Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Außer der Serchkrankheit kommt noch eine Wurzel- 
krankheit vor, die jedoch von geringer Bedeutung ist. 
Indigo. Ein Schmerzenskind der Javapflanzer, 
durch das viel Geld verloren gegangen ist, da die 
Erfindung der Anilinfarben die Preise so herabge- 
drückt hat, daß die Indigopflanzer nicht mehr kon- 
kurriren können und fast die ganze Indigokultur in 
Java aufgegeben ist. Es hat sich jedoch neuerdings 
durch Untersuchungen des Direktors der Prüsstation 
in Klattem, Herrn Dr. Hasewinkel, herausgestellt, 
daß bei der jetzigen Herstellungsmethode nur 40 pCt. 
Indigo aus den Sträuchern entnommen werden; 
lassen sich Mittel finden, auch die übrigen 60 pCt. 
noch zu extrahiren, so ist ein Aufschwung der In- 
dustrie nicht ausgeschlossen. Der Indigo wird 
1:2 Fuß gepflanzt, und es werden je nach Qualität 
zwei bis vier Schnitt vorgenommen, und zwar in 
Zwischenräumen von drei Monaten. Geerntet wird 
pro Bomo je nach Qualität von 40 bis 130 Pfund 
Indigo, deren Fabrikationskosten zwischen 1,30 und 
3 Gulden schwanken. Diesen Preisen steht ein Markt- 
preis von 2,50 bis 8 Gulden gegenüber. Spiel- 
arten: Natal= und Guatemala-Indigo; vorzugsweise 
wird Natal-Indigo verwandt.“) 
Kakao. Früher nur von Eingeborenen kultivirt; 
neuerdings beschäftigen sich auch Europäer mit der 
Kultur desselben, ob mit Erfolg, muß die Folgezeit 
lehren; man verspricht sich zum Theil gute Aussichten, 
zum Theil hält man eine Rentabilität für ausge- 
schlossen, daman annimmt, daß größere Anpflanzungen 
gegen die zahlreichen und sehr gefräßigen Nachtaffen 
nicht genügend zu schützen seien. Die Kakaoanpflan- 
zungen (junge dreijährige Bäume) auf der Tabak- 
pflanzung Reborarum standen nach dem Bericht eines 
Sachverständigen sehr gut und waren zum Theil 
reich mit Früchten beladen. Die Bäume waren in 
Samenbeeten in ½ Quadratfuß gezogen und nach 
fünf bis sieben Monaten auf 5 am verpflanzt. Die 
Ernte auf der Plantage geschieht in der Weise, daß 
die Früchte, sobald sie roth werden, gepflückt, die 
Kerne auf flachen Holztellern getrocknet, dann in 
Säcken verpackt verschickt werden. 
Pfeffer, Muskat 2c. sowie alle anderen Ge- 
würzpflanzen wurden früher in Java und vorzugsweise 
auf der Insel Banda von Europäern angepflanzt, 
und es wurden große Vermögen mit den Kutlturen 
verdient. Heute sind sie verlassen infolge des Nieder- 
ganges der Preise, und in Banda, wohl einst dem 
ersten Gewürzland der Welt, zeugen nur noch die 
verlassenen Gebäude von einst gewesener Pracht. 
Neuerdings beginnt man Mohn zu pflanzen, um den- 
selben zur Opiumfabrikation zu verwenden, während 
bis dahin von der Regierung Mohnanpflanzungen 
streng verboten waren. 
Kinapflanzungen. Der Kinabaum wurde um 
die Mitte dieses Jahrhunderts durch Dr. Junghuhn 
*) Litteratur: Dr. Georg v. Georgeviecz: „Der 
Indigo vom praktischen und theoretischen Standpunkt“. 
Leipzig und Wien, Franz Deuliken. 
  
aus Ceylon nach Java eingeschmuggelt. Die Regierung 
kultivirte den Baum in richtiger Würdigung seines 
Werthes in eigenen großen Plantagenbetrieben und 
verdiente viele Jahre hindurch als alleiniger Besitzer 
derartiger Plantagen Millionen aus der Kinarinde. 
Als sich das Privatkapital mit der Anlage von 
Kinaplantagen zu beschäftigen anfing, fielen die bis 
dahin enorm hohen Preise rasch infolge der Konkurrenz, 
welche sich die Pflanzer untereinander machten. Nach- 
dem sich dann zu den Preisrückgängen noch eine 
wilde Landspekulation gesellte, sind die Reingewinne 
von Jahr zu Jahr zurückgegangen, und der Kina 
spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. 
Es wird im Allgemeinen Ledgeriana auf gutem 
Boden zur Gewinnung von reinem Chinin und 
Succirubra, der mit dem schlechtesten Boden zufrieden 
ist, zur Verwendung für Kinapräparate gepflanzt. 
Letzterer soll sehr viel in Italien von den dortigen 
Bauern gekauft werden. Zwischen diesen beiden 
A1rten hat sich allmählich eine Hybride entwickelt, die 
zum Theil die Vorzüge des Ledgeriana, ohne dessen 
große Ansprüche an den Boden, angenommen hat 
und ebenfalls zur Herstellung des reinen Chinin 
verwandt wird, jedoch ist der Prozentsatz desselben 
an Chinin meist sehr viel geringer als bei der Led- 
geriana, und man ist sehr getheilter Ansicht über den 
wirthschaftlichen Werth dieses Baumes. Als Feind der 
Ledgeriana tritt eine Krebskrankheit auf, gegen welche 
man bisher kein Mittel gefunden hat. Die Versuche, 
die krebskranke Stelle durch einen ppitzwinkeligen 
tiefen Einschnitt in die Rinde mit dem Scheitel nach 
oben zu isoliren, sind zwar geglückt, doch scheinen sie 
mir wenig geeignet, da sie den Baum zu sehr an- 
greifen, wenngleich sie ihn vor dem Absterben schützen; 
rentabler ist wohl das Umhauen der Bäume und 
die Neupflanzung. Bei der Kinakultur in einem 
Lande, in welchem Kinapflanzungen noch nicht vor- 
kommen, soll es rathsam sein, nur Ledgeriana zu 
pflanzen, wenn der Boden einigermaßen gut genug 
für diese Kultur ist; ist man dagegen gezwungen, 
der Bodenverhältnisse wegen auch Succirubra anzu- 
pflanzen, so soll man die Pflanzungen möglichst weit 
voneinander anlegen, da die Ledgeriana zu leicht in 
der Nähe der Succirubra ihre Reinheit verliert 
und die oben beschriebene Hybride bei der Weiter- 
saat ergiebt. 
Pflanzmethode: Der sehr feine Samen wird 
in stark beschatteten Samenbeeten breitwürfig aus- 
gestreut und die in der Regel schnell aufgehenden 
Pflänzchen in den Beeten gelassen, bis sie etwa 
handhoch sind, worauf sie in die Baumschule mit 
geringerer Beschattung umgepflanzt werden. Hier 
bleiben sie bis zum Alter von zwei Jahren, worauf 
sie in vorher vorbereiteten Löchern ziemlich eng, so 
daß pro Bomo etwa 4500 Pflanzen kommen, aus- 
gepflanzt werden. Nach drei Jahren kann man die 
ersten, etwas unterdrückten Bäumchen, die wenig 
Aussicht haben, sich gegen ihre größeren Genossen 
zu halten, herausnehmen, und zwar geschieht dies
	        
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