Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

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Ferner verbot ich denselben, nach meinem Abmarsch Am 28. Februar wurde Talatin erreicht. Dieses 
von der Ngillastadt, das Ngillagebiet zu betreten, liegt auf einer etwa 200 m hohen, vulkanischen Er- 
und theilte ihnen meine Absicht, Tibati zu be= hebung mit jähem, felsigem Abfalle. Von dort hat 
strafen, mit. man einen sehr guten Ueberblick über das ganze 
Am 16. Februar kamen wiederum Boten von Wubeland. 
Ngane, die seine friedliche Gesinnung aussprachen Die Felskegel von Kukuni und Maschari und 
und sein persönliches Nichterscheinen durch seine allzu= viele kleinere Felskuppen liegen in südöstlicher Rich- 
große Furcht entschuldigten. Sonst wolle er Alles tung ungefähr einen Tagemarsch entfernt. Maschari 
thun, was ich wolle. Ich ließ ihm sagen, daß ich ist bewohnt. In weiter Ferne im Südwesten kann 
nunmehr zuerst Tibati bestrafen würde und daß ich man bei klarem Wetter die Höhen von Ngilla wahr- 
dann bei Rückkehr nach Ngilla die Wutepalaver nehmen, desgleichen im Süden ein massiges Hoch- 
sprechen würde. gebirge bei Tabene, welches acht Tagemärsche ent- 
Darauf wurden die Vorbereitungen zum Vor= fernt sein soll. 4 
marsch gegen Joko getroffen. Die Leute wurden Ein langer, kahler Felsrücken, von den Einge- 
borenen „Gong“ genannt, erhebt sich unweit Talatin 
aus der Niederung und zieht sich einige Stunden 
weit in südlicher Richtung, überall steil abfallend. 
In närdlicher Richtung erblickt man das Wubegebirge, 
theils an die Häuptlinge vertheilt, welche sich mir 
angeschlossen hatten, theils wurden dieselben mit Post, 
Verwundeten und kranken Soldaten nach Yaunde 
instradirt. Mit den erbeuteten Pferden konnte ich » »« 
nunmehr sämmtliche Weiße der Expedition beritten welches in den Höhen von Joko östlich endet. 
machen, welcher Umstand späterhin die großen Marsche, Tags darauf kamen wir nach anstrengendem, 
leistungen ermöglichte. Mehrere Handpferde dienten langem Marsch und verschiedenen steilen Anstiegen 
zur Reserve und zum Transport von Leichtkranken.) nach dem Ort Jobo. 
Dann wurde die ganze Fenz, welche die Stadt um- Joko, von Wall und Graben umgeben, hat etwa 
umgab, umgehauen und vernichtet. 180 * Häten, und in der Knotenpunk der 
Da die Mutter Aganes, eine alte Frau, den großen Handelsstraße von Rgaundere, Tibati und 
« —.««- « Banjo. Die Häuser sind nach Fullaart durch Stroh- 
Strapahen einer Expedition nicht gewachsen war, wände in kleinere Gruppen getheilt. Die Höhen- 
ließ ich sie, ihrem Wunsche entsprechend, in der . . .. 
- lage und stetige Winde lassen den Ort für Europäer 
Stadt unter dem Schutze mehrerer zu diesem Zweck als gesund erscheinen. Die zahlreichen Fußerkran- 
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freigelassener Kriegsgefangener zurück. Ich schärfte .. · . 
derselben nochmals mein Anerbieten und meine Be= kungen der Träger und mehrere kranke Weiße zwangen 
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« - — ·. —;hietzumehktägigerRast.DieBcvölkerungWubes 
dingungen ein, und versprach dieselbe wiederholt, für war gestohen, dagegen erschienen am Tage nach 
richtige Uebermittelung derselben zu sorgen. „ nunserer Ankunft Gesandte von Jakum, die schon 
Der Gesundheitszustand der Weißen war nicht Tikarleute sind. Durch diese erfuhr ich, daß von 
befriedigend. Sergeant Jonczyk war zwar nach Sanserni aus der Lamido eine starke Abtheilung an 
Heilung seiner Wunden wieder dienstfähig, doch litten den kurmi une vorgeschickt habe, ort zun vorsigen 
beinahe alle Weißen an Fieber. anenbrücke) zu vert "b 
Der Gesundheitszustand der Farbigen war ein 1 t und Jannh verridigen Tle vor- 
chlechter- Fußkranke und häufige Lungenentzündungen seien eben dahin zurückgegangen. Außer diesen Mit- 
verursachten einen Krankenbestand von 35 pCt. theilungen klagten die Tikarleute über die Vergewalti- 
Am 21. Februar waren alle Vorbereitungen zum gung der Fullas. Unter diesen Umständen bot ein 
Vormarsch gegen Tibati beendet, der am 22. Fe= direktes Vorgehen gegen Sanserni geringe Chancen, 
bruar 1899 angetreten wurde. da der Uebergang über den Kimfluß schwierig und 
An diesem Tage wurde nach siebenstündigem zeitraubend erschien. Auch konnte der Lamido alle 
Marsch in nordöstlicher Richtung der kleine Ort seine Streitkräfte vereinigen. 
Movaba erreicht, in dem Ngilla dem Vernehmen nach Bei einem Vorstoß gegen Tibati war eine Ueber- 
bei Rückkehr von seinem Raubzug gegen Wenke raschung von Tibati selbst nicht ausgeschlossen und 
längere Zeit krank gelegen und gestorben war. bei der mangelnden Initiative der Eingeborenen die 
Nach anstrengenden Märschen in den folgenden Wahrscheinlichkeit vorhanden, die Abtheilungen des 
Tagen erreichten wir am 26. Februar den Ort Lamido vereinzelt zu schlagen. Zudem erhielt das 
Wlaki, wo wegen Erschöpfung der Träger und Er- . Ansehen des Lamido durch den Verlust seiner alten 
krankung von Weißen ein Ruhetag eingeschoben, Hauptstadt einen mächtigen Stoß und war hierdurch 
werden mußte. Die durchschrittene Landschaft war der Absall der von ihm unterworfenen Tikarstämme 
wellenförmiges Grasland mit vielen häufig ver= wirksam vorbereitet. Ich entschied mich daher für 
sumpften Wasserläufen und Buschstreifen. Zahlreiche die letztere Erwägung. Den Tikargesandten theilte 
gut gebaute Dörfer lagen meist im Busch versteckt. ich meine wirkliche Absicht zur Benachrichtigung an 
Ausgedehnte große Farmen zeigten die Fruchtbarkeit die Tikarhäuptlinge, namentlich an Ngambe mit dem 
des bebauten Bodens und lieferten der Expedition 1 Hinzufügen mit, daß sie den Fullas sagen sollten, 
reichliche Verpflegung. ich beabsichtige, nach Ngaundere zu marschiren.
	        
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