ralitätsgruppe ein. Der uns entgegen kommende
Händler Maetzke (Firma Hernsheim & Co.)
wurde an Bord genommen und nun wurde zunächst
die Insel Groß-Mok angelaufen, die mit den Nachbar-
inseln Klein-Mok und St. Patrik in fortwährender
Fehde lebt, welche zu der üblichen Menschenfresserei
führt und den Handel stört. Als Dolmetscher wurden
zwei Leute benutzt, die bei den Admiralitäts-Infu-
lanern einige Jahre als Gefangene gelebt hatten,
aber zur Zeit im Dienste der Firma Forsayth in
Ralum standen. Mit den in Kanus an die „Möwe“
herankommenden Bewohnern von Groß-Mok wurde
durch die Dolmetscher eine Verständigung in dem
Sinne erzielt, daß wir in friedlicher Absicht kämen.
Zwei Landungsboote werden klar gemacht, und in
ihnen geht die Polizeitruppe mit Herrn Richter
Dr. Schnee, Kapitänleutnant v. Abeken, Thiel,
Schulz und mir an Land. Wir landen innerhalb
eines Pfahlbautendorfes. Die Bewohner der Pfahl-
bauten heißen in der Admiralitätsinsulaner-Sprache
„Manus"“, im Gegensatz zu den im Busch hausenden
Leuten, die „Usiai“ genannt werden. Die Ein-
geborenen weichen für einige Augenblicke zurück und
laufen ängstlich die steile, wohl vulkanische Insel
hinan. Bald stellt sich aber der erwachsene männ-
liche Theil der Bevölkerung und tritt uns in der
freundlichsten und friedlichsten Weise entgegen. Um
den Leuten unsere Truppe zu zeigen, lasse ich unsere
20 Polizeljungen stillstehen und Gewehr über und
Gewehr ab nehmen. Dann trete ich mit Herrn
Schulz und dem Händler Maetzke, unter der
Führung eines Vertrauen erweckenden Häuptlings,
eine Partie über die Insel nach einer anderen
Ortschaft an. Der Weg an steilen Felsklippen ent-
lang war sehr unbequem. Nach einer halben Stunde
ist das zweite am Strande gelegene Pfahlbautendorf
erreicht. Hier lasse ich mich im Kreise der freund-
lichen Leute, die zum Bewillkommnen Kokosnüsse
und zum Einhandeln Schweine und Kuriositäten
heranschleppen, auf den Querbänken eines großen
Kanu nieder. Der Händler Maetzke, den die
Leute allgemein beim Namen kennen und zu dem
sie erhebliches Vertrauen zu haben scheinen, über-
nimmt die Vermittelung der mündlichen Unterhaltung
und des Tauschverkehrs. Währenddessen schicke ich
durch einen Polizeisoldaten im Eingeborenen-Kanu
Botschaft an Dr. Schnee, er möge das Herüber-
kommen der beiden Boote mit dem Rest der Ex-
pedition veranlassen, da von unserem Platze aus die
Insel Klein-Mok am schnellsten besucht werden könnte.
Weiber und Kinder bekommen wir nicht zu sehen.
Die uns umringenden jugendlichen und älteren männ-
lichen Vertreter der Eingeborenen sind schöne groß-
gewachsene Leute, die als Lendenschurz perl- und
muschelgeld-verschnürte Läppchen tragen und fort-
während Brtel kauen, wozu sie sich als Zukost aus
hübsch mit gebrannten Schnörkeln verzierten gurken-
artigen Früchten mit langen, theilweise mit geschnitzten
Figuren gezierten Stäbchen Kalk zuführen. Die
698
rothen Münder und die häßlichen Zahnruinen be-
weisen uns den verderblichen Einfluß der Betelnuß.
Nach Ankunft des übrigen Theiles der Expedition
wird noch eine kurze Rast gehalten und dann, nach-
dem den Eingeborenen soweit wie möglich verdeutlicht
ist, daß sie andere Stammesangehörige nicht anzu-
greisen, sondern nur in der Nothwehr von ihren
Waffen Gebrauch zu machen hätten, wird die Insel
Groß-Mok verlassen und das ein Viertelstündchen
entfernte Klein-Mok angelaufen.
Dort derselbe Charakter der Insel und ihrer
Bewohner. Hochragende, steile und doch gut mit
Kokospalmen bestandene Felsen; am Meeresstrande
Pfahlbauten und die Bergwände hinaufkletternde
perrückentragende wundervoll gewachsene Männer, ihre
Obsidianspeere in den Händen schwingend. Friedlich
kommen auch sie bald uns entgegen, und gegen rothes
Zeug, Tabak, Messer wandern Haarpfeile, Kall-
düchsen und Obsidianwaffen in unseren Besitz. Auch
hier wird der Frieden gepredigt, den das Gouver-
nement aufrecht erhalten würde gegen die Friedens-
brecher. Von der kaum eine Seemeile entsernt
liegenden Insel St. Patrik, die ziemlich dicht be-
völkert zu sein und einen guten Kokospalmenbestand
zu haben scheint, schauen wohl 100 Eingeborene
unserer Verhandlung mit den Mok-Leuten aufmerksam
zu. Die uns zur Verfügung stehende nur kurze Zeit
erlaubte aber leider nicht mehr den Besuch von
St. Patrik, sondern gebot um 1 Uhr die Rückkehr
an Bord der „Möwe“, die alsbald weiter dampfte.
Gegen 3 Uhr gingen wir vor der kleinen Insel
Komuli, auf der sich die Handelsniederlassung der
mit der Firma Hernsheim & Co. in Verbindung
stehenden Händler Molde und Maetzke befindet,
vor Anker. Herr Thiel führte mich durch die
Niederlassung und zeigke mir die reichen Vorräthe
an Kopra, Trepang und Perlmutterschalen. Die
Handelsstation besteht seit 1⅛½ Jahren und hat
während dieser Zeit von Hernsheim & Co. für
20 000 Mark Waaren entnommen, von denen ein
sehr großer Theil noch als Lagerbestand vorhanden
ist, und für 30 000 Mark Produkte von den Em-
geborenen eingetauscht. Der Handel innerhalb der
Admiralitäts-Inseln scheint noch sehr ausdehnungs-
fähig zu sein.
Nachmittags machte ich einen Jagdausflug nach
der benachbarten größeren Insel Beikatu. Diese ist
völlig menschenleer, da ihre Einwohner vor den An-
griffen ihrer kriegerischen Nachbarn auf entferntere
Inseln geflüchtet sind. Beikatu ist dicht bewachsen
mit Kokospalmen, die sich selbst verjüngen und deren
Nüsse zum großen Theil, da Menschen zum Ein-
sammeln nicht vorhanden sind, verkommen. Die
ganz flache, zum Theil recht sumpfige Insel scheint
sehr fruchtbar zu sein. An Wild birgt sie viel
Tauben und Papageien.
Am 1. August frühmorgens wurden die Anker
gelichtet zur Weiterreise nach der großen Admiralitäts-
Insel, deren Namen wir von den Insulanern nicht