Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

fand die Trauung des Missionars Maaß mit der 
Ersteren statt. Allen genannten Geschwistern bot das 
große hier stehende Wohnhaus genügendes und ge- 
sundes Obdach. Unser Dampfboot „Paulus“ wurde 
von den jungen Missionaren Priebusch und Neu- 
berg gründlich reparirt, wobei die Maschinisten des 
Regierungsdampfers „Wissmann“ auf das Freundlichste 
Hülfe leisteten. Wie das immer auf afrikanischen 
Stationen der Fall ist, fehlte es auch sonst nicht an 
äußeren Arbeiten. Am Nordufer des Sees wurden 
Bäume gefällt und zu Brettern geschnitten. Daneben 
wurde die eigentliche Missionsarbeit trotz aller Fieber- 
erkrankungen eifrig betrieben. Die Brüder standen 
zu den . Eingeborenen ihres Distrikts in durchaus 
freundlichem Verhältniß; selbst mit dem Priester 
Muakiniasso konnten sie Freundschaft halten. Bunk 
nennt ihn einen lieben Mann und durfte selbst einem 
Opfer beiwohnen, was er brachte. Es ist bezeichnend 
für die Gutartigkeit dieses Priesters, daß er bei dieser 
Gelegenheit nur zu Gott, nicht zu irgend welchen 
Göttern betete. Ein anderer Heide setzte die Mission 
zu seinem Erben ein. Heidnische Häuptlinge kamen 
und statteten Besuche auf der Station ab; leider aber 
starb der unseren Brüdern freundlich gesinnte Häupt- 
ling der Halbinsel, Kamogile, am 10. Juni. Gepredigt 
wurde nicht nur auf dem Hauptplatz, sondern auch 
an vier verschiedenen Küstenplätzen, Muaya, Nkanda, 
Issanga und Kissako, nicht selten vor Versammlungen, 
die über hundert Hörer zählten. Das Kirchlein auf 
dem Hauptplatz war manchmal überfüllt. 
13 Getaufte, 13 Katechumenen. 
Die Arbeit auf der Station Manow wurde im 
ersten Halbjahr von Missionar Jauer, im zweiten 
durch Missionar Källner betrieben. Sie war im 
Anfang des Jahres im besten gesegneten Gange, als 
am 19. Februar ein Unglücksfall eintrat, dessen schwere 
Folge eine neue Ueberlast äußerer Arbeit war. Ein 
Blitzstrahl traf und zerstörte das große Wohnhaus. 
Unsere Geschwister blieben mit ihren Kindern dabei 
wunderbarerweise vor allem Schaden bewahrt und 
konnten auch mit Hülfe der Leute ihre Habe retten. 
Im Laufe des Jahres brachen auch zwei der zuerst 
vor sechs Jahren aus Bambus und Pfählen errich- 
teten Häuslein zusammen. Da gab es also Arbeit 
vollauf! Günstig war es, daß am Kirchberge ein 
Lager guten Lehms gefunden wurde, und daß auch 
der junge Bruder Priebusch zeitweilig beim Bau 
helfen konnte. Weihnachten war das neue Haus unter 
Dach. Solche Arbeiten rauben ja leider ein gut Theil 
von Zeit und Kraft, welche die Missionare lieber auf 
das eigentliche Missionswerk verwenden würden. Sie 
haben jedoch auch manches Gute im Gefolge. Oft 
waren über 150 Handlanger im Dienst, ja es kam 
vor, daß 700 Lehmträger an einem Tage beschäftigt 
wurden. Es kommen also dadurch sehr viele Heiden 
in nähere Berührung mit den Missionaren. Das Ver- 
hältuß des Missionars Jauer zu der Bevölkerung 
war ein sehr gutes, und ein guter Besuch der Gottes- 
dienste war die Folge davon. Durchschnittlich kamen 
  
442 — 
150 Leute zum Gottesdienst, besonders zahlreich war 
der Besuch an den Oster= und Pfingstfeiertagen. An 
jedem Morgen erhielten Christen und Katechumenen 
Unterricht, und ein Beweis für den Erfolg dieses 
Unterrichts ist der Umstand, daß bei den Gottesdiensten 
geschriebene Gesangbücher in Gebrauch genommen 
werden konnten. Der Helfer Mateya unterrichtete 
Lernbegierige auf Außendörfern. Das Werk auf 
Manow bietet somit ein recht erfreuliches Bild. 
16 Getaufte, 19 Katechumenen. 
In Muakaleli, der nächstliegenden Gebirgs- 
station, ist das Missionswerk gleichfalls in gesegneter 
Entwickelung. Hier wird nicht nur auf dem Haupt- 
platz gepredigt, sondern es wird auch auf zwei Pre- 
digtplätzen bei den Häuptlingen Muabukussi und 
Muakissala regelmäßig gearbeitet. Der Letztgenannte 
lernt lesen. Selbst ein Regenmacher und eine Zau- 
berin wurden durch das Wort Gottes angefaßt. 
38 Getaufte, 28 Katechumenen. 
Die Station Wangemannshöh war während 
des verflossenen Jahres unbesetzt. Einige Leute von 
dort haben sich am Nordufer des Sees angebaut und 
besuchen von da den Gottesdienst in Jkombe. Von 
den Brüdern Bunk, Jauer, Schüler und Hübner 
ist der Platz besucht worden, wobei auch öfter ge- 
predigt werden konnte. 
B. Kingaland. 
Im Kingalande haben wir zwei Stationen, von 
denen Bulongoa sich einer erfreulichen Weiter- 
entwickelung erfreuen durfte. Missionar Hübner hat 
hier ungestört arbeiten können. Die Bevölkerung war 
freundlich gesinnt, und der hochgelegene Platz ist 
fieberfrei, so daß die Missionarsfamilie auch von 
Krankheiten verschont blieb. Die Station liegt wunder- 
schön, man hat von ihr aus einen weiten Blick auf 
das 3000 bis 4000 Fuß tiefer liegende Kondeland 
und weiterhin auf die Gebirge, die es nach Westen 
und Norden umsäumen. Am 22. August konnte das 
geräumige schöne Wohnhaus bezogen werden. Höchst 
erfreulich war das Verhältniß, in dem der Missionar 
zu dem von Natur und durch Gewohnheit scheuen, 
räuberischen und selbst grausamen Kingavolke stand. 
Die Gottesdienste wurden regelmäßig in der Sprache 
des Volkes gehalten und wurden gut besucht. Unter 
den Arbeitern fanden sich so viele, die lernen wollten, 
und unter denen, die lernten, so viele, die arbeiten 
wollten, daß der Missionar zu dem Auskunftsmittel 
griff, diese Leute in zwei Abtheilungen zu gliedern, 
von denen jede eine Woche lang sich entweder des 
Arbeitens oder des Lernens befleißigte. 
10 Getaufte, 11 Tausbewerber. 
Nicht so ruhig wie auf Bulongoa ist die Arbeit 
auf der Station Tandala verlaufen, welche Miss. 
Wolff Mitte des Jahres 1897 bezogen hat. Nach- 
dem die erste Zeit des letzten Jahres dort friedlich 
verlaufen war, traten Unruhen aller Art ein. Un- 
sicherheit von Leben und Eigenthum ist in diesem 
Grenzdistrikt leider hergebracht. Den Anfang der
	        
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