Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

Aidea. Die Baining-Siedelungen bestehen anscheinend 
immer nur aus 4 bis 10 Hütten. In der Nähe 
dieser Hütten, die aus quer gelegten Bambusstäben 
mit Strohdächern in der kläglichsten Art errichtet 
sind, finden sich immer große Tarofelder. Die Aus- 
dehnung der gut angebauten Flächen weist darauf 
hin, daß der Baining ein geschickter, fleißiger Acker- 
bauer ist, der sich bestrebt, über seinen Bedarf hinaus 
zu Tauschzwecken Feldfrüchte zu kultiviren. Unmittel- 
bar bei den Hütten befinden sich stets einige gut 
tragende Kokospalmen, die demnach hier auch in 
einer beträchtlichen Höhe über dem Meere zu ge- 
deihen scheinen. Die Bainings hausen in friedlichstem 
Vereine mit ihren Schweinen zusammen. 
Als einzige Körperbedeckung sieht man bei ihnen 
zuweilen ein Hüfttuch europäischen Ursprungs. Im 
Allgemeinen tragen sie sonst noch den nach hinten 
schwanzartig verlängerten Grasschurz, der ihnen bei 
den Küstenbewohnern den Ruf eingetragen hat, sie 
hätten Schwänze, die sie beim Niedersitzen in ein 
Erdloch steckten. Waffen habe ich bei den Bainings 
nicht gesehen. Man sagt auch, sie vertauschten all- 
mählich ihre bekannten Steinkeulen, eine äußerst ge- 
fährliche Wasse, ohne neue anzufertigen. 
einem Dorse fand ich ein frisches mit einem Zaune 
eingehegtes ziemlich reinlich gehaltenes Grab, an 
dessen Fußende eine keimtreibende Kokosnuß einen 
jedenfalls für die Südsee recht passenden Schmuck 
bildete. 
Die Fruchtbarkeit der Baining-Gebirge scheint 
mir sehr zu wechseln. Charakteristisch für die Flora- 
derselben ist prachtvoller Bambus, der wilde Brot- 
fruchtbaum und „Gallip“, ein schöner hochstämmiger 
Laubbaum mit breiter Krone, der schmackhafte, von 
Europäern und Eingeborenen gleich geschätzte Nüsse 
trägt. Bei ihren Kulturen lassen die Eingeborenen 
den Brotfruchtbaum und die „Gallips“ sorgsam 
stehen. Die Eingeborenen gehen in der Auswahl 
des Grund und Vodens für ihre Pflanzungen an- 
scheinend sachverständig vor. Die Berge sind im 
Allgemeinen an dem von mir besuchten nördlichen 
Abhange des Gebirges steil und zerrissen. Aus- 
gedehntere Plateaus sind überhaupt nicht vorhanden. 
Die Bevölkerung ist verhältnißmäßig dünn. Dem- 
nach dürften hier sich europäischem Plantagenbau 
besondere Aussichten auf Erfolg nicht bieten. Man 
soll das fleißige, friedliche Bainingvölkchen in seinen 
Bergen schützen, es, indem man sich in erster Linie 
auf die Mission stützt, in moralischer und wirthschaft- 
licher Beziehung heben und es veranlassen, zur Ver- 
pflegung der Arbeiter der Europäersiedelungen der 
Gazellen-Halbinsel in möglichst ausgedehnter Weise 
Taro zu bauen und Schweine zu züchten. 
Am 25. fuhr ich mit der „Baltik“ weiter nach 
Kabaira am Weberhafen. 
In Kabaira übernachtete ich in einer von einem 
Schotten verwalteten Handelsstation der Firma 
Hernsheim & Co. Die Handelsstationen an der 
Nordküste der Gazelle-Halbinsel liegen reichlich dicht, 
Mitten in 
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und dabei ist es die gemeinsame Klage der Händler, 
daß die Eingeborenen nicht viel Kopra anbringen 
und auch in ihren Ansprüchen sehr in die Höhe ge- 
gangen sind. 
Das Gebiet in der Umgebung von Kabaira wird 
von verschiedenen großen Firmen als ihr Eigenthum 
beansprucht. Es ist hier wohl aus diesem Grunde, 
da das Land leicht erreichbar, leidlich fruchtbar, mit 
Gras und leichtem Busch bestanden und daher leicht 
kultivirbar ist, noch keine Kokospalmenpflanzung ent- 
standen. Von Kabaira ging ich in nördlicher Richtung 
auf die Insel Watom der Meeresküste zu. Der 
Weg bis dahin ist ein guter Eingeborenenpfad, 
welcher vorläufig den bestehenden Verkehrsansprüchen 
genügen wird. Nur an einer Stelle steigt er sehr 
stcil an und ab. Hier muß eine andere Trace ge- 
sucht und in dem sehr hügeligen Gelände unter sach- 
verständiger europäischer Leitung mit Durchstichen 
und Planirungen vorgegangen werden. Das an 
dieser Wegestrecke gelegene Land wird für Kokos-- 
palmenplantagen verwendbar sein. 
Von Kabaira wanderte ich den Strand entlang, 
an mehreren Missions= und Händlerstationen vorbei, 
nach der Talilibucht und wendete mich alsdann eine 
halbe Stunde hinter der Missionsstation Vunakam= 
kambi in südlicher Richtung auf Malagunan an der 
Blanchebucht wieder in den Busch. In diesem 
Gebiete, welches recht bevölkert erscheint, trifft man 
ausgedehntere Kokospalmen= und Bananenpflanzungen. 
Die einem begegnenden Eingeborenen sehen freundlich 
und zufrieden aus und zeigen dem Europäer gegen- 
über keine Schen. Sie hatten sich vielfach bemüht, 
den Weg zu reinigen, ohne allerdings hierbel Ver- 
ständniß für Wegebau zu zeigen. An den in der 
Trace vorhandenen drei bis vier schwierigen Stellen 
war nichts geschehen. Auch hier wird die Ver- 
waltung einmal einen gründlichen Ausbau vorzu- 
nehmen haben, dann wird der Weg mit Hilfe der 
Eingeborenen leicht zu erhalten sein. 
Auf der katholischen Missionsstation Malagunan 
traf ich den Pater Fromm, einen Bruder und zwei 
Schwestern. Die Station hat schöne Erfolge aufzu- 
weisen. Die Kirche hat sonntäglich bis 500 Besucher, 
und als ich am anderen Morgen, einem Sonntage, 
die Straße um die Blanchebucht weiter zog, stieß 
ich auf Schritt und Tritt auf die der katholischen 
Kirche zueilenden Kirchgänger. 
Von Malagunan bis Dawaun ist der Weg durch- 
weg in einem guten, für leichtes Fuhrwerk passir- 
baren Zustande. Dann kommt eine 3 km lange 
schluchtenreiche Felspartie, deren schroffer Abfall ins 
Mcer auch bei seichtem Wasser ein Verlegen des 
Weges an den Strand unmöglich erscheinen läßt. 
Dr. Hahl hatte hier mit großer Mühe einen 
schmalen Pfad bergauf und bergab den Felsenwänden 
entlang angelegt, aber mit den ihm zu Gebote 
stehenden Mitteln einen wirklichen Straßenbau nicht 
durchführen können. Meine Polizeijungen sagten 
mir, die Eingeborenen behaupteten, der Weg Hahls
	        
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