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Außer der Serchkrankheit kommt noch eine Wurzel-
krankheit vor, die jedoch von geringer Bedeutung ist.
Indigo. Ein Schmerzenskind der Javapflanzer,
durch das viel Geld verloren gegangen ist, da die
Erfindung der Anilinfarben die Preise so herabge-
drückt hat, daß die Indigopflanzer nicht mehr kon-
kurriren können und fast die ganze Indigokultur in
Java aufgegeben ist. Es hat sich jedoch neuerdings
durch Untersuchungen des Direktors der Prüsstation
in Klattem, Herrn Dr. Hasewinkel, herausgestellt,
daß bei der jetzigen Herstellungsmethode nur 40 pCt.
Indigo aus den Sträuchern entnommen werden;
lassen sich Mittel finden, auch die übrigen 60 pCt.
noch zu extrahiren, so ist ein Aufschwung der In-
dustrie nicht ausgeschlossen. Der Indigo wird
1:2 Fuß gepflanzt, und es werden je nach Qualität
zwei bis vier Schnitt vorgenommen, und zwar in
Zwischenräumen von drei Monaten. Geerntet wird
pro Bomo je nach Qualität von 40 bis 130 Pfund
Indigo, deren Fabrikationskosten zwischen 1,30 und
3 Gulden schwanken. Diesen Preisen steht ein Markt-
preis von 2,50 bis 8 Gulden gegenüber. Spiel-
arten: Natal= und Guatemala-Indigo; vorzugsweise
wird Natal-Indigo verwandt.“)
Kakao. Früher nur von Eingeborenen kultivirt;
neuerdings beschäftigen sich auch Europäer mit der
Kultur desselben, ob mit Erfolg, muß die Folgezeit
lehren; man verspricht sich zum Theil gute Aussichten,
zum Theil hält man eine Rentabilität für ausge-
schlossen, daman annimmt, daß größere Anpflanzungen
gegen die zahlreichen und sehr gefräßigen Nachtaffen
nicht genügend zu schützen seien. Die Kakaoanpflan-
zungen (junge dreijährige Bäume) auf der Tabak-
pflanzung Reborarum standen nach dem Bericht eines
Sachverständigen sehr gut und waren zum Theil
reich mit Früchten beladen. Die Bäume waren in
Samenbeeten in ½ Quadratfuß gezogen und nach
fünf bis sieben Monaten auf 5 am verpflanzt. Die
Ernte auf der Plantage geschieht in der Weise, daß
die Früchte, sobald sie roth werden, gepflückt, die
Kerne auf flachen Holztellern getrocknet, dann in
Säcken verpackt verschickt werden.
Pfeffer, Muskat 2c. sowie alle anderen Ge-
würzpflanzen wurden früher in Java und vorzugsweise
auf der Insel Banda von Europäern angepflanzt,
und es wurden große Vermögen mit den Kutlturen
verdient. Heute sind sie verlassen infolge des Nieder-
ganges der Preise, und in Banda, wohl einst dem
ersten Gewürzland der Welt, zeugen nur noch die
verlassenen Gebäude von einst gewesener Pracht.
Neuerdings beginnt man Mohn zu pflanzen, um den-
selben zur Opiumfabrikation zu verwenden, während
bis dahin von der Regierung Mohnanpflanzungen
streng verboten waren.
Kinapflanzungen. Der Kinabaum wurde um
die Mitte dieses Jahrhunderts durch Dr. Junghuhn
*) Litteratur: Dr. Georg v. Georgeviecz: „Der
Indigo vom praktischen und theoretischen Standpunkt“.
Leipzig und Wien, Franz Deuliken.
aus Ceylon nach Java eingeschmuggelt. Die Regierung
kultivirte den Baum in richtiger Würdigung seines
Werthes in eigenen großen Plantagenbetrieben und
verdiente viele Jahre hindurch als alleiniger Besitzer
derartiger Plantagen Millionen aus der Kinarinde.
Als sich das Privatkapital mit der Anlage von
Kinaplantagen zu beschäftigen anfing, fielen die bis
dahin enorm hohen Preise rasch infolge der Konkurrenz,
welche sich die Pflanzer untereinander machten. Nach-
dem sich dann zu den Preisrückgängen noch eine
wilde Landspekulation gesellte, sind die Reingewinne
von Jahr zu Jahr zurückgegangen, und der Kina
spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle.
Es wird im Allgemeinen Ledgeriana auf gutem
Boden zur Gewinnung von reinem Chinin und
Succirubra, der mit dem schlechtesten Boden zufrieden
ist, zur Verwendung für Kinapräparate gepflanzt.
Letzterer soll sehr viel in Italien von den dortigen
Bauern gekauft werden. Zwischen diesen beiden
A1rten hat sich allmählich eine Hybride entwickelt, die
zum Theil die Vorzüge des Ledgeriana, ohne dessen
große Ansprüche an den Boden, angenommen hat
und ebenfalls zur Herstellung des reinen Chinin
verwandt wird, jedoch ist der Prozentsatz desselben
an Chinin meist sehr viel geringer als bei der Led-
geriana, und man ist sehr getheilter Ansicht über den
wirthschaftlichen Werth dieses Baumes. Als Feind der
Ledgeriana tritt eine Krebskrankheit auf, gegen welche
man bisher kein Mittel gefunden hat. Die Versuche,
die krebskranke Stelle durch einen ppitzwinkeligen
tiefen Einschnitt in die Rinde mit dem Scheitel nach
oben zu isoliren, sind zwar geglückt, doch scheinen sie
mir wenig geeignet, da sie den Baum zu sehr an-
greifen, wenngleich sie ihn vor dem Absterben schützen;
rentabler ist wohl das Umhauen der Bäume und
die Neupflanzung. Bei der Kinakultur in einem
Lande, in welchem Kinapflanzungen noch nicht vor-
kommen, soll es rathsam sein, nur Ledgeriana zu
pflanzen, wenn der Boden einigermaßen gut genug
für diese Kultur ist; ist man dagegen gezwungen,
der Bodenverhältnisse wegen auch Succirubra anzu-
pflanzen, so soll man die Pflanzungen möglichst weit
voneinander anlegen, da die Ledgeriana zu leicht in
der Nähe der Succirubra ihre Reinheit verliert
und die oben beschriebene Hybride bei der Weiter-
saat ergiebt.
Pflanzmethode: Der sehr feine Samen wird
in stark beschatteten Samenbeeten breitwürfig aus-
gestreut und die in der Regel schnell aufgehenden
Pflänzchen in den Beeten gelassen, bis sie etwa
handhoch sind, worauf sie in die Baumschule mit
geringerer Beschattung umgepflanzt werden. Hier
bleiben sie bis zum Alter von zwei Jahren, worauf
sie in vorher vorbereiteten Löchern ziemlich eng, so
daß pro Bomo etwa 4500 Pflanzen kommen, aus-
gepflanzt werden. Nach drei Jahren kann man die
ersten, etwas unterdrückten Bäumchen, die wenig
Aussicht haben, sich gegen ihre größeren Genossen
zu halten, herausnehmen, und zwar geschieht dies