Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

den Rollmaschinen aufgerollt, darauf etwas fermentirt, 
oder besser gesagt, mittelst Durchlüftung gleichmäßig 
gefärbt, darauf im Sirocco, einem Ofen, getrocknet, 
darauf von Frauen sortirt, in Kisten verpackt und 
verlöthet. 
Kaffee. Früher pflanzte man nur Java—- 
Kaffee, eine von den Arabern eingeführte arabische 
Kaffeesorte; es sind diese Pflanzungen jedoch von der 
Blattkrankheit gänzlich zerstört, und alle neueren 
Versuche mit frisch angelegten Javapflanzungen sind 
mehr oder weniger gescheitert, wenigstens in den 
alten Kaffeedistrikten. Anders ist es in Mittel= und 
Ostjava, besonders dem Malangdistrikt und den noch 
weiter östlich gelegenen Ländern, in denen bisher noch 
kein Kaffee gepflanzt wurde. Allerdings kommt auch 
hier die Krankheit vor, jedoch nur sehr sporadisch. 
Dagegen macht sich eine andere Kaffeekrankheit jetzt 
neuerdings im Malangdistrikt bemerkbar, die sogen. 
„Altges-Krankheit“; sie ist ziemlich bedenklich er- 
schienen, so daß es schon vorgekommen ist, daß in 
wenigen Monaten 60 bis 80 Bomo verloren ge- 
gangen sind. An der Wurzel der eingegangenen 
Bäume sitzt ein nur mit der Lupe sichtbarer Mikro- 
organismus, der, wie die Pflanzer es nennen, den 
Baum erstickt. Sonst gedeiht der Java-Kaffee dort 
recht gut und wird dem Liberia wegen der besseren 
Qualität vorgezogen. Die Preise sind für Java- 
Kaffee in Pflanzungen über 2000 Fuß Höhe: Rund- 
bohnen etwa 62 holl. Cent, extra groß 58 bis 59 Cent, 
groß 56, mittel 40 bis 41, Bruch 25 Cent frei 
Europa für den auf westindische Art (Fermentation) 
bereiteten Kaffee W. J. B.; bei gewöhnlicher Berei- 
tung (Trocknen an der Sonne) durchschnittlich 33 bis 
34 Cent, Liberia-Kaffee im Durchschnitt 23 bis 27 Cent 
pro Pfund. Im Durchschnitt können die Herstellungs- 
kosten für ein Pfund Kaffee marktfähiger Waare mit 
30 Cent berechnet werden, wenn eine Mindesternte 
von fünf bis sechs Pikul pro Bomo zu Grunde liegt. 
Bei Liberia sind die Herstellungskosten etwas billiger, 
doch sollen die Liberiaplantagen seit dem plötzlichen 
Preissturze Ende 1896 keine Geschäfte machen. 
Bei der Einrichtung einer Plantage werden an 
Kosten im Ganzen gerechnet: pro Bomo im ersten 
Jahr der Pflanzung 100 bis 120 Gulden, im zweiten 
Jahre 60 Gulden, im dritten 50, dann geht es her- 
unter bis 30 Gulden. Vom dritten Jahre ab wird 
geerntet, und zwar im dritten Jahre 1 bis 4 Pikul 
per Bomo, im vierten etwa 6 Pikul, dann im Laufe 
der Jahre bis 10 und mehr (bis 16) und zwar mit 
dem Unterschied, daß einem sehr reichen Fruchtjahr 
ein um so ärmeres zu folgen pflegt. Beim Liberia- 
Kaffee fängt der Baum erst vom vierten Jahre an 
Frucht zu tragen, dagegen ist der Ertrag im Durch- 
schnitt der Jahre reicher als beim Java-Kaffee. In 
Sumatra ist vom Liberia-Kaffee im Sirdangbezirk 
schon zwei Jahre nacheinander 17 Pikul pro Bomo 
geerntet worden, im Durchschnitt rechnen die Sirdang- 
pflanzer auf eine Ernte von 14 Pikul pro Jahr und 
Bomo. Die Aberntung der Früchte geschieht das 
