nicht mehr geziegelt wurde, damals einer Anzahl
leerer Kisten und anderem Gerümpel zur Herberge,
und mit Hülfe dieser Kisten richteten wir uns dort
nach hiesigen Verhältnissen sehr bequem ein, d. h.
jeder von uns, es war damals schon noch ein zweiter
Helfer hinzugekommen, saß auf einer Kiste und ihm
gegenüber der Patient, dazwischen aber eine dritte
Kiste als Operationstisch.
Da die Ausgaben für Medizin und Verbands-
sachen ins Geld liefen und in unserer Kasse damals
Ebbe war, auch weil wir bei manchen Kranken den
Eindruck hatten, daß sie öfter kamen, als nöthig war,
erhoben wir von da ab für ärztliche Behandlung
folgendes Honorar: Ein Besuch 1 Pfennig (7/2 Pesa)
oder 1 bis 2 Maiskolben im gleichen Werthe. Wer
das nicht zahlen konnte, was übrigens nur ganz ver-
einzelt vorkam, erhielt das Geld dazu vorher von uns
geschenkt. Der Sitte des Volkes ist es entsprechend,
für ärztliche Hülfe Zahlung zu leisten; geht z. B.
ein Eingeborener zu einem heidnischen Zauberer, um
sich eine Wunde heilen zu lassen, so fordert dieser
zunächst ein Huhn, ein Schaf, eine Ziege oder einen
anderen nicht geringeren Theil des Besitzes seiner
Patienten, ehe er seine Kur mit Trommeln, Tanzen,
Zaubern, Ofenruß und anderen unfehlbaren Mitteln
beginnt. Als dann die zeit des Ziegelmachens kam,
konnten wir auch dort nicht länger bleiben und zogen
daher noch etwas mehr den Berg hinab in die
Schmiede. Unser Häuptling, Schmiedemeister, mußte
mit Blasebalg und Amboß nach seinem Dorfe über-
siedeln, und wir richteten uns im neuen Heim ein,
in der Hoffnung, dort bleiben zu können, bis wir
Mittel und Wege fänden, uns ein Krankenhaus
bauen zu können. Plan und Zeichnung zu diesem
Häuschen stand längst auf Papier, auch ein günstiger
Platz war gesunden, aber es gab noch so viel Anderes
und Nöthigeres zu thun, daß wir noch an kein
Bauen denken konnten. Wir hofften auch, die Zahl
der Kranken würde ihren Höhepunkt erreicht haben
und nun bald wieder auf ein kleines Häuschen zu-
sammenschmelzen; doch im Gegentheil, es wurden
nicht weniger, dazu wuchs die Zahl der Schwer-
kranken, die wir bei uns aufnehmen mußten, mehr
und mehr. Das Beherbergen dieser machte uns
mancherlei Schwierigkeiten, da es überall an Platz
mangelte. Anfangs brachten wir sie im früheren
Eselstall unter und in einem Raum des Knaben-
hauses; als das nicht mehr ausreichte, im Waschhaus
und endlich im Kuhstall. Es wird sich Jeder denken
können, daß diese provisorischen Krankenstuben sehr
viel zu wünschen übrig ließen. Namentlich im Esel-
stall, der nicht viel größer ist als ein langer Tisch,
sah es oft bunt aus. Da lag der Kranke an der
Erde auf einem breiten Brett, eine Milchkiste als
Kopfpolster und 3 bis 4 andere Leute aus der
Verwandschaft, oder auch Obdachlose, mit und ohne
kleine Kinder, hockten um ihn herum und wirth-
schafteten in diesem kleinen Raum, als empfänden sie
den Mangel an Platz gar nicht. Doa flackerte zwischen
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drei Feldsteinen ein lustiges Feuer, über dem ein
Topf mit Speise brodelte, andere Speise wurde zu-
bereitet, in einer Ecke stand eine Last gesammeltes
Holz, ein alter Mbugu saß in der Thür und rieb
sich mit einem runden Kieselstein Schnupftabak, die
Frauen warteten dort ihre Kinder, kurz, es war oft
erstaunlich, was sich Alles in diesem Ställchen zu-
sammenfand. Diese Zustände dauerten aber nur
kurze Zeit. Ende April erhielten wir die Nachricht,
daß die Liebesgaben der Heimathsgemeinden für die
Hungernden so reichlich geflossen seien, daß auch zur
Versorgung der Kranken und Odbdachlosen bei uns
davon Geld übrig sei. Mit großer Freude konnten
wir nun bauen. Für ein Ochsenkalb und ein Schaf
kauften wir einige Morgen Land, angrenzend an
unser Grundstück, hinter der Kapelle gelegen, und
gingen nun frisch ans Werk. Da es Regenzeit war
und wir keine fertigen Ziegel hatten, führte uns die
Nothwendigkeit dazu, Hütten im Stile der Ein-
geborenen aus Holz und Lamba zu banen. Zwei
ältere Christen, Noah und Musa, beaufsichtigten ab-
wechselund diese Arbeiten und halfen selber tüchtig,
besonders beim Flechten der Dachspitzen und Einsetzen
der Thürrahmen. So entstanden, da Arbeitsuchende
immer in Menge kamen und auch die Zahl der
Kranken und Obdachlosen es nothwendig machte,
nacheinander vier schöne, geräumige Hütten, zwei für
Frauen und zwei für Männer. Jede Hütte hat eine
mannshohe Thür, durch die Licht und Luft reichlich
zugeführt wird, denn die umschließenden Wände sind
nicht allzu dicht. Mit Bettstellen für die Kranken
und mit Küchengeräth sind sie eingerichtet und geben
nun den Armen, die dort Aufnahme gesunden haben,
einen ausreichenden Ersatz für dic ihnen fehlenden
Heimstätten. Außerdem bauten wir ganz nahe dabei
eine fünfte Hütte, die als Klinik eingerichtet ist. Sie
ist oval und an der Vorderseite offen. Diese Oeffnung
abschließend ist ein Zaun gebaut, der den Andrang
der Kranken abhält. Dicht davor fließt ein Bächlein,
das gerade beim Zaun sein Gefälle hat und dort
den Waschplatz für alle Füße und Fußwunden bildet.
Mit diesem Wasser vor der Thüre ist die Behand-
lung der Kranken sehr erleichtert, doch nicht nur
dadurch, sondern auch besonders durch die ganze
Anlage des Krankendorfes.
Es ist hiermit den Kranken des Landes ein Zu-
fluchtsort geschaffen, von dem sie wissen, dort jeder
Zeit Aufnahme zu finden. Dieses hat sich auch bald
im Lande herum gesprochen und uns Kranke aus
Nah und Fern, ja selbst bis von Bumbuli und
Masinde herzugeführt.
Nach einem Bericht des Missionsinspektors
Dr. Schreiber von der Rheinischen Mission sind
aus Deutsch-Südwestafrika auch im letzten Jahre be-
trübende Nachrichten eingegangen. Das Jahr ist
reich gewesen an allerlei zum Theil sehr schweren
Erkrankungen. Noch schmerzlicher war es, daß einer
der Missionare, Schröder von Gibeon, eigenwillig