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lung eine in Kulturländern übliche Zählung nicht
zulassen, soll auf mittelbarem Wege die Gesammtheit
der Bevölkerung annähernd festgestellt, und dabei
sollen, soweit angängig, die Geschlechter und Rassen
unterschieden werden. Die Regierung soll die zur
Ausführung dieses Gesetzes ersorderlichen Vorschriften
erlassen und die nöthigen Geldmittel in den Haus-
haltsplan der einzelnen Kolonien einstellen.
Dandel Mozambiques im Jahre 1808.)
Aus den statistischen Aufstellungen der portu-
giesischen Behörden ergeben sich für die Ein= und
Ausfuhr der beiden Häfen Mozambique und Parapat
für das verflossene Handelsjahr die solgenden Werthe:
Einfuhr: 785 459 427 Réis = 2618 198 Mark
Ausfuhr: 410 741 162 = -— 1 369 137 4
Für das Jahr 1897 lauten die entsprechenden
Zahlen:
Einfuhr: 683 204 110 Réis = 2277347 Mark
Ausfuhr: 722 570011 = -— 2 40 66
Trozdem sich die Einfuhr danach im Jahre 1898
dem Werthe nach bedeutend gehoben hat, sind dennoch
die Zolleinnahmen hinter denen des Vorjahres zurück-
geblieben.
Es wurden vereinnahmt:
1897. 181 156 500 Reis =
1898. 175 672 1 —
Die Aussuhrzölle zeigen gleichfalls mit 12818733
Reis = 42729 Mark im Jahre 1898 gegen
13 959 000 Reis = 46 530 Mark im Jahre 1897
eine Abnahme gegen das Vorjahr.
Wie für die Zolleinnahmen der höhere Werth
der eingeführten Waaren nicht von direktem Vortheil
gewesen ist, so ist andererseits auch nicht ohne Weitercs
von demselben auf eine wirkliche Besserung des Ge-
sammthandels zu schließen.
Das verflossene Jahr eröffnete dem europäischen
Handel keine neuen Hülfsquellen und, ohne daß nach
einer besonderen Richtung hin ein Ausschwung oder
eine Verbesserung der Verhältnisse eingetreten wäre,
wickelten sich die Geschäfte in altgewohnter Weise ab.
Die plößliche und andauernde Entwerthung des
portugicesischen Geldes bis zu fast 33½ péCt. des
Vorjahres muß als eine der Hauptursachen hervor-
gehoben werden, welche eine weitere Entfaltung des
Handels nicht zuließen.
Im Kleinverkehr mit dem Neger bestehen mit
Bezug auf die Preise ziemlich feste Gebräuche, so
daß es den Händlern oft unmöglich ist, bei höheren
Einstandspreisen ihre Waaren auch theurer verkaufen
zu können, wodurch natürlich die Emfuhr der Waaren
603 855 Mark
585 574 -
Auo dem Deutschen Handelo Archiv 1800, S. 627 sf.
sehr beschnitten wird, die nicht durchaus nöthig für
den Handel sind.
Während der Werth des portugiesischen Geldes
so heruntergegangen ist, daß der Werth einer Reichs-
mark von 225 Réis allmählich auf 100 Reis und
mehr gestiegen ist, zu welch letzterem Kurse das Zoll-
haus die Faltmrenwerthe umrechnete, trägt man an
den öffentlichen Kassen dem Kurssturz keine Rechnung
und nimmt offiziell das Pfund Sterling nur zum
alten Pari-Kurs von 4500 Reis an. Allerdings
liegt in Mozambique keine Verpflichtung vor, wie
z. B. in Beira, einen Theil der Abgaben in Gold
zu zahlen.
Die seit dem Jahre 1893 bestehenden hohen
Zollsätze, bezüglich welcher trotz mannigfacher Vor-
stellungen seitens der Kaufmannschaft keine Aende-
rungen getroffen wurden, die großen Vergünstigungen
der Artilel, welche portugiesischen Ursprungs sind,
sind wenig geeignet, den fremdländischen Handel zu
fördern. Hauptsächlich werden Nahrungsmittel jeg-
licher Art für Europäer in größeren Mengen vom
Mutterlande eingeführt, während Portugal insolge
seiner nicht vielseitig entwickelten Industrie den Markt
mit den zum Negerhandel erforderlichen Artikeln nicht
versehen tann.
Der größere Theil dieser Waaren wird von den
indischen Händlern von Bombay eingeführt, sie sind
zum Theil europäischen Ursprungs, zum Theil Er-
zeugnisse der indischen Industrie. Da die Dampf-
schisffrachten nach Indien bedeutend billiger als die
nach den afrikanischen Küstenplätzen sind, lohnt sich
für europäische Waaren die Verschiffung nach Bombay
und die Weiterverladung der Waaren mit Daus nach
Mozambigue sehr.
Im Laufe der Jahre haben die Indier im Bezirk
Mozambiquc und wohl auch in den übrigen Theilen
der Kolonie immer mehr und mehr festen Fuß ge-
faßt, und aus der vermittelnden Stellung heraus,
welche der indische Händler wohl in früheren Jahren
fast ausschließlich zwischen dem Europäer und dem
Neger einnahm, hat er sich heute dem ECuropäer
gegenüber zu einer fast unabhängigen Stellung empor-
gearbeitet. Er beschränkt sich nicht mehr allein auf
die Einfuhr indischer Waaren, sondern deckt seinen
Bedarf an curopäischen Artileln auch schon theilweise
durch unmittelbare Bezüge. Der hieraus entstehende
Wettbewerb ist nicht zu unterschätzen. Es sind nicht
so sehr die einzelnen Kaufsleute der verschiedenen
enropäischen Nationen, welche sich untereinander das
Geschäft erschweren, die wirkliche Gefahr droht ihnen
von Osten, von Indien her, und wenn nicht finanzielle
Verhällnisse gelegentlich dem Europäer zu Hilfe
kämen, so würde sich sein Antheil an dem Geschasie
auf ein Geringes beschränken.
Bei den geringen Lebensbedürfnissen der Indier,
ihrer größeren Widerstands fähigleit gegen die Un-
bilden des tropischen Klimas und endlich bei ihrer
Gleichstellung binsichtlich der staatlichen Abgaben,
besundet sich der Europäer sehr im Nachtheil, und