Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

mehr allmählich verschwinden, legt die „Möwe“ sich 
in Gefechtsweite breit vor und beginnt auf meine 
Veranlassung eine 10 Minuten lang danernde Be- 
schießung der Küste. Nach der Beschießung gehe ich 
mit der Polizeitruppe unter Führung von Herrn 
Dr. Schnee, indem sich der Expedition Herr 
Kapitän Dunbar und Herr Thiel sowie der 
Händler Petersen anschließen, an Land. Die 
Polizeisoldaten, welche der Meinung sind, die 
„Kanacker“ liegen in der Nähe im Busch, gehen 
mit gespvannter Aufmerksamkeit und katzenartiger 
Gewandheit vorwärts, bekommen aber nichts zu 
sehen. Die Eingeborenen mußten bei ihrer Flucht 
noch Zeit gefunden haben, ihre werthvollen 
Sachen in Sicherheit zu bringen. 
Tanzhütte zusammen aufgehängten großen holz- 
geschnitzten und buntbemalten Tanzfiguren, die 
übrigens nach Beendigung des Tanzes für die Neu- 
mecklenburger keinen besonderen Werth haben sollen, 
wurde nichts Bemerkenswerthes erbeutet. Eine auf- 
gefundene Steuerpinne des bei der Ermordung der 
Buka-Jungen zerstörten Europäerbootes gab uns die 
unumstößliche Gewißheit, daß wir die richtigen Uebel- 
thäter getroffen hatten. 
Die Expedition kehrte um 6⅛ Uhr an Bord 
zurück. Die „Möwe“ dampfte alsbald weiter 
nach der Insel Nusa, Niederlassung und Eigen- 
thum der Handelefirma Hernsheim & Co., 
in deren Nähe die Gouvernementsstation für Neu- 
mecklenburg in Aussicht genommen ist. Um 8 Uhr 
morgens trasen wir vor Nusa ein. Diese Handels- 
niederlassung (Händler Dunkel), welche der Sammel- 
punkt aller Produkte der Hernsheimschen Nieder- 
lassungen in Neumecklenburg ist, ist sehr schön und 
groß angelegt. Die starken Landungsbrücken, die 
gut gebauten Häuser mit gepflegter Umgebung bilden 
mit dem dichten, urwaldartigen, von Kokospalmen 
durchsetzten Busche als Hintergrund ein reizvolles 
Bild europäischer Kultur in der hier fast noch jung- 
fräulichen Südseewildniß. Nusa gegenüber am 
Strande der Ostküste Neumecklenburgs erhebt sich 
eine Handelsniederlassung der Firma Forsayth, 
welcher der Engländer Lanser vorsteht und die 
jährlich 200 bis 300 Tons Kopra produzirt. Von 
Lanser ließ ich mich nach dem Platze führen, auf 
dem früher der verstorbene Händler Schulle ein 
Etablissement gehabt hatte. Der Platz scheint gesund, 
hat ein weithin sich erstreckendes freies Hinterland 
und eine kühle, windige Lage. In der Nähe giebt 
es frisches Wasser und einen guten Ankerplatz. Dieser 
Ort weist daher als Bauplatz für die Regierungs- 
station gute Bedingungen auf. Von hier aus 
lassen sich einige der neumecklenburgischen Handels- 
niederlassungen zu Lande bequem erreichen. Dieser 
Theil Neumecklenburgs, der leidlich bevölkert ist, 
wird von den Händlern, die mit den Eingeborenen 
in lebhaftem Verkehr stehen, für friedlich gehalten. 
Die ausgedehnten Palmenbestände, welche durch einen 
gewissen von einer Gouvernementsstation leicht aus- 
Außer in einer 
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— 
zuübenden Druck, sich stark vermehren ließen, sichern 
hier eine erhebliche Kopraproduktion. Die Trepang- 
lager sind in dieser Gegend leider schon abgefischt. 
Gegen die Eingeborenen von Putput in Neu- 
mecklenburg wurde nicht vorgegangen, da dieselben 
in der Zwischenzeit das geraubte Gewehr zurück- 
gegeben hatten und ihr Wohnort, in ziemlicher 
Entfernung von der Küste gelegen, für einen Besuch 
mangels Zeit Schwierigkeiten bot. 
Um 11 Uhr ward die Fahrt nach Herbertshöhe, 
welches Sonntag morgen den 6. gegen 11 Uhr er- 
reicht ward, fortgesetzt. 
RAus dem PBereiche der Wissivnen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Mit dem Dampfer „Melita Bohlen“ der Woer- 
mann.-Linie reisen am 26. September der Priester 
Biegner und die Brüder Reinhart und Kleist 
nach Swalopmund aus. 
Mit dem gleichen Dampfer tritt im Auftrage 
der Regierung der Lehrer Karl Otto mit Frau und 
Familie die Reise nach Windhoek an. 
Die Missionare Raum und v. Hopffgarten 
von der Leipziger Evangelisch-lutherischen Missions- 
gesellschaft beabsichtigen, in Sira eine neue Missions- 
station für die Dschaggas zu gründen. Auf der 
Station in Madschame wird der Missionar Fuchs 
dem Missionar Müller beigeordnet. 
Mit dem Dampfer „Eduard Bohlen“ der Woer- 
mann-Linie sind am 11. September von der Baseler 
Mission neun Personen nach Westafrika, nämlich 
Miss. Bossaller und Miss. Zellweger nebst Fran 
nach Accra, ferner die Miss. Köngeter, Gutbrod, 
Hies und Frau sowie Fräulein Ostertag und 
Müller nach Kamerun, gereist. — Nach Kamerun 
reisten auch von der Vaptistenmission der Missionar 
Bender sowie Fräulein Karls und Lutze. 
Die Frau des Missionars Heidmann in Reho- 
both ist gestorben. 
In „Kreuz und Schwert“ wird folgender Brief 
des P. Rohmer aus Mariahilf bei Kiboscho ver- 
öffentlicht: 
„Dank der Thätigkeit und Zähigkeit des P. Lux 
hat unsere Schule, 1894 noch so sehr klein, einen 
bedeutenden Aufschwung genommen: mehr als 3000 
junge Leute und Kinder nehmen Unterricht. Interessant 
ist es, wenn ein Schüler, nachdem er seine Gebete 
gut auswendig weiß, damit belohnt wird, daß er vor 
cinem großen Publikum von Männern und Frauen
	        
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