Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

ralitätsgruppe ein. Der uns entgegen kommende 
Händler Maetzke (Firma Hernsheim & Co.) 
wurde an Bord genommen und nun wurde zunächst 
die Insel Groß-Mok angelaufen, die mit den Nachbar- 
inseln Klein-Mok und St. Patrik in fortwährender 
Fehde lebt, welche zu der üblichen Menschenfresserei 
führt und den Handel stört. Als Dolmetscher wurden 
zwei Leute benutzt, die bei den Admiralitäts-Infu- 
lanern einige Jahre als Gefangene gelebt hatten, 
aber zur Zeit im Dienste der Firma Forsayth in 
Ralum standen. Mit den in Kanus an die „Möwe“ 
herankommenden Bewohnern von Groß-Mok wurde 
durch die Dolmetscher eine Verständigung in dem 
Sinne erzielt, daß wir in friedlicher Absicht kämen. 
Zwei Landungsboote werden klar gemacht, und in 
ihnen geht die Polizeitruppe mit Herrn Richter 
Dr. Schnee, Kapitänleutnant v. Abeken, Thiel, 
Schulz und mir an Land. Wir landen innerhalb 
eines Pfahlbautendorfes. Die Bewohner der Pfahl- 
bauten heißen in der Admiralitätsinsulaner-Sprache 
„Manus"“, im Gegensatz zu den im Busch hausenden 
Leuten, die „Usiai“ genannt werden. Die Ein- 
geborenen weichen für einige Augenblicke zurück und 
laufen ängstlich die steile, wohl vulkanische Insel 
hinan. Bald stellt sich aber der erwachsene männ- 
liche Theil der Bevölkerung und tritt uns in der 
freundlichsten und friedlichsten Weise entgegen. Um 
den Leuten unsere Truppe zu zeigen, lasse ich unsere 
20 Polizeljungen stillstehen und Gewehr über und 
Gewehr ab nehmen. Dann trete ich mit Herrn 
Schulz und dem Händler Maetzke, unter der 
Führung eines Vertrauen erweckenden Häuptlings, 
eine Partie über die Insel nach einer anderen 
Ortschaft an. Der Weg an steilen Felsklippen ent- 
lang war sehr unbequem. Nach einer halben Stunde 
ist das zweite am Strande gelegene Pfahlbautendorf 
erreicht. Hier lasse ich mich im Kreise der freund- 
lichen Leute, die zum Bewillkommnen Kokosnüsse 
und zum Einhandeln Schweine und Kuriositäten 
heranschleppen, auf den Querbänken eines großen 
Kanu nieder. Der Händler Maetzke, den die 
Leute allgemein beim Namen kennen und zu dem 
sie erhebliches Vertrauen zu haben scheinen, über- 
nimmt die Vermittelung der mündlichen Unterhaltung 
und des Tauschverkehrs. Währenddessen schicke ich 
durch einen Polizeisoldaten im Eingeborenen-Kanu 
Botschaft an Dr. Schnee, er möge das Herüber- 
kommen der beiden Boote mit dem Rest der Ex- 
pedition veranlassen, da von unserem Platze aus die 
Insel Klein-Mok am schnellsten besucht werden könnte. 
Weiber und Kinder bekommen wir nicht zu sehen. 
Die uns umringenden jugendlichen und älteren männ- 
lichen Vertreter der Eingeborenen sind schöne groß- 
gewachsene Leute, die als Lendenschurz perl- und 
muschelgeld-verschnürte Läppchen tragen und fort- 
während Brtel kauen, wozu sie sich als Zukost aus 
hübsch mit gebrannten Schnörkeln verzierten gurken- 
artigen Früchten mit langen, theilweise mit geschnitzten 
Figuren gezierten Stäbchen Kalk zuführen. Die 
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rothen Münder und die häßlichen Zahnruinen be- 
weisen uns den verderblichen Einfluß der Betelnuß. 
Nach Ankunft des übrigen Theiles der Expedition 
wird noch eine kurze Rast gehalten und dann, nach- 
dem den Eingeborenen soweit wie möglich verdeutlicht 
ist, daß sie andere Stammesangehörige nicht anzu- 
greisen, sondern nur in der Nothwehr von ihren 
Waffen Gebrauch zu machen hätten, wird die Insel 
Groß-Mok verlassen und das ein Viertelstündchen 
entfernte Klein-Mok angelaufen. 
Dort derselbe Charakter der Insel und ihrer 
Bewohner. Hochragende, steile und doch gut mit 
Kokospalmen bestandene Felsen; am Meeresstrande 
Pfahlbauten und die Bergwände hinaufkletternde 
perrückentragende wundervoll gewachsene Männer, ihre 
Obsidianspeere in den Händen schwingend. Friedlich 
kommen auch sie bald uns entgegen, und gegen rothes 
Zeug, Tabak, Messer wandern Haarpfeile, Kall- 
düchsen und Obsidianwaffen in unseren Besitz. Auch 
hier wird der Frieden gepredigt, den das Gouver- 
nement aufrecht erhalten würde gegen die Friedens- 
brecher. Von der kaum eine Seemeile entsernt 
liegenden Insel St. Patrik, die ziemlich dicht be- 
völkert zu sein und einen guten Kokospalmenbestand 
zu haben scheint, schauen wohl 100 Eingeborene 
unserer Verhandlung mit den Mok-Leuten aufmerksam 
zu. Die uns zur Verfügung stehende nur kurze Zeit 
erlaubte aber leider nicht mehr den Besuch von 
St. Patrik, sondern gebot um 1 Uhr die Rückkehr 
an Bord der „Möwe“, die alsbald weiter dampfte. 
Gegen 3 Uhr gingen wir vor der kleinen Insel 
Komuli, auf der sich die Handelsniederlassung der 
mit der Firma Hernsheim & Co. in Verbindung 
stehenden Händler Molde und Maetzke befindet, 
vor Anker. Herr Thiel führte mich durch die 
Niederlassung und zeigke mir die reichen Vorräthe 
an Kopra, Trepang und Perlmutterschalen. Die 
Handelsstation besteht seit 1⅛½ Jahren und hat 
während dieser Zeit von Hernsheim & Co. für 
20 000 Mark Waaren entnommen, von denen ein 
sehr großer Theil noch als Lagerbestand vorhanden 
ist, und für 30 000 Mark Produkte von den Em- 
geborenen eingetauscht. Der Handel innerhalb der 
Admiralitäts-Inseln scheint noch sehr ausdehnungs- 
fähig zu sein. 
Nachmittags machte ich einen Jagdausflug nach 
der benachbarten größeren Insel Beikatu. Diese ist 
völlig menschenleer, da ihre Einwohner vor den An- 
griffen ihrer kriegerischen Nachbarn auf entferntere 
Inseln geflüchtet sind. Beikatu ist dicht bewachsen 
mit Kokospalmen, die sich selbst verjüngen und deren 
Nüsse zum großen Theil, da Menschen zum Ein- 
sammeln nicht vorhanden sind, verkommen. Die 
ganz flache, zum Theil recht sumpfige Insel scheint 
sehr fruchtbar zu sein. An Wild birgt sie viel 
Tauben und Papageien. 
Am 1. August frühmorgens wurden die Anker 
gelichtet zur Weiterreise nach der großen Admiralitäts- 
Insel, deren Namen wir von den Insulanern nicht
	        
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