Heuschreckenschwärme zu infiziren. In Natal führte
die Versuche Mr. Moore selbst aus. Der Erfolg
übertraf alle Erwartungen. Es gelang Mr. Moore,
immense Heuschreckenschwärme durch den Locust
fungus in wenigen Tagen zu vernichten. Ein gleich
gutes Resultat wurde in Kapstadt und in Rhodesia
erzielt. Nach den Berichten des „Cape Agriculture
Journal“ ist Kapland und Rhodesia durch den Heu-
schreckenpilz von der Heuschreckenplage befreit.
Nach Mr. Moore sollen die besten Resultate
mit dem Mittel bei feuchtem Wetter erzielt werden.
Bei feuchtem Wetter pflegen die Heuschrecken nicht
zu schwärmen, sie haften an der Stelle, so daß die
durch den Pilz selbst auf nur wenige Individuen
des Schwarmes übertragene Krankheit sich rapide auf
alle anderen Thiere des Schwarmes verbreiten kann.
Bei warmem und sonnigem Wetter, wenn die Heu-
schrecken schwärmen und in lebhafter Bewegung sind,
ist die Verbreitung der Krankheit von den wenigen
künstlich infizirten Thieren auf den Schwarm weniger
sicher, wenn sie nicht ganz ausbleibt. Die Erklärung
dafür ist leicht verständlich. Die kranken Thiere
bleiben hinter dem Schwarm zurück und sterben,
wodurch der sich rastlos vorwärtsbewegende Schwarm
von den ihn bedrohenden Ansteckungsherden befreit wird.
Auf entsprechendes Ersuchen des deutschen General-
konsulats zu Kapstadt ertheilte die Kapregierung in
dankenswerther Weise dem bakteriologischen Institut
zu Grahamstown die Erlaubniß, dem Gouvernement
von Deutsch-Ostafrika einige Tuben mit Reinkulturen
des Heuschreckenpilzes zu Versuchszwecken zu über-
senden. Dieselben trafen zu Anfang November 1898
in Dar-es-Saläm ein. Die beigefügte Gebrauchs-
anweisung lautete, ins Deutsche übersetzt, folgender-
maßen:
1. Fange einige Heuschrecken und lasse sie, nachdem
sie mit dem Mittel beschmiert sind, in den
Schwarm zurückkehren.
2. Beschmiere Flecken seuchter Erde, auf denen die
Heuschrecken sich niederlassen, um zu fressen, mit
dem Inhalt der Röhrchen.
3. Sperre einige Heuschrecken in eine Schachtel,
in der sich etwas Lieblingsfutter derselben be-
findet, das mit Wasser angefeuchtet und mit dem
Mittel leicht bedeckt ist, und lasse die Heuschrecken,
nachdem sie das Futter gefressen haben, in den
Schwarm zurückkehren.
4. Löse den Inhalt einer Tube in einem Becken
mit etwas lauem Wasser auf, tauche einige ge-
fangene Heuschrecken hinein und lasse sie frei
zum Schwarm. -
Hinzugefügt war dieser Gebrauchsanweisung noch
das Anheimgeben, eventuell auch andere Methoden
der Infizirung zu versuchen.
Mit dieser Gebrauchsanweisung wurden die Proben
seitens des Gouvernements verschiedenen durch Heu—
schrecken heimgesuchten Bezirken überwiesen. Die
damit angestellten Versuche hatten jedoch den erwar-
teten Erfolg nicht, und auch die in Dar-es-Salaäm
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selbst angestellten Versuche an gefangenen Heuschrecken
fielen negativ aus, insofern die mit dem Heuschrecken-
pilz behandelten Thiere nicht zahlreicher und nicht
schneller starben wie die Kontrollthiere, die unter
sonst gleichen Bedingungen gefangen gehalten wurden,
jedoch ohne mit dem Heuschreckenpilz in Berührung
zu kommen. Entweder konnte also der Pilz die be-
hauptete und in Suüdafrika angeblich beobachtete
Eigenschaft, den Heuschrecken eine ansteckende tödliche
Krankheit zu bringen, nicht haben, oder die hier zu
Lande verwandten Pilzkulturen mußten ihre Wirkungs-
fähigkeit eingebüßt haben, die Pilze mußten abgestorben
sein. Wie aus dem Nachfolgenden hervorgeht, ist
das Letztere der Fall gewesen.
Zu Anfang des Monats Juli d. Is. erhielt Ober-
leutnant Maerker zu Moschi am Kilimandiaro, der
trotz der ersten resultatlos gebliebenen Versuche den
Glauben an die Wirkungsfähigkeit des Heuschrecken-
pilzes aufrecht erhalten hatte, auf eine direkt an
das bakteriologische Institut zu Grahamstown gerich-
tete Bitte nochmals in zuvorkommendster Weise einige
Tuben mit Kulturen des Heuschreckenpilzes zugesandt.
Die ersten Versuche damit machte er bei feuchtem
Wetter in Unter-Madschame am 2. Juli d. Is. Die
Heuschrecken befanden sich im Jugendzustand; die
Flügel waren noch sehr klein, so daß die Thiere noch
nicht fliegen, sondern nur kriechen konnten. Nachdem
der Heuschreckenpilz nach Vorschrift zubereitet war,
wurden von jedem von fünf großen Schwärmen je
zehn Heuschrecken hineingetaucht und dann in ihren
Schwarm zurückgesetzt. Am 6. Juli, also vier Tage
nach der Infektion, waren alle Thiere der genannten
fünf Schwärme gestorben. Die todten Heuschrecken
lagen in großen Haufen auf der Stelle, wo die
Schwärme am 2. Juli infizirt waren. Der Versuch
war unter günstigen Bedingungen angestellt, hatte
aber auch einen Erfolg, wie er günstiger nicht gedacht
werden kann.
Das Gouvernement beabsichtigt jetzt, mit dem
Heuschreckenpilz im Großen gegen die Heuschrecken-
plage vorzugehen. Beim bakteriologischen Institut
zu Grahamstown sind bereits 100 Tuben frischer
Pilzkulturen bestellt. Nach Ankunft derselben sollen sie
sofort an die über die Kolonie zerstreuten Gouverne-=
mentsstationen vertheilt werden. Auch rechnet das
Gouvernement auf die Beihülfe aller Pflanzer, Mis-
sionsstationen, Handelsfaktoreien 2c, denen Pilzkulturen
seitens der Gouvernementsstationen kostenfrei abge-
geben werden sollen.
So steht zu hoffen, daß durch zielbewußtes ge-
meinschaftliches Kämpfen unsere schöne Kolonie bald
von einem Feind befreit werden wird, der bisher
unbesiegbar erschien, der überall dort, wohin er kam,
blühende Gefilde in Wüsteneien verwandelte und für
die eingeborene Bevölkerung Hungersnoth und Tod
bedeutete, und der alle Bemühungen, die Produkti-
vität des Landes zu fördern und den Handel zu
heben, zu nichte machte.
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