Aidea. Die Baining-Siedelungen bestehen anscheinend
immer nur aus 4 bis 10 Hütten. In der Nähe
dieser Hütten, die aus quer gelegten Bambusstäben
mit Strohdächern in der kläglichsten Art errichtet
sind, finden sich immer große Tarofelder. Die Aus-
dehnung der gut angebauten Flächen weist darauf
hin, daß der Baining ein geschickter, fleißiger Acker-
bauer ist, der sich bestrebt, über seinen Bedarf hinaus
zu Tauschzwecken Feldfrüchte zu kultiviren. Unmittel-
bar bei den Hütten befinden sich stets einige gut
tragende Kokospalmen, die demnach hier auch in
einer beträchtlichen Höhe über dem Meere zu ge-
deihen scheinen. Die Bainings hausen in friedlichstem
Vereine mit ihren Schweinen zusammen.
Als einzige Körperbedeckung sieht man bei ihnen
zuweilen ein Hüfttuch europäischen Ursprungs. Im
Allgemeinen tragen sie sonst noch den nach hinten
schwanzartig verlängerten Grasschurz, der ihnen bei
den Küstenbewohnern den Ruf eingetragen hat, sie
hätten Schwänze, die sie beim Niedersitzen in ein
Erdloch steckten. Waffen habe ich bei den Bainings
nicht gesehen. Man sagt auch, sie vertauschten all-
mählich ihre bekannten Steinkeulen, eine äußerst ge-
fährliche Wasse, ohne neue anzufertigen.
einem Dorse fand ich ein frisches mit einem Zaune
eingehegtes ziemlich reinlich gehaltenes Grab, an
dessen Fußende eine keimtreibende Kokosnuß einen
jedenfalls für die Südsee recht passenden Schmuck
bildete.
Die Fruchtbarkeit der Baining-Gebirge scheint
mir sehr zu wechseln. Charakteristisch für die Flora-
derselben ist prachtvoller Bambus, der wilde Brot-
fruchtbaum und „Gallip“, ein schöner hochstämmiger
Laubbaum mit breiter Krone, der schmackhafte, von
Europäern und Eingeborenen gleich geschätzte Nüsse
trägt. Bei ihren Kulturen lassen die Eingeborenen
den Brotfruchtbaum und die „Gallips“ sorgsam
stehen. Die Eingeborenen gehen in der Auswahl
des Grund und Vodens für ihre Pflanzungen an-
scheinend sachverständig vor. Die Berge sind im
Allgemeinen an dem von mir besuchten nördlichen
Abhange des Gebirges steil und zerrissen. Aus-
gedehntere Plateaus sind überhaupt nicht vorhanden.
Die Bevölkerung ist verhältnißmäßig dünn. Dem-
nach dürften hier sich europäischem Plantagenbau
besondere Aussichten auf Erfolg nicht bieten. Man
soll das fleißige, friedliche Bainingvölkchen in seinen
Bergen schützen, es, indem man sich in erster Linie
auf die Mission stützt, in moralischer und wirthschaft-
licher Beziehung heben und es veranlassen, zur Ver-
pflegung der Arbeiter der Europäersiedelungen der
Gazellen-Halbinsel in möglichst ausgedehnter Weise
Taro zu bauen und Schweine zu züchten.
Am 25. fuhr ich mit der „Baltik“ weiter nach
Kabaira am Weberhafen.
In Kabaira übernachtete ich in einer von einem
Schotten verwalteten Handelsstation der Firma
Hernsheim & Co. Die Handelsstationen an der
Nordküste der Gazelle-Halbinsel liegen reichlich dicht,
Mitten in
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und dabei ist es die gemeinsame Klage der Händler,
daß die Eingeborenen nicht viel Kopra anbringen
und auch in ihren Ansprüchen sehr in die Höhe ge-
gangen sind.
Das Gebiet in der Umgebung von Kabaira wird
von verschiedenen großen Firmen als ihr Eigenthum
beansprucht. Es ist hier wohl aus diesem Grunde,
da das Land leicht erreichbar, leidlich fruchtbar, mit
Gras und leichtem Busch bestanden und daher leicht
kultivirbar ist, noch keine Kokospalmenpflanzung ent-
standen. Von Kabaira ging ich in nördlicher Richtung
auf die Insel Watom der Meeresküste zu. Der
Weg bis dahin ist ein guter Eingeborenenpfad,
welcher vorläufig den bestehenden Verkehrsansprüchen
genügen wird. Nur an einer Stelle steigt er sehr
stcil an und ab. Hier muß eine andere Trace ge-
sucht und in dem sehr hügeligen Gelände unter sach-
verständiger europäischer Leitung mit Durchstichen
und Planirungen vorgegangen werden. Das an
dieser Wegestrecke gelegene Land wird für Kokos--
palmenplantagen verwendbar sein.
Von Kabaira wanderte ich den Strand entlang,
an mehreren Missions= und Händlerstationen vorbei,
nach der Talilibucht und wendete mich alsdann eine
halbe Stunde hinter der Missionsstation Vunakam=
kambi in südlicher Richtung auf Malagunan an der
Blanchebucht wieder in den Busch. In diesem
Gebiete, welches recht bevölkert erscheint, trifft man
ausgedehntere Kokospalmen= und Bananenpflanzungen.
Die einem begegnenden Eingeborenen sehen freundlich
und zufrieden aus und zeigen dem Europäer gegen-
über keine Schen. Sie hatten sich vielfach bemüht,
den Weg zu reinigen, ohne allerdings hierbel Ver-
ständniß für Wegebau zu zeigen. An den in der
Trace vorhandenen drei bis vier schwierigen Stellen
war nichts geschehen. Auch hier wird die Ver-
waltung einmal einen gründlichen Ausbau vorzu-
nehmen haben, dann wird der Weg mit Hilfe der
Eingeborenen leicht zu erhalten sein.
Auf der katholischen Missionsstation Malagunan
traf ich den Pater Fromm, einen Bruder und zwei
Schwestern. Die Station hat schöne Erfolge aufzu-
weisen. Die Kirche hat sonntäglich bis 500 Besucher,
und als ich am anderen Morgen, einem Sonntage,
die Straße um die Blanchebucht weiter zog, stieß
ich auf Schritt und Tritt auf die der katholischen
Kirche zueilenden Kirchgänger.
Von Malagunan bis Dawaun ist der Weg durch-
weg in einem guten, für leichtes Fuhrwerk passir-
baren Zustande. Dann kommt eine 3 km lange
schluchtenreiche Felspartie, deren schroffer Abfall ins
Mcer auch bei seichtem Wasser ein Verlegen des
Weges an den Strand unmöglich erscheinen läßt.
Dr. Hahl hatte hier mit großer Mühe einen
schmalen Pfad bergauf und bergab den Felsenwänden
entlang angelegt, aber mit den ihm zu Gebote
stehenden Mitteln einen wirklichen Straßenbau nicht
durchführen können. Meine Polizeijungen sagten
mir, die Eingeborenen behaupteten, der Weg Hahls