zwischen ihnen in den oberen Gebäuderaum ermög-
licht. Die Vordächer werden entweder durch Pfeiler
unterstützt, so daß die ungern vermißte und, soweit
möglich, umlaufende Veranda entsteht, oder, wenn
besondere Raumverhältnisse dies verbieten, durch
Konsolen. Dieser Schutz gegen die Sonnenstrahlen
muß so wirksam sein, daß dieselben nicht die Mauer-
wände treffen, so daß verhindert wird, daß eine be-
stimmte Wärmemenge aufgespeichert wird, die in der
Nacht die Zimmerwände zu einem Heizkörper ge-
stalten würde. Bei mehrstöckigen und höheren Ge-
bäuden ist demgemäß die Anbringung dieser Schutz-
dächer in mehreren Höhen erforderlich, nach der
horizontalen Theilung, wie sie durch die Stockwerks-
theilung in den meisten Fällen sich von selbst ergiebt.
Nicht ausgeschlossen ist dabei die Anlage einiger Aus-
und Durchsichtspunkte durch Unterbrechung dieser
Dachlinien vermittelst vorgeschobener Giebelchen. Die
unteren Schutzdächer werden sachgemäß als senkrechte
Wände ausgebildet, die vom oberen Fußboden bis
auf die Augenhöhe des unteren Stockwerks hinab-
reichen und am besten als große, luftdurchlässige
Jalousiewände ausgebildet werden.
Die Lichtfrage ist unter der Tropensonne am
einfachsten gelöst, da die Luftöffnungen selbst im
Schatten überall soviel Lichtstrahlen durchlassen, daß
den allgemeinen Anforderungen nach dieser Richtung
Genüge geschieht. In sonst abgeschlossenen Räumen,
und wo es auf erhöhte Lichtzuführung ankommt
(wie z. B. in Operationsräumen), ist die Anlage der
Fensteröffnungen in jeder Ausdehnung geboten. An
der Küste wird der Glasverschluß nicht entbehrt
werden können. Die Veränderbarkeit der Lichtquelle
wird durch verstellbare Holzialousien gesichert, wie
sie auch in der Kolonie bereits üblich sind.
Die Abführung der Abwässer und Ab-
fälle findet nicht überall am besten durch Wasser-
spülung statt, jedenfalls nur do, wo eine kräftige
andauernde Spülung den Austritt der Gase un-
bedingt verhindern kann, die bei der erhöhten Tem-
peratur in vermehrtem Maße verdunsten als im
gemäßigten Klima und um so leichter Durchgang
finden, je mehr die Wasserschlüsse der absorbirenden
Hitze nachgeben müssen. In den Städten Indiens
und Ceylons habe ich keine durchgeführte Kanali-
sation angetroffen, was wohl seinen Grund in dem
angeführten Umstand findet. Auch ist die Abführung
der Exkremente und sonstiger Abfälle schon aus dem
Grunde nicht so nöthig wie zu Hause, weil sie,
einmal im Boden (in Senkgruben 2c.) abgesetzt,
rasch von den vielen Würmern und anderen Thier-
arten ausgezehrt werden, wie sie in dieser Menge
nur in den Tropen vorkommen. Nöthig bleibt
natürlich immer die Unschädlichmachung der Stoffe,
so lange sie im Hause (oder besser in dem mit
ersterem verbundenen Nebengebäude) verbleiben, bevor
sie abgefahren werden. Das geschieht nach dem
Muster der Einrichtung in Colombo am besten und
geradezu geruchlos durch Vermengung der Abfall-
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stosse mit Humusboden oder mit den Rückständen
der Kokosfaserausbeutung. Die vollständige Zer-
störung der Abfälle, wie sie bei Epidemien zur
Forderung wird, geschieht durch Verbrennung in
einfachen, den Kalköfen nicht unähnlichen Anlagen.
Das Baumaterial richtet sich in erster Linie
nach der Widerstandsfähigkeit gegenüber der Wärme,
der Feuchtigkeit und dem Angriff der weißen Ameise,
die in Indien in noch größerem Maße zu wüthen
scheint wie in Afrika. Merkwürdigerweise findet
man trotzdem viele Holzbauten, vornehmlich wegen
des vorzüglichen und in Indien nicht kostspieligen
Teakholzes. Der billige und gute Korallenstein
unserer Küste wird aber immer vorzuziehen sein.
Die Dachdeckung mit Wellblech und jedem anderen
Metall kann wegen ihrer Mängel nur ein vorüber-
gehendes Surrogat sein für Steindächer. So lange
die Ziegelfabrikation aus Mangel an dem geeigneten
Material nicht durchführbar ist, wird es sich bei
allen besseren Bauten und Wohlfahrtseinrichtungen
empfehlen, das zwar theuere, aber den an das
Tropendach zu stellenden Anforderungen des Wärme-
schutzes und der Regendichtigkeit einzig entsprechende
indische Dachziegelmaterial zu verwenden. Der Preis
für Falzziegel von 42 Rupien für 1000 Stück loco
Bombay ist im Verhältniß zu dem Material nicht
hoch und erhöht sich für die Kolonie nicht zu sehr,
wenn der Bezug des Materials so eingerichtet wird,
daß er zur Zeit des Nordostmonsuns vermittelst
ganzer Dhauladungen erfolgt. Besondere Sorgfalt
legt der Engländer auf die Mörtelbereitung unter
maschineller Bearbeitung. Es ist eine Mischung
zwischen hydraulischem Kalk, Ziegelmehl und Sand,
die mit dem allgemein verwendeten Ziegelstein eine
innige Verbindung eingeht, ähnlich wie die homogene
Vermischung des Korallensteins mit dem Korallen-=
Kalkmörtel. Nachahmenswerth ist ein besonders
vorzüglicher Wandputz mit Muschelkalk, den ich in
Madras antraf, der sich zunächst weich und auch
für dekorative Zwecke bequem verarbeiten läßt, um
dann zu einer alabasterähnlichen Gesteinschicht zu
erstarren, die wegen ihrer schönen Oberfläche jeglichen
Anstrichs entbehren kann und große Dauerhaftigkeit
besitzt, auch sich bequem reinhalten läßt. Auch für
dekorative Zwecke kann es keinen schöneren und
praktischeren Wandputz geben. Der Fupßboden ist
der bekannte Cementestrich event. mit Plattenbelag,
die Zimmerdecke Holzdecke. Meist trägt die Holz-
balkendecke eine Lage besonders geformter Ziegel-
platten, über die sich eine dickere Konkretschicht aus-
breitet, eine nicht nachahmenswerthe Konstruktion mit
Hinsicht auf die Streckbarkeit des Holzes, seinen
Feuchtigkeitsschutz und vor Allem den Grundsatz, daß
das vergänglichere Material nicht die Grundlage und
Stütze des dauerhafteren bilden soll. Eiserne Träger
verdienen in diesem Falle den Vorzug.
Die angeführten Gesichtspunkte bestimmen die
Einzelanordnungen, die im Wesentlichen den
Unterschied zwischen den indischen Tropenbauten und