Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

schaft Veirikki südlich von Paparatawa besuchen. 
Ein heftiger Regen, der uns unterwegs zwang, in 
einer Eingeborenenhütte Schutz zu suchen, verhinderte 
indessen diese Absicht. Da St. Josephsthal als 
Ausgangspunkt für die beabsichtigten Touren günstig 
gelegen ist, schlugen wir, der Emladung des Paters 
Apunto folgend, unser Quartier im Missions- 
hause auf. 
Am anderen Morgen begaben wir uns mit dem 
inzwischen von Herbertshöhe nachgekommenen Land- 
messer Wernicke unter Führung des Paters Apunto 
zunächst nach Tamanairikki. Der Weg führt an 
einer einfachen hölzernen Bismarck-Gedenktasel vor- 
über, welche im vorigen Jahr gelegentlich einer 
militärischen Demonstration des Landungskorps 
S. M. S. „Falke“ und der Polizeitruppe hier auf- 
gestellt wurde. (Vgl. Kol. Bl. 1898, S. 796.) 
Die Tamanairikkileute, zu deren Dorf ein steiler 
Pfad herunterführt, hatten noch im vorigen Jahre 
Kämpfe mit ihren Nachbarn begonnnen. Nur durch 
rasches Eingreifen des Herrn Dr. Hahl war den 
Kämpfen ein Ende bereitet worden. Den Tamanai= 
rikkileuten war dann die Anlage eines breiten Weges 
auferlegt worden. Dieser Weg ist auch ausgeführt 
worden. 
In Tamanairikki wurden wir freundlichempfangen. 
Eine große Anzahl Kanaken schlossen sich unserer 
weiteren Wanderung an, die uns zunächst zu einigen 
Hütten des Dorfes führte. Die aus wenigen Hütten 
bestehenden Gehöfte liegen einzeln oder zu zweien, 
jedes mit einer Umzäunung versehen, weit ausein- 
ander, vom Wege abseits auf der Höhe und im 
Gebüsch versteckt. Die Hütten sind noch kleiner und 
ärmlicher als die sonst bei den Kanaken Neu- 
Pommerns üblichen. Sie sind aus schlecht behauenem 
Bambus mit Grasdächern hergestellt. Die leptzteren 
reichen einem erwachsenen Mann nur bis an die Brust. 
Ein Aufenthalt in diesen Hütten ist nur in zusammen- 
gekauertem Zustand möglich. 
Von Tamanairikki wanderten wir steil bergab und 
bergauf nach Naoma, unterwegs den Talizo überschrei- 
tend, welcher den Angaben der Eingeborenen zufolge 
ein Nebenfluß des in den St. Georgskanal mündenden 
Kerawat, in seinem späteren Lauf Warangoi genannt, 
ist. (Ein anderer Kerawat fließt nach dem Weber- 
hafen.) In Naoma liefen die Leute erst ängstlich 
davon, faßten aber auf Zureden des sprachgewandten 
Paters Apunto bald wieder Zutrauen. Die An- 
lage der zerstreuten Gehöfte mit ihren Miniatur- 
hütten ist dieselbe wie in Tamanairikki. Die Ein- 
geborenen unterscheiden sich weder in Aussehen noch 
Sprache von den bei Herbertshöhe wohnenden 
Kanaken. « 
Wieder ging es steil bergauf und bergab; ein 
kleines Stück mußte in tiefer dunkler Schlucht der 
Ramalumbach als Weg dienen, dann kletterten wir 
auf beschwerlichem Pfade durch hohes Gras berg— 
auf. Links von uns lag nun auf dem Berge, durch 
eine steile Schlucht von uns getrennt, das Dorf 
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Taolapitok. Dann kamen wir zum Tamawatur, an 
dem wir auf halber Höhe entlang wanderten. Vom 
Tamawatur aus zieht sich ein ganz gleichmäßig sanft 
verlaufender Höhenzug in der Richtung nach Kabeira 
zu. Dieser Höhenzug scheint, soweit sich dies ohne 
genauere Untersuchung nach dem Aussehen beurtheilen 
läßt, die Möglichkeit einer guten, nicht zu kost- 
spieligen Wegeanlage zu bieten, welche auf dem von 
uns durchwanderten zerrissenen Gelände gänzlich 
ausgeschlossen erscheint. Ich habe daher vorläufig 
diese Trace in Aussicht genommen. Der Pater 
Apunto hat nach seiner Angabe wiederholt den 
Weg nach Kabeira unter Benutzung dieses Höhen- 
zuges gemacht, der von dem Varzinweg aus nörd- 
lich von Paparatawa in sanfter Steigung leicht zu 
erreichen ist. 
Bei der Rückkehr nach Paparatawa erreichte uns 
die Nachricht von der Ankunft der „Kudat“ und 
S. M. S. „Jaguar“ in Herbertshöhe. Infolge- 
dessen wurde die Expedition abgebrochen und am 
folgenden Morgen nach Herbertshöhe zurückmarschirt. 
RAus dem PBereiche der Wissonen und 
der Ankiskklaverei-Bewegung. 
Miss. Rösler von der evangelischen Missions- 
gesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Berlin III) und 
Frau sind in Tanga eingetroffen, um sich nach ihrer 
Station in Wuga (Usambara) zu begeben. 
Die Presbyterianische Mission in Kamerun hat 
im August d. Is. den Miss. Wm. Ch. Gault zu 
Batanga durch den Tod verloren. Der „Assembly 
Herald“ widmet dem Verstorbenen, welcher seit 1881 
in der afrikanischen Mission thätig gewesen ist, einen 
ehrenden Nachruf. 
Missionar Raum von der Lutherischen Leipyziger 
Missionsgesellschaft ist im September mit seiner 
Gattin von Sira nach Moschi übergesiedelt. Die 
Bauarbeit in Sira wird unter Missionar v. Länys 
Leitung fortgesetzt. (Ev.-luth. Missionsblatt.) 
Unter der Ueberschrift „Fleißiges Arbeiten in 
Kisserawe“ bringen die „Nachrichten aus der ostafrika- 
nischen Mission“ folgende durch ein Bild erläuterte 
Beschreibung einer Zimmermannsarbeit auf der ge- 
nannten Station: „Es war ein stattlicher Moulibaum, 
den Br. Greiner eines Tages im Thale unterhalb 
der Station stehen sah. Er brauchte Bauholz, und 
gerade das Holz des Mvulibaumes eignet sich aus- 
gezeichnet zu allerhand Bauarbeiten, da cs zu fest ist, 
als daß ihm die weißen Ameisen etwas anhaben 
könnten, aber doch nicht so hart ist, daß es sich nicht 
bearbeiten ließe. So schickte er denn eines Tages 
seine Zimmerleute mit scharfen Aexlen zu dem Riesen, 
damit sie ihn fällten. Mehrere Tage hatten sie zu 
thun, bis er dröhnend zu Boden fiel. Erst später
	        
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