Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Rachrichten aus den deufschen Sühguhgebieken. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Deutsch-Pltafrika. 
Matschemba- TExpedition. 
Der Häuptling Matschemba, dessen Gebiet etwa 
vier Tagemärsche von der Küste entfernt, im Bezirk 
Lindi gelegen ist, hatte infolge seiner Unbotmäßigkeit 
und seiner Uebergriffe zuletzt 1895 eine Strafexpe- 
dition des Oberstleutnants v. Trotha nothwendig 
gemacht, durch die er zu scheinbarer Unterwerfung 
gebracht wurde. Es wurde ihm damals ausgegeben, 
den seinen Sitz umgebenden dichten Busch mit ver- 
schiedenen breiten Wegen zu durchschlagen. Matschemba 
führte diesen Befehl scheinbar aus, indem er dort, 
wo es leicht war, eine sogenannte Barra Barra 
schlug. Im Uebrigen zeigte er sich sowohl in dieser 
Wegesache als auch namentlich gegenüber der Hütten- 
steuer andauernd renitent und reizte durch solch Bei- 
spiel die benachbarten Jumben zu ähnlichen Unbot- 
mäßigkeiten, so daß sich bald der größte Theil des 
Bezirks Mikindani in einem Zustande latenten Auf- 
standes befand. 
Der neuernannte Bezirksamtmann Zache begab 
sich deshalb mit der in Lindi stationirten Schutz- 
truppenkompagnie in das Matschembagebiet und trat 
in Verhandlungen mit Matschemba ein. 
Nachdem in Erfahrung gebracht war, daß Mat- 
schemba zum Kriege rüstete, und nachdem ein vom 
Bezirksamt zu ihm gesandter Bote festgehalten und 
mißhandelt war, wurde das Matschembagebiet in 
Kriegszustand versetzt. 
Die 3. Kompagnie Lindi befestigte sich in Utimbe 
Kwa Kionda, etwa sechs Stunden nordöstlich des 
Sitzes Matschembas, und erbat Verstärkung aus 
Dar-zes-Saläm. , 
Daraufhin wurde die 5. Kompagnie am 4. Juli 
d. Is. auf S. M. S. „Condor“ nach Lindi eingeschifft. 
Den Befehl über die Expeditionstruppen hatte Major 
v. Natzmer übernommen. 
Nach erfolgter Vereinigung der 5. Kompagnie mit 
der Lindikompagnie wurde der Vormarsch in Rich- 
tung auf Matschembas Dorf Lnagalla am 11. Juli 
d. Is. angetreten. Es mußte durch dichtesten Busch 
unter fortwährendem Feuern der Matschembaleute 
ein Weg gehauen werden, so daß der Marsch nur 
langsam vorwärts ging. Sehr gute Dienste leistete 
hierbei das mitgeführte Maschinengewehr, mit dem 
erst eine Strecke Busch unter Feuer genommen wurde 
bevor mit Beil und Seitengewehr die Wegebauarbeit 
begann. Hierdurch wurden die Matschembaleute von 
Ueberfällen, für die die örtlichen Verhältnisse beson- 
ders günstig waren, abgehalten. Erst am folgenden 
Tage gelang es der Truppe, sich aus dem dichten 
Busch hindurch zu arbeiten. Der Marsch durch 
  
leichteren Bambusbusch und Grassteppe ging schneller 
vorwärts, bis sich vor dem Liteofluß, der die Marsch- 
richtung rechtwinkelig durchschnitt, der Busch wieder 
verdichtete. Hier hatte Matschemba sich gesetzt und 
eröffnete ein lebhaftes Feuer auf die anmarschirende 
Truppe, jedoch ohne Erfolg, da seine Leute den 
Muth verloren hatten, aus guter Schußdistanz zu 
seuern. Das Feuer wurde erwidert und der Gegner 
zurückgedrängt, so daß die Wasserstelle am Liteo bald 
erreicht war. Jetzt folgte lichter Wald in aufsteigen- 
dem Gelände, dann aber wieder ganz dichter Busch, 
der, 1 km breit, den eigentlichen Sitz Matschembas 
einschloß. In derselben Weise wie durch den ersten 
dichten Busch arbeitete sich die Truppe unter bestän- 
digem feindlichen Feuer mit vieler Mühe hier hin- 
durch und besetzte sodann die Residenz Matschembas. 
Matschemba und seine Leute waren nach allen Rich- 
tungen geflohen. Drei im Dorf zurückgelassenen 
Hühnern war Gift unter die Haut gebracht, was zum 
Glück entdeckt wurde. Die Kompagnien verblieben 
ein paar Tage in Luagalla. Es wurden Wege durch 
den Busch geschlagen und Boten ausgesandt, die den 
Häuptlingen Frieden zusicherten, falls sie sich unter- 
würfen. 
Auf die Auslieferung Matschembas wurde eine 
Belohnung von 500 Rupien ausgesetzt. 
Die Unterwerfung der Häuptlinge erfolgte aber 
nicht. Die Matschembaleute hielten sich im Busch 
versteckt. Matschemba selbst saß mit seiner Haupt- 
macht bei Nomanga kwa Nangamga. Am 15. Juli 
wurde der Marsch auf Nomanga angetreten, der 
durch dichten Busch sehr beschwerlich war. Vor 
Nomanga bat der Häuptling Nomanga um Frieden 
und brachte die Nachricht, daß es Matschemba am 
13. Juli gelungen sei, mit 300 Mann über den 
Rovumafluß auf portugiesisches Gebiet zu entkommen. 
Mehrere Häuptlinge hatten sich in Kisonga festgesetzt, 
wohin der nächste Marsch ging. Dieselben unter- 
warfen sich jedoch beim Nahen der Expeditionstruppen. 
Die 3. Kompagnie wurde von hier aus nach 
Luagalla zurückgeschickt, während die 5. Kompagnie 
zum Rovuma marschirte. Am 28. Juli erfolgte der 
Rückmarsch der 5. Kompagnie nach Mikindani, wo- 
selbst dieselbe am 31. Juli eintraf. Von Lindi aus 
wurden die Truppen durch S. M. S. „Schwalbe" 
nach Dar-es-Saläm zurückbefördert. Die Haltung 
der Truppe sowohl auf dem Marsch, als im Gefecht 
war eine sehr gute. Gefallen sind ein Askari und 
vier Träger. Verwundet sind ein Askari schwer, 
vier Askaris und sechs Träger leicht. Das Mat- 
schembagebiet ist dauernd unterworfen. 
—. .-
	        
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