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waren, verließen diese am 15. April Neapel und er-
reichten nach einer an Entbehrungen und Schwierig-
keiten reichen Reise im Juni das zur Anlegung der
Mission ins Auge gefaßte Kondeland. Einigermaßen
mit der Umgebung durch Untersuchungsreisen bekannt
geworden, entschlossen sie sich im August, am Fuße
des Rungueberges die erste Station zu gründen,
welche noch heute besteht und den Namen Rungue
trägt. Einer der Brüder, Br. Martin, wurde bald
ein Opfer des Fiebers. Als aber neue Brüder be-
kö#rufen worden waren, schritt man im Jahre 1894.
zur Gründung der zweiten Station Rutenganio, und
in demselben Jahre noch wurde Ipiana zunächst als
Versuchsstation in Angriff genommen, und endlich im
Jahre 1895 eine Mission unter den Safuas und
Sangos in Utengule begonnen. In dem Zeitraum
bis Ende 1898 sind noch am Fieber entschlafen ein
Bruder und eine Schwester.
Das Volk, unter welchem unsere Brüder arbeiten,
zeigte sich in vieler Beziehung auf einer höheren
Stufe der Gesittung stehend, als manche andere Völ-
ker, unter denen wir missioniren. Jedoch war zu-
nächst wenig von Empfänglichkeit für das Evangelium
zu merken, und auch an den von der deutschen Re-
gierung ihnen übergebenen Sklavenkindern machten
unsere Missionare mehr trübe als erfreuliche Erfah-
rungen. Am 7. Februar des Jahres 1896 konnte
die erste Frau in Rungue getauft werden, der bald
andere folgten, auch auf anderen Stationen, so daß
Ende des Jahres 1897 21 Mitglieder gesammelt
waren, zu denen im Laufe des Jahres 1898 noch
eine Schaar Neugetaufter hinzugetreten ist.
Auf diesem Gebiet liegt noch ein weites und
unbebautes Feld vor uns, und neben dem Ausbau
der gewonnenen kleinen Christengemeinden wird es
gelten, nach und nach das Werk auszudehnen und
zwar hauptsächlich nach Nyika und Bundali zu. Es
ergiebt sich wohl für die Zukunft von selbst das Ziel,
allmählich zwischen der in Urambo und hier am Nyassa
begonnenen Mission eine Verbindung herzustellen,
indem jene nach Süden, diese nach Norden zu arbeitet.
In Bezug auf die äußere und innere Organisation
der werdenden Christengemeinden suchen unsere Missio-
nare ihr Möglichstes zu thun, dieselbe in die rechten
Bahnen zu lenken. So sind feste Gemeinbeiträge
und feste Schulabgaben sowie regelmäßiger Pachtzins
für die Stationsleute von Anfang an gefordert worden
und werden, soviel wir wissen, auch anstandslos gezahlt,
und ebenso versucht man. so weit als möglich, die
Christen zur geistlichen Mitarbeit heranzuziehen.
b) Urambo. Wie das Missionsdepartement zur
Uebernahme dieser Station gekommen ist, ist an an-
derer Stelle berichtet. Im Uebrigen können wir von
dieser Mission noch nichts weiter sagen, als daß die
ersten drei Brüder dort angelangt und thätig sind.
Mancherlei politische Unruhen und Unkenntniß der
Sprache stehen ihnen bis jetzt noch hindernd im Wege,
doch ist erfreulich, daß sie berichten können, daß Kirche
und Schule gut besucht sind, und daß sich wenigstens
bis jetzt keine entschiedene Feindschaft gegen das ge-
predigte Wort zeigt.
Dem Jahresbericht der „Gesellschaft zur Beför-
derung der evangelischen Mission unter den Heiden“
entnehmen wir betreffs der Mission in Deutsch-
Ostafrika Folgendes:
Auch im verflossenen Jahre hat es an häufigen
und auch schweren Erkrankungen unter unseren dor-
tigen Arbeitern nicht gefehlt. Besonders traten solche
auf in IJkombe, das am See gelegen ist, und wir
zweifeln nicht, daß die Fieber, welche dort unsere
Geschwister ergriffen, schlimmere Folgen gehabt hätten,
wenn nicht die nahgelegenen Gebirgsstationen den
Erkrankten durch Gottes Gnade immer wieder Ge-
nesung, ja selbst meist schnelle Kräftigung verschafft
hätten. Nach unserer Erfahrung wirkt die dünne
Gebirgsluft, welche man auf diesen 5000 bis 6000 Fuß
über dem Meere gelegenen Stationen athmet, kräftiger
dem Fieber und dem von ihm bedingten Siechthum
entgegen als irgend eine andere Heilkur. Trotzdem
hatten wir einen schweren Verlust zu beklagen. Die
liebe Schwester Bunk, geb. Grell, aus Ebersdorf in
Thüringen ging am 28. Februar heim, tiefbetrauert
von der Gemeinde, den Geschwistern und vor Allem
von ihrem Manne. Sie weilte erst seit Juni des
vorangehenden Jahres im Lande. Von Anfang an
hatte sie viel am Fieber gelitten, doch nicht dieses,
sondern eine andere Tropenkrankheit führte ihr Ende
herbei, welches nicht abzuwenden war, obwohl ihr
durch den Regierungsarzt Dr. Fülleborn die beste
und sorgsamste ärztliche Behandlung zu theil wurde.
Vier Wochen vorher, am 27. Januar, waren die
jungen Brüder Gröschel, Priebusch und Neuberg
mit Fräulein Bode, der Braut des Missionars
Källner, in Ikombe angekommen. Am 1. Februar
fand die Hochzeit der Letztgenannten statt. Von den
ältesten Missionaren waren Schumann und Nau-
haus während der ganzen Zeit des verflossenen
Jahres noch abwesend. Sie verließen Deutschland
erst am 11. August, nachdem Missionar Nauhaus
hier zum Superintendenten unserer Mission in Deutsch-
Ostafrika ernannt war. Zunächst machten sie von
hier aus mit ihren jungen Frauen einen Besuch bei
ihren Eltern in Südafrika, so daß sie erst am 5. Ja-
nuar 1899 wieder in Ikombe eingetroffen sind. Im
Einzelnen erstatten wir folgenden Bericht:
A. Kondeland.
Ikombe ist die am weitesten nach Süden liegende
Station. Es haben hier im Laufe des ersten Halb-
jahrs die Missionare Källner, Bunk und Maaß
gearbeitet; dann verzog Missionar Bunk, und als
die beiden anderen Brüder das Klima am See nicht
mehr ertragen konnten, übernahm Missionar Jauer
von Mitte Juli an die Station. Am 22. Dezember
trafen dann Fräulein Koch und der junge Missionar
Weltzsch von Deutschland ein, und am 29. Dezember