Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

seine Station verließ und infolgedessen, entsprechend 
unseren Bestimmungen, entlassen werden mußte. Außer 
den Krankheiten haben auch die Heuschrecken viel zu 
schaffen gemacht. An Stelle der Dürre ist nun eine 
Regenzeit eingetreten, wie man sie kaum je erlebt hat. 
Infolgedessen steht das Feld überall herrlich, aber 
leider ist in vielen Gegenden kein Vieh mehr vor- 
handen, welches davon den Nutzen hätte. Die Namas 
sind noch ärmer geworden, und was das Schlimmste 
ist, alle Versuche, ihnen wieder auszuhelfen, scheitern 
in den meisten Fällen an ihrer Trägheit und ihrem 
Leichtsinn. Doch giebt es auch Stationen, von denen 
die Berichte etwas hoffnungsvoller lauten. An einigen 
Stellen haben die Eingeborenen doch angefangen, 
Korn und andere Sachen zu bauen. Seit vorigem 
Jahre sind zwei Theologen nach Deutsch-Südwest- 
afrila gesandt worden, so daß die Mission dort jetzt 
deren vier hat. 
Im Hererolande liegen die Dinge in Betreff der 
äußeren Zukunst des Volkes doch etwas besser. Ein- 
mal giebt es dort Leute, die allmählich wieder zu 
Viehbesitz kommen, und außerdem scheinen die Herero 
sich fleißiger der Bebauung des Bodens zuzuwenden, 
wofür auch die Aussichten hier besser sind, als im 
Namalande. Aber was am meisten erfreut hat, das 
sind die Nachrichten, welche in den letzten Wochen 
eingegangen sind von einer mehr und mehr sich aus- 
breitenden Bewegung in den Hererogemeinden zum 
Evangelium, so daß die Gottesdienste besser besucht 
werden, als seit langer Zeit, und sich an verschiedenen 
Stellen wieder bedeutend mehr Leute, darunter auch 
alte, angesehene Männer, zum Taufunterrichte ge- 
meldet haben. 
Recht erfreulich lauten die Berichte aus dem 
Ovambolande. Freilich, an Krankheiten hat es auch 
dort nicht gefehlt: Missionar Stahlhut hat sogar 
wegen schwerer Erkrankung seiner Frau das Land 
zeitweilig verlassen müssen. Aber die Arbeit geht in 
gesegneter Weise voran. Wir haben ja jetzt dort 
vier Missionare. Der im letzten Jahre dahin ge- 
sandte Br. Tönjes hat es in der kurzen Zeit so weit 
mit der Erlernung der Sprache gebracht, daß er schon 
beim Unterrichten und Predigen mithelfen kann. Noch 
mehr aber wird seine Hülfe in Anspruch genommen 
bei dem eben jetzt im Gange befindlichen Kirchbau 
in Omupanda. 
  
Der Missionszeitschrift „Gott will es“ entnehmen 
wir Folgendes: 
Apostolische Präfektur Süd-Sansibar. 
(St. Benediktus-Missionsgenossenschaft.) Bericht über 
die Missionsthätigkeit in der apostolischen Präfektur 
Süd-Sansibar (vom 1. Juli 1898 bis 1. Juli 1899). 
Die Präfektur zählt gegenwärtig sieben Missions- 
stationen, auf welchen thätig sind: 9 Patres, 
15 Brüder, 14 Schwestern. . 
I.Tsor-cI-Eal-im.Missionspcrsoiml:lPatcr,I 
3 Brüder und 8 Schwestern. Zahl der Katholiken 
(Europäer, Goanesen, Schwarze) etwa 500. Katechun- 
menen 250. 
spendet 238. 
An Außenposten besteht ein Christendorf auf der 
Simbasischamba mit 18 Familien; in unserer ehe- 
maligen Mission zu Pugu sowie in Yombo, Kitunda, 
Kivule wurden während dieses Jahres schwarze Lehrer 
aufgestellt. In Pugu bildete sich bereits eine kleinc 
Knabenschule mit vorläufig zehn Schülern, auf den 
anderen Posten ist man noch daran, die Lehrerwohnung 
und Schule zu bauen. Allwöchentlich werden diese 
Außenposten vom Superior in Dar-es-Saläm besucht, 
wobei sich die Erwachsenen sehr zahlreich zum Unter- 
richt einfinden. Viele derselben besuchen auch an 
Sonntagen und besonders an den höheren Festtagen 
den Gottesdienst in Dar-zes-Saläm. . 
Die Missionsschwestern leiten ein Waisenhaus, 
welches gegenwärtig 142 Mädchen zählt; 50 davon 
sind während des Berichtsjahres neu hinzugekommen. 
Die Mädchen erhalten täglich Unterricht in der 
Religion, im Lesen, Schreiben, Singen; außerdem 
werden dieselben in den Hausarbeiten unterrichtet 
und beschäftigt sowic im Gartenbau, welchen die 
Schwestern in ausgedehntem Maße und erfolgreich 
im Simbasithal betreiben. 
Die kleineren Mädchen tragen allen Kalk und 
Sand herbei, welcher für den Banu der katholischen 
Kirche nothwendig ist. 
Im Negerhospital wurden 210 Personen verpflegt, 
82 davon sind gestorben. Arzneiabgaben und Ver- 
bände wurden in ungefähr 12 000 Fällen verabreicht. 
Außerdem machen die Schwestern regelmäßig Aus- 
gänge, um auch farbige Kranke in der Stadt zu 
besuchen. . 
Von der neuen Kirche, deren Bau vor einem 
Jahre begonnen wurde, konnte der Rohbau bisher 
zu dreiviertel fertiggestellt werden. An diesem Kirchen- 
bau sind ganzausschließlich Missionsangehörige (Christen 
und Katechumenen) beschäftigt; es arbeitet dabei kein 
einziger fremder Maurer oder Handlanger. Zwei 
Brüder lein Maurer und ein Zimmermann) leiten 
den Bau. 
!II. Kollasini. Missionspersonal: 1 Pater, 
1 Lehrer, 3 Brüder. Die Mission zählt 220 Christen 
und 245 Katechumenen. 
In drei in der Mission angelegten Dörsern wohnen 
gegen 100 Familien. Zur Erweiterung dieser An- 
siedelungen wurde im letzten Jahre ein großes Stück 
Land neu erworben. 
Das Knabenwaisenhaus zählt 174 Zöglinge; 54 
davon sind während des Berichtsjahres neu hinzuge- 
kommen, 10 sind an Pocken oder Dysenterie gestorben. 
Gleich den Mädchen erhalten auch die Knaben 
regelmäßigen Unterricht in Religion, Gesang, Lesen 
und Schreiben. Außerdem besteht in Kollasini eine 
Katechetenschule, in welcher Lehrer für die Außen- 
stationen herangebildet werden. Dieselbe zählt gegen- 
wärtig 15 Zöglinge in zwei Klassen. 
Im Berichtsjahre wurde die neue Kirche voll- 
ständig fertiggestellt. Seitdem arbeitet ein Theil der 
Taufen wurden im Berichtsjahrc ge-
	        
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