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führen sollen, auf denen der Autor den größten Theil
seiner indischen Laufbahn verbracht hat. In zwang-
in der Ferne, wo es an künstlerischer und geistiger
Anregung so sehr mangelt, bereiten gute Stiche nach
losem, unterhaltendem Plauderton versetzt uns der den jedem Gebildeten theueren Meisterwerken der
Autor im ersten Theile auf die Insel Borneco. Seine
Schilderungen sind überaus anschaulich. Wir ver-
gessen oft, Leser zu sein, und begleiten Dr. Breiten-
stein bei seiner Reise auf dem großen Baritostrome
nach seinem Standplatze Teweh. Bei der Unbekannt-
heit dieser Länder bietet das Buch viel Eigenartiges,
das auch den nicht fachmännisch gebildeten Leser
lebhaft interessirt. Werthvoll sind besonders die
ethnologischen und anthropologischen Mittheilungen
des Autors und die Winke für den europäischen
Touristen und Ansiedler auf dieser Insel und für die
Errichtung von Landbaukolonien in den Tropen über-
haupt. Das Buch ist elegant und mit mehreren
Illustrationen ausgestattet. Wir sehen seiner Fort-
setzung mit lebhaftem Interesse entgegen.
Max Haushofer:
und einer farbigen Karte.
1899. Velhagen & Klasing.
Die vorliegende Schrift ist der vierte Band
des Sammelwerkes: „Land und Leute, Monographien
zur Erdkunde. In Verbindung mit hervorragenden
Fachgelehrten herausgegeben von A. Scobel.“ Wie
seine Vorgänger, bietet der neue Band eine knappe,
aber sehr anschauliche Schilderung von Land und
Leuten. Wir erhalten ferner kurze Ueberblicke über
Geographie und Geschichte Tirols, über Klima,
Pflanzen= und Thierwelt sowie die Bevölkerung, und
wandern dann in allen Gebirgsgruppen und Thälern,
die uns der Verfasser fesselnd schildert. Lebendiger
noch wirkt diese Beschreibung durch die 200 vor-
züglichen Illustrationen, die das Buch enthält, und
eine beigefügte Spezialkarte von Tirol, die jedem
Leser des Buches und dem Touristen willkommen
sein wird. -
Bielefeld und Leipzig
Tirol. Mit 200 Abbildungen
—e. —. —
Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in
Wien, VI. Luftbadgasse 17, versendet soeben einen
reich illustrirten Prospekt ihrer Kunstblätter. Die
Gesellschaft hat die hervorragendsten Meisterwerke
älterer und neuer Malerei theils in Stichen, theils
auf dem Wege der Heliogravüre nach bekannten guten
Stichen in musterhafter Weise zu reproduziren sich
zur Aufgabe gemacht. Zu ihren gelungensten Leistungen
gehören Raffaels Meisterwerke die Schule von Athen,
die Disputa und die Sixtinische Madonna. Erstere
ist von L. Jacoby gestochen; die Disputa ist nach
dem Stich v. Kellers, die Sixtina nach dem Stein-
las in großer Vollendung reproduzirt. Ebenso vor-
züglich sind die Heliogravüren der Murilloschen
Immaculata aus dem Louvre und der Guido Reni-
schen Aurora ausgeführt, und es läßt sich nach den
Proben im Katalog schließen, daß auuch die Radirungen
und Stiche nach Holbein, Dürer, Watteau,
A. Feuerbach, Gabriel Mar, nhde, Kaulbach
ꝛc. 2c. nicht weniger vollendet sein werden.
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großen Maler hohen Genuß. Die Leistungen der
Wiener Gesellschaft dürften besonders geeignet sein,
in den Kolonien Verbreitung zu finden, da sie nicht
allein sehr gelungen, sondern auch billig sind. Gegen
einen jährlichen Beitrag von 30 Mark liefert die
Gesellschaft ferner Abonnenten eine trefflich ausge-
siattete Zeitschrift „Die graphischen Künste“ und eine
Anzahl in einer Mappe vereinigter Reproduktionen
neuerer Gemälde.
Général Baratieri: Mémoires d’Afrique 1892
bis 1896. Prélace de M. Jules Claretie.
Taris. Ch. Delagrave & H.Charles-Lavauzelle.
Das vorliegende mit Karten und Plänen aus-
gestattetea. streng sachlich und wissenschaftlich gehaltene
Werk ist eine hervorragende Quelle für Kenntniß der
neueren italienischen Kolonialpolitik. Der Verfasser,
welcher selbst Jahre lang an der Spitze der Kolonie
Eritrea stand und lange Zeit sich allgemeiner An-
erkennung erfreute, hat das Unglück gehabt, die be-
kannte, ebenso unerwartete wie unverdiente Niederlage
im Kampfe gegen Menelik zu erleiden. Man hat
begreiflicherweise ihm die hauptsächliche Schuld und
Verantwortung zur Last gelegt, aber, wie die Schrist
klarstellt, wohl nicht ganz mit Recht. Wie gewöhnlich,
haben eine ganze Reihe zufälliger und anderer Um-
stände zu der Katastrophe geführt.
Vast et Malleterre: Atlas bistorique. Etats
curopéens. Paris. Ch. Delagraktc.
In handlicher und sehr bequemer Form bietet
dieser Atlas eine Uebersicht der Territorialentwickelung
der europäischen Staaten und ihrer Kolonien seit
Beginn der christlichen Aera. Kurze historische Ta-
bellen und Notizen, welche jede der leicht übersicht-
lichen Karten begleiten, erleichtern noch den Gebrauch
des empfehlenswerthen Werkes.
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Guide de l'Immigrant à Madagascar.
Puhlic par la colonie avec le concours du
comitée de Madagascar. Paris 1899. Armand
Collin & Cie.
In Gestalt von drei stattlichen Bänden und einem
Atlas mit 40 Karten und Plänen legt hier die fran-
zösische Kolonialverwaltung dem Publikum eine aus
den besten Quellen geschöpfte Schilderung der großen
ostafrikanischen Insel vor. Der erste Band enthält
Geschichte, Geographie und Schilderung der Ver-
waltungseinrichtungen. Der zweite ist der Beschrei-
bung der natürlichen Produktion, der Gewerbe, des
Handels, der Pflanzungen und kolonisatorischen Maß-
nahmen gewidmet. Der dritte behandelt Verkehrs-
wesen, Hygiene, Gesetzgebung und dergleichen. Im
Atlas werden genaue Kartenaufnahmen und graphische
Gerade Darstellungen der Geologie, Ethnologie, Verkehrswege