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ganze Jahr hindurch, da die Bäume meist zu gleicher 
Zeit Blüthen, grüne und reife Früchte tragen, wäh- 
rend sich beim Java-Kaffee die Ernte auf eine kurze 
Zeit zusammendrängt. Um die gefährliche Blatt- 
krankheit nicht einzuschleppen, beziehen die Pflanzer 
Ostiavas seit einigen Jahren ihre Kaffeesaat aus 
Sumatra, woselbst der Kaffee in den Distrikten 
Padang und Palabang in vorzüglicher Qualität ge- 
deiht, so daß in Padang 80 holl. Cent und in Pala- 
bang 70 holl. Cent pro Pfund frei Europa bezahlt 
worden sind. Die Dauer der Ertragsfähigkeit einer 
Kaffeeplantage hängt sehr von der Höhenlage ab und 
schwankt zwischen 8 und 30 Jahren; mit der höheren 
Lage der Pflanzung pflegt sie zuzunehmen, und es 
wird als die beste Lage für eine Java-Kaffeepflanzung 
die Höhe von 2000 bis 2500 Fuß bezeichnet. Im 
Allgemeinen klagen die Kaffeepflanzer sehr über die 
schlechten Konjunkturen und, wie es scheint, mit Recht, 
denn es sind eine ganze Anzahl von Pflanzungen 
eingegangen und Kaffeepflanzungen infolgedessen oft 
sehr billig von den derzeitigen Besitzern zu haben. 
Dagegen ist die Regierung trotz eifriger Bemühungen 
der Pflanzer noch nicht im Pachtzins für das Land 
heruntergegangen, sondern verpachtet nach wie vor 
je nach Menge des Wassers und Güte des Bodens 
den Bomo mit 1 bis 7 Gulden auf etwa 75 Jahre. 
Kaution wird von den Pächtern nicht gefordert, son- 
dern denselben bei fortgesetzter Zahlungsunfähigkeit 
die Pachtung abgenommen. Merkwürdigerweise braucht 
der Pächter in diesen Erbpachtländern keine Zinsen 
für die Zeit des rückständigen Pachtzinses zu zahlen, 
während sonst die Regierung für rückständige Gelder 
eine Buße von 10 PCt. erhebt. Die Pacht wird 
pränumerando bezahlt, und zwar so, daß in den 
ersten fünf Jahren einer Neupflanzung keine Pacht 
erhoben wird. 
Tabak. Der Java-Tabak ist durchschnittlich 
geringer in der Qualität wie der Deli-Tabak und 
bleibt daher im Preise auf dem europäischen Markte 
zurück. Die Verhältnißzahlen sind ungefähr: Deli- 
Tabak 1 bis 1,30 Gulden und Java-Tabak 40 bis 
50 holl. Cent pro Pfund. Dagegen betragen die 
Herstellungskosten: Deli -Tabak frei Europa etwa 
75 holl. Cent, Java-Tabak etwa 30 holl. Cent pro 
Pfund. Der große Unterschied in den Herstellungs- 
kosten erklärt sich daraus, daß Deli nur eingeführte 
Chinesen beschäftigt, während Java mit den einge- 
borenen Javanen arbeitet und statt Männer nur 
Frauen zum Sortiren verwendet. Außerdem ist in 
Java außer der befruchtenden Berieselung der Boden 
fortwährend unter Kultur, während er in Deli sieben 
bis acht Jahre brach liegt und dann erst wieder in 
Benutzung genommen wirdz; es stellt sich dadurch der 
Pachtzins in Sumatra um ein Bedeutendes höher 
wie in Java. Plantage Widi Cirit bei Klattem in 
den Forsterlanden, 409 Bomo groß, darauf im Jahre 
1897 geerntet 6550 Ballen à 80 kg = 52 400 kg; 
Geldbetrag im Jahre 1897 im Durchschnitt gerechnet 
frei Europa 75 holl. Cent, ein sehr hoher Preis, der
	        
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