Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

  
Segelschiffe: Schiffe Reg.-Tons 
französische 2 567 
überhaupt 103 250 009 
Perschiedene Wiltkheilungen. 
Das Deutsche Rolonial-Museum, 
welches am 13. Oktober d. Is. von Ihren Majestäten 
dem Kaiser und der Kaiserin einer Vorbesichtigung 
unterzogen wurde, verdankt seine Entstehung der vor- 
trefflich gelungenen Kolonial-Ausstellung des Jahres 
1896, welche im Anschluß an die Gewerbe-Aus- 
stellung stattfand. Eine Anzahl von Kolonialfreunden, 
welche sich um das Zustandekommen der Ausstellung 
große Verdienste erworben hatten, faßte die Idee, 
das dort gesammelte Material als Grundstock für 
eine neue, permanente Ausstellung zu verwenden und 
dadurch anregend auf weitere Volkskreise einzuwirken. 
Ihren Bemühungen schlossen sich eine Anzahl von 
hervorragenden Patrioten an, und es bildete sich auf 
Grund der Vorarbeiten und Studien eine Aktien- 
gesellschaft, an deren Spitze zur Zeit die Herren 
Graf v. Schweinitz als Vorsitzender, Direktor 
C. v. Beck als Stellvertreter, Kommerzienrath 
Julius Pintsch und Baurath Heim stehen, während 
die Direktion Gustav Meinecke, der an der Ge- 
staltung des Projektes von Anfang an einen wesent- 
lichen Antheil hatte, übernommen und auch die Aus- 
gestaltung des Museums durchgeführt hat. 
Ehe wir einen Rundgang durch das Museum 
beginnen, ist es von Interesse, zu untersuchen, welche 
Zwecke und Ziele das Museum eigentlich verfolgt, 
denn darüber dürften bei manchem Leser einige 
Zweifel obwalten. Vor Allem muß nun betont 
werden, daß das Museum wissenschaftlichen Zwecken, 
für welche vorzüglich geleitete und reich ausgestattete 
Institute vorhanden sind, nicht dienen kann und soll. 
Diese Museen sind ihrer ganzen Natur nach nicht 
für das große Publikum bestimmt, welches vor allen 
Dingen für die Kolonialbewegung interessirt werden 
soll. Durch diese Bewegung, welche aus humanitären, 
praktischen und nationalen Strömungen ihre Kräfte 
schöpft, soll ihr Verständniß der Masse des Volkes 
näher gebracht werden, was in der Form einer 
Ausstellung am leichtesten ist. 
Durch Vorträge und litterarische Arbeiten ist 
sicher ein großer Theil national denkender Deutscher 
für die koloniale Idee und die Ausbreitung deutschen 
Einflusses zu gewinnen, aber die Emdrücke, welche 
durch äußere Anregungen gegeben worden sind, 
wirken bei Vielen nachhaltiger und gehen tiefer. 
Ein Modell eines Europäerhauses oder Forts, eine 
komplette Tropenausrüstung, Modelle von Einge- 
borenenhäusern mit den Geräthschaften der Einge- 
borenen 2c., die Ausfuhrprodukte aus den Kolonien 2c. 
regen, wenn die erste Neugier befriedigt ist, zu 
näherem Studium an. Das Museum also will vor 
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Allem das einfachste Kolonialverständniß durch den 
Anschauungsunterricht erwecken. 
Betritt man das Museum am Lehrter Bahnhof, 
so fällt gleich rechts der schöne Importsaal auf in 
einer reichen, architektonischen Gestaltung, in vor- 
nehmen matten Tönen gehalten. Dieser Saal wird 
die Einfuhr pflanzlicher, thierischer und minera- 
logischer Produkte umfassen, eine möglichst genaue 
Zusammenstellung alles dessen, was auf diesem 
Gebiet von Werth ist. Es soll an in die Augen 
fallenden Beispielen gezeigt werden, welche Bedeutung 
der Import aus den deutschen Kolonien heute be- 
reits für uns hat, in welcher Weise die Verarbeitung 
stattfindet und wie das fertige Produkt in den 
Handel kommt. Das große Gebiet der Pflanzen- 
welt wird naturgemäß den meisten Raum bean- 
spruchen, aber auch die Thierwelt wird vertreten 
sein, und einige wirthschaftlich bedeutsame Funde, 
wie Golderze 2c., haben hier ihre Ausstellung ge- 
funden. 
Auf der anderen Seite des mit einer herrlichen 
Corypha verzierten Vestibuls, in dem später eine 
große Elfenbein-Kollektion-Ausstellung stattfinden soll, 
liegt der ebenfalls reich verzierte und dekorativ 
wirkungsvolle Exportsaal. Hier stehen neben den 
Artikeln, welche für die Plantagen gebraucht werden, 
wie Stacheldraht, Drahtproben, Modelle von Plan- 
  
  
tagen-Eisenbahnen, die von Tropenapotheken, Kaffee- 
schälmaschinen, Düngemittel u. dergl., so daß jeder 
Interessent in der Lage ist, sich über die besten 
Bezugsquellen zu informiren, zumal das Bureau, 
wie gesagt, mit eingehenden Mittheilungen dient. 
Diese Ausstellung wird allmählich zu einem Export- 
musterlager speziell für die Bedürfnisse der deutschen 
Kolonien herausgebildet werden. Wenn auch der 
Export nach den deutschen Kolonien im Verhältniß 
zu dem großen deutschen Export nur gering ist, so 
dürfte es doch für die Handelswelt von Wichtigkeit 
sein, wenn sich eine Centralstelle aufthut, die über 
viele in Betracht kommende Verhältnisse Aufklärung 
zu schaffen in der Lage ist. Der Deutsche 
Kolonialverein für Einfuhr und Ausfuhr, 
welcher mit dem Museum in engster Fühlung steht, 
beabsichtigt daher, in dem Gebäude eine permanente 
Ausstellung der für die Kolonien wesentlich in Be- 
tracht kommenden Exportgegenstände zu veranstalten. 
Indem wir unsere Schritte zurückwenden, betreten 
wir den Haupttheil der Ausstellung, die große 
Rotunde. Vor uns öffnet sich ein dichtbewachsenes 
tropisches Flußthal, über dessen Felsblöcke eine Quelle 
herabplätschert. Den Hintergrund, umrahmt von 
einem großen Palmenarrangement und flankirt von 
chinesischen Geschützen, welche bei Kiautschou erobert 
worden sind, nimmt die Bildsäule des Kaisers ein. 
Hoch über den Felspartien bietet sich uns ein fremd- 
artiger Anblick dar, eine in rothen, goldenen und 
grünen Farben schimmernde Nachbildung eines chine- 
sischen Tempels aus Kiautschou. 
Der große Kuppelraum ist nämlich in ein unteres
	        
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