mehr allmählich verschwinden, legt die „Möwe“ sich
in Gefechtsweite breit vor und beginnt auf meine
Veranlassung eine 10 Minuten lang danernde Be-
schießung der Küste. Nach der Beschießung gehe ich
mit der Polizeitruppe unter Führung von Herrn
Dr. Schnee, indem sich der Expedition Herr
Kapitän Dunbar und Herr Thiel sowie der
Händler Petersen anschließen, an Land. Die
Polizeisoldaten, welche der Meinung sind, die
„Kanacker“ liegen in der Nähe im Busch, gehen
mit gespvannter Aufmerksamkeit und katzenartiger
Gewandheit vorwärts, bekommen aber nichts zu
sehen. Die Eingeborenen mußten bei ihrer Flucht
noch Zeit gefunden haben, ihre werthvollen
Sachen in Sicherheit zu bringen.
Tanzhütte zusammen aufgehängten großen holz-
geschnitzten und buntbemalten Tanzfiguren, die
übrigens nach Beendigung des Tanzes für die Neu-
mecklenburger keinen besonderen Werth haben sollen,
wurde nichts Bemerkenswerthes erbeutet. Eine auf-
gefundene Steuerpinne des bei der Ermordung der
Buka-Jungen zerstörten Europäerbootes gab uns die
unumstößliche Gewißheit, daß wir die richtigen Uebel-
thäter getroffen hatten.
Die Expedition kehrte um 6⅛ Uhr an Bord
zurück. Die „Möwe“ dampfte alsbald weiter
nach der Insel Nusa, Niederlassung und Eigen-
thum der Handelefirma Hernsheim & Co.,
in deren Nähe die Gouvernementsstation für Neu-
mecklenburg in Aussicht genommen ist. Um 8 Uhr
morgens trasen wir vor Nusa ein. Diese Handels-
niederlassung (Händler Dunkel), welche der Sammel-
punkt aller Produkte der Hernsheimschen Nieder-
lassungen in Neumecklenburg ist, ist sehr schön und
groß angelegt. Die starken Landungsbrücken, die
gut gebauten Häuser mit gepflegter Umgebung bilden
mit dem dichten, urwaldartigen, von Kokospalmen
durchsetzten Busche als Hintergrund ein reizvolles
Bild europäischer Kultur in der hier fast noch jung-
fräulichen Südseewildniß. Nusa gegenüber am
Strande der Ostküste Neumecklenburgs erhebt sich
eine Handelsniederlassung der Firma Forsayth,
welcher der Engländer Lanser vorsteht und die
jährlich 200 bis 300 Tons Kopra produzirt. Von
Lanser ließ ich mich nach dem Platze führen, auf
dem früher der verstorbene Händler Schulle ein
Etablissement gehabt hatte. Der Platz scheint gesund,
hat ein weithin sich erstreckendes freies Hinterland
und eine kühle, windige Lage. In der Nähe giebt
es frisches Wasser und einen guten Ankerplatz. Dieser
Ort weist daher als Bauplatz für die Regierungs-
station gute Bedingungen auf. Von hier aus
lassen sich einige der neumecklenburgischen Handels-
niederlassungen zu Lande bequem erreichen. Dieser
Theil Neumecklenburgs, der leidlich bevölkert ist,
wird von den Händlern, die mit den Eingeborenen
in lebhaftem Verkehr stehen, für friedlich gehalten.
Die ausgedehnten Palmenbestände, welche durch einen
gewissen von einer Gouvernementsstation leicht aus-
Außer in einer
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zuübenden Druck, sich stark vermehren ließen, sichern
hier eine erhebliche Kopraproduktion. Die Trepang-
lager sind in dieser Gegend leider schon abgefischt.
Gegen die Eingeborenen von Putput in Neu-
mecklenburg wurde nicht vorgegangen, da dieselben
in der Zwischenzeit das geraubte Gewehr zurück-
gegeben hatten und ihr Wohnort, in ziemlicher
Entfernung von der Küste gelegen, für einen Besuch
mangels Zeit Schwierigkeiten bot.
Um 11 Uhr ward die Fahrt nach Herbertshöhe,
welches Sonntag morgen den 6. gegen 11 Uhr er-
reicht ward, fortgesetzt.
RAus dem PBereiche der Wissivnen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Mit dem Dampfer „Melita Bohlen“ der Woer-
mann.-Linie reisen am 26. September der Priester
Biegner und die Brüder Reinhart und Kleist
nach Swalopmund aus.
Mit dem gleichen Dampfer tritt im Auftrage
der Regierung der Lehrer Karl Otto mit Frau und
Familie die Reise nach Windhoek an.
Die Missionare Raum und v. Hopffgarten
von der Leipziger Evangelisch-lutherischen Missions-
gesellschaft beabsichtigen, in Sira eine neue Missions-
station für die Dschaggas zu gründen. Auf der
Station in Madschame wird der Missionar Fuchs
dem Missionar Müller beigeordnet.
Mit dem Dampfer „Eduard Bohlen“ der Woer-
mann-Linie sind am 11. September von der Baseler
Mission neun Personen nach Westafrika, nämlich
Miss. Bossaller und Miss. Zellweger nebst Fran
nach Accra, ferner die Miss. Köngeter, Gutbrod,
Hies und Frau sowie Fräulein Ostertag und
Müller nach Kamerun, gereist. — Nach Kamerun
reisten auch von der Vaptistenmission der Missionar
Bender sowie Fräulein Karls und Lutze.
Die Frau des Missionars Heidmann in Reho-
both ist gestorben.
In „Kreuz und Schwert“ wird folgender Brief
des P. Rohmer aus Mariahilf bei Kiboscho ver-
öffentlicht:
„Dank der Thätigkeit und Zähigkeit des P. Lux
hat unsere Schule, 1894 noch so sehr klein, einen
bedeutenden Aufschwung genommen: mehr als 3000
junge Leute und Kinder nehmen Unterricht. Interessant
ist es, wenn ein Schüler, nachdem er seine Gebete
gut auswendig weiß, damit belohnt wird, daß er vor
cinem großen Publikum von Männern und Frauen