folgung seitens der Kompagnien wurde so energisch
durchgeführt, daß dem überall flüchtenden Feinde
sehr viel Abbruch gethan wurde, namentlich durch
die Maßnahmen des Leutnants v. Arnim, der,
nachdem er seinen Auftrag erfüllt hatte, weiter vor-
drang, den Mao Meng überschritt und dort unter
den Flüchtigen aufräumte.
Die Hauptmasse der Flüchtigen, darunter Reiter,
wandte sich wie man von der Stadt aus deutlich
wahrnehmen konnte nach Norden und Nordosten.
Farbige Soldaten wollen einen Straußenreiter ge-
sehen haben, der, auf der Flucht beschossen, sein
zweibeiniges Roß verließ und sich in dem hohen
Grase verbarg. Gegen 10 Uhr vormittags war die
ganze Stadt in unseren Händen.
wurde beim Sultankraal gesammelt und die weitere
Verfolgung vorbereitet.
Um 1 Uhr mittags brach hierzu das Detachement
des Oberleutnants Dominik mit der 4. und 3.
Kompagnie auf mit dem Auftrage, dem fliehenden
Feind in nördlicher Richtung zu folgen und womög-
lich die weggetriebenen Rindviehherden zu erbeuten.
Sein Ausbleiben war auf drei Tage bemessen.
Oberleutnant Nolte mit der 1. Kompagnie sollte
in nordöstlicher Richtung vorstoßen, aber unter allen
Umständen noch in derselben Nacht wiederkommen.
Die 2. Kompagnie wurde mit der Sicherung des
Lagers beauftragt, das in und um den Sufltankraal
bezogen wurde. Die Verfolgung hatte verhältniß-
mäßig geringen Erfolg. Vor Allem konnten die
weggetriebenen Rindviehherden nicht mehr erreicht
werden, trotz eines zehnstündigen Marsches des
Oberleutnants Dominik am folgenden Tage.
Am 13. traf Oberleutnant Dominik wieder in
Tibati ein.
Bei der großen Ausdehnung von Tibati — der
Umfang beträgt 6¾/ km, der Flächeninhalt etwa
187 ba — war eine Bewachung der noch ziemlich
gut erhaltenen Befestigung nicht möglich. Nur die
massiven Thorhäuser im Westen und Osten der
Stadt erhielten stärkere Wachen, die auch im Falle
eines Angriffs sich dort vertheidigen sollten.
Die ganze Truppe und Träger wurden in die den
Sultankraal umgebenden Häuser gelegt. Aus Stroh-
matten, in welche Schießlöcher eingeschnitten waren,
wurde schnell eine gegen Pfeile deckende Brustwehr
hergestellt. Für gute Verbindung innerhalb wie
auch Freimachen des Schußfeldes bis auf 300 m
wurde Sorge getragen.
Die mit massiver Mauer umgebene Moschee und
der Sultankraal mit seiner 5 m hohen, sehr fest ge-
flochtenen Strohfenz dienten als Citadelle. Kleine
Wachen in den Kompagnierevieren versahen den
Sicherheitsdienst. Nach übereinstimmender Aussage
der einzeln vernommenen Gefangenen ergab sich Fol-
gendes:
Erst vor zwei Nächten war in Tibati die Nach-
richt von unserem Vordringen angekommen, und hatte
gleichzeitig die Räumung der Stadt und das Weg-
Die Truppe
846
treiben des Viehes begonnen.
Der Statthalter von
Tibati, der jüngere Bruder des Lamido, Serima
Abo, habe sich erst in der letzten Nacht geflüchtet.
Der Lamido selbst stehe mit dem Sultan von Jola-
schlecht, da er trotz wiederholter Aufforderung nie
nach Jola zu seiner Bestätigung und Weihe ge-
kommen sei. Der Sultan von Jola habe daher
allen Haussahändlern das Betreten des Gebiets von
Tibati verboten. Da der noch junge Lamido
Mohama nur auf den Rath seiner Kabulaleute höre
(Kabulas werden von den Fullas alle unterworsenen
Negerstämme genannt), so hätten sich beinahe alle an-
gesehenen Fullas von ihm zurückgezogen und seien
schon vor längerer Zeit nach den umliegenden Fulla-
staaten ausgewandert. Diese Aussagen sind späterhin
durch den Lamido von Ngaundere bestätigt worden.
Trotz der Räumungsarbeiten war die Beute
noch groß genug, um ernstliche Transportschwierig-
keiten zu machen. Zum Fortschaffen der 38 großen
Elfenbeinzähne waren über 120 weitere Träger
nöthig, die zur Zeit bei dem erschöpften Träger-
personal nicht vorhanden waren. Ich mußte daher
meine Absicht, sofort nach der Einnahme von Tibati
nach Sauserni zu marschiren, ausschieben und durch
längeren Aufenthalt memen Trägern Zeit zur Er-
holung geben und anderweitig neue Träger und
Lastthiere beschaffen. Um diese Frist in politischer
Beziehung möglichst auszunutzen, entsandte ich am
15. März den Oberleutnant Dominik mit seiner
Kompagnie nach Ngaundere, um den dortigen Lamido
über den Grund der Bestrafung von Tibati und
die Absichten der deutschen Regierung aufzuklären.
Zu dem Lamido Mohama nach Sansern schickte ich
einen der gefangenen Fullas, der ihn zur Unter-
werfung auffordern, ihm gleichzeitig die Friedens-
bedingungen „Aufgabe von Sanserni und Zurück-
gehen nach Tibat, Zahlung von 300 Elfenbein-
zähnen, 50 Stück Rindvieh, 50 Eseln oder einem
Aequivalent“ dahin überbringen sollte.
Wenn ich mir von der letzteren Sendung auch
einen Ersolg nicht versprach, wollte ich doch kein
Mittel unversucht lassen, den von Jola unabhängigen
Herischer zu gewinnen. Gleichzeitig lag die Wahr-
scheinlichkeit vor, daß die dort fehlende Initiative
durch diese Botschaft noch vermehrt würde und ich
jedenfalls Zeit gewann. Einen Angriff von Sanserni
her, konnte ich in Tibati auch mit drei Kompagnien
vollständig abweisen.
Währenddem streiften kleinere Patrouillen unaus-
gesetzt bis zu zwei Tagemärschen, welche den aus-
drücklichen Befehl hatten, möglichst viel Gefangene
zu machen, ein Auftrag, der bei dem mit Giftpfeilen
bewaffneten Feinde seine Schwierigkeit hatte. That-
sächlich wurden im Ganzen nur einige 30 Gefangene
gemacht, meistens ältere und schwächliche Leute.
In der Nacht am 17. erfolgte auf das Sanserni-
thor ein feindlicher Angriff, wobei eine Anzahl Fullas.
durch den Graben in die Stadt zu kommen ver-
suchte. Mit leichter Mühe wurde dies vereitelt.