil Richard, Georg 
Plan, in Usambara in der Nähe der Küste die Martin und Johannes Häfner berufen worden
	        
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