Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

den im Jahre 1897 von Loanda ausgeführten 
1076 756 kg Gummi sind per Bahn nur 177 944 kg 
zur Küste gekommen, der Rest hat seinen Weg über 
Malange —Pungo Andongo nach Dondo und von 
da auf dem Quanzo per Schiff nach Loanda ge- 
nommen. 
Der gegebene Endpunkt ist zunächst jedenfalls 
Malange. 
Der Fortführung stehen Terrainschwierigkeiten 
kaum im Wege, und würde die etwa 125 km lange 
weitere Strecke in zwei Jahren fertiggestellt werden 
können. 
Angeblich steht eine kapitalkräftige englische Ge- 
sellschaft mit der Bahn in Unterhandlung, die den 
Weiterbau und damit wohl die ganze Linie über- 
nehmen will. 
Man tadelt häufig die ganze Bahnanulage, weil 
sie nicht erst bei Dondo, dem Endpunkt der Schiff- 
barkeit des Quanzo, beginnt, und ist ferner der An- 
sicht, daß die Linie, namentlich die ersten 200 km, 
in zahlreichen ganz unnöthigen Krümmungen ge- 
führt ist. 
Der Fluß ist indessen nur mit kleinen Dampfern, 
die seine Barre passiren können, befahrbar, in der 
Trockenzeit mit den größeren auch nur bis Cunga, 
so daß eine nochmalige Umladung auf flacher gehende 
Dampfer für die Strecke Cunga — Dondo noth- 
wendig ist. 
Mit einer solchen Schifffahrt kann man daher 
bei einer großen Bahnanlage schwer rechnen. 
Wenn die Bahn auch in Zukunft nie über das 
portugiesische Territorium hinausgeführt werden sollte, 
so wird doch die völlige Erschließung des Landes 
voraussichtlich einen derartigen Güterverkehr mit sich 
bringen, daß hierfür die Schifffahrt auf dem Quanzo 
nach Schnelligkeit und Umfang nicht genügt. 
Was die zweite Behauptung anlangt, so war 
wohl die Führung der Linie in Krümmungen im 
Großen und Ganzen geboten durch das Terrain, 
die Wasserplätze und die Lage der Hauptortschaften. 
Um kostspielige Dammanlagen in den Uecber- 
schwemmungsgebieten des Bengo und Quanzo zu 
vermeiden, mußte die Linie am Rande dersesben, 
wo gleichzeitig das Hügelland am niedrigsten ist, 
geführt wenden; im Hügelland selbst waren zur Er- 
sparung von Brückenbauten oder Tunnelanlagen 
Umwege zu machen. Und die Hauptortschaften am 
Bengo, die zur Zeit der Erbauung der Bahn noch 
blühenden Handel besaßen, die naturgemäß aber nicht 
alle in einer direkten Linie liegen, mußten mit- 
einander verbunden werden, um ihnen einen noch 
größeren Ausschwung zu verleihen. Endlich waren 
die vorhandenen Flüsse und Scen zur Errichtung 
von Wasserstationen in den Bereich der Linie zu 
ziehen. 
Der Anfangspunkt der Linie ist am Hafen von 
Loanda in der Nähe des Ankerplatzes der großen 
Schiffe. Hier liegt der große geräumige Haupt- 
bahnhof, der für den Personenverkehr bei seiner Ent- 
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fernung von der Stadt wenig in Betracht kommt, 
die ausgedehnten Materialienschuppen, Reparatur- 
werkstätten und der Kohlenplatz der Bahngesellschaft. 
Die Strecke zieht sich von hier am Hafen ent- 
lang allmählich zu der etwa 50 m über dem Meer 
liegenden Höhe hinauf, die die obere Stadt trägt. 
Bei Kilometer 3 liegt der zweite Bahnhof, der haupt- 
sächlich dem Personenverkehr dient. In gleichem 
Niveau führt die Bahn die nächsten 15 km fort 
und senkt sich bei der ersten Station Cacuaco wieder 
zur Meereshöhe hinab, um dann am Rande des 
Ueberschwemmungsgebietes des Bengoflusses, der selbst 
bei den nächsten Stationen sichtbar wird, zur Rechten 
an hügeligem Savannenlande hin bis zur Station 
Catete, Kilometer 97, sich dem wellenförmigen Ge- 
lände stets anpassend, weiterzugehen. 
Die einzelnen Stationen, ihre Entfernung von- 
einander, die Zuggeschwindigkeit und der jeweilige 
Aufenthalt sind aus dem am Schluß abgedruckten 
Fahrplan ersichtlich. 
Von Catete wendet sich die Bahn dem Quanzo- 
fluß zu, den sie bei Cunga, Kilometer 118, erreicht, 
und geht die nächsten 100 km durch langsam an- 
steigendes buschreiches Terrain, das von vielen kleinen 
Wasserläufen durchzogen ist, bis Cassualalla, Kilo- 
meter 220. 
Hier tritt die Linie in das Flußgebiet des 
Lucalla, eines rechten Nebenflusses des Quanzo, und 
damit gleichzeitig in ein waldreiches Gebirgsland, das 
sie erst bei N'Dalla Tando, Kilometer 322, wieder 
verläßt. Bei Kilometer 234 überschreitet sie auf 
einer provisorischen Brücke den Luinha, einen reißen- 
den, rechtsseitigen Nebenfluß des Lucalla. Die ur- 
sprüngliche eiserne Brücke auf starken Steinpfeilern 
ist im Frühjahr d. J. bei starkem Hochwasser ein- 
gestürzt und wird jetzt in einer einzigen Spannung 
über den Fluß wieder hergestellt. 
In stetigem starken Anstieg überschreitet die Bahn 
nochmals den Luinha. Bis Kilometer 242 erblickt 
man zuerst das herrliche Panorama der Berge von 
Golungo Alto, das auf lange Zeit hinaus sichtbar 
bleibt und wieder von anderen Gebirgsketten ab- 
gelöst wird. 
Diese 100 km bilden den landschaftlich schönsten 
Theil der ganzen Linie, gleichzeitig aber auch den 
schwierigsten. Bei Canhoca, Kilometer 288, tritt 
die Bahn in den Kaffeeplantagendistrikt von Cazengo, 
dessen Glanzpunkt wieder das Val de Zondo, Kilo- 
meter 309 bis 322, genannte Thal bildet. 
Diese kurze, 13 km lange Strecke hat allein 
eine Bauzeit von zwei Jahren erfordert. Es galt 
nicht weniger als zehn große Abgründe und Schluchten 
zu überwinden. Dies ist durch eiserne Brücken von 
kühnen Konstruktionsarten geschehen, von denen 
mehrere über 100 m Spannung haben. Sie sind 
zum Theil selbst kurvenförmig gebaut, theils liegen 
die Kurven der Geleise auf der Brücke selbst. Bei 
einigen unterscheiden sich die Niveaus der Brücken- 
enden erheblich. Die Brücke ist dann treppenförmig
	        
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