kein Unberufener etwas von ihrem Thun und Treiben
erfahre. Im Mittelpunkt des „Mungi“ steht der
Häuptling mit seinen Dorfältesten. Derjenige, welcher
es mit ihnen halten will, hat monatlich 5 Mark zu
bezahlen. Aber wehe ihm, wenn er den Verräther
spielt. Es würde ihm das Leben kosten. Der Zweck
dieser unheimlichen, nächtlichen Versammlungen ist,
das weibliche Geschlecht hauptsächlich glauben zu
machen, daß allmonatlich zur Zeit des Vollmondes
um die Mitternachtstunde der großze schreckliche Geist
komme, um das Dorf heimzusuchen. Sein Begehren
geht dahin, wieder einmal recht satt zu werden, und
dazu gehört vor Allem viel Fleisch. Damit er dies
bekommt, hat er ein Gesetz aufgestellt, daß keine
Frau Fleisch essen dürfe, weder Huhn, noch Ziege
oder Schaf, noch sonst ein Thier des Waldes.
Alles soll ihm allein gehören. Wer dieses Verbot
nicht respektirt und sich nur ein einziges Mal eine
Uebertretung desselben zu Schulden kommen läßt, wird
bei der nächsten Wiederkehr des Geistes auf geheime
Weise umgebracht. Er stirbt eben unvermuthet
rasch weg, sei es, daß man ihn erschlagen im Wald
auffindet, sei es, daß er am Genuß einer Speise
stirbt, also durch Gist. Mit Vorliebe giebt der
Mungi ein abschreckendes Beispiel. Er legt z. B.
den vom Rumpf abgetrennten Kopf des Missethäters
auf die Straße an einen Ort, der viel begangen
wird, und läßt das Gerücht umgehen, den Rumpf
habe der „Mungi“ als Sühne aufgezehrt. Der
Kopf möge lehren, daß es nicht rathsam sei, das
Verbot des Fleischessens zu übertreten. Hat der
Mungi seine Mahlzeit beendet, so verschwindet er
wieder, man weiß nicht wohin, noch welchen Weg
er eingeschlagen hat. Nur so viel weiß man, daß
er in viermal sieben Tagen wiederkommt.
Grenzenlos ist die Furcht der armen Frauen
vor diesem unheimlichen Geist. Da sie die Zeit der
Wiederkehr desselben wissen, so verbergen sie sich, so
gut sie eben können, in ihren elenden Hütten und
verbarrikadiren den Eingang derselben. Nicht um
alle Schätze der Welt läßt sich eine Frau bewegen,
um die Mitternachtsstunde zur Zeit des Vollmondes
die Thür zu öffnen, kann doch der „Mungi“ kommen
und sie alle miteinander erwürgen. Ist es doch
schon zur Genüge vorgekommen, daß Frauen, die
etwa aus Vorwitz zu dieser Zeit ihr Haus verließen,
nicht mehr zurückgekehrt sind.
Damit aber das Ansehen des Mungi in Kraft
bestehen könne, hat er ein zweites Gesetz erlassen,
das bei Todesstrafe verbietet, daß von ihm ausgesagt
werde, er sei Mensch und nicht Gott. Wer das, sei
es Mann oder Weib, zu behaupten wagt: „Der Mungi
ist Mensch“, der muß sierben. Das ist das größte
und schwerste Verbrechen am Mungi und kann nur
mit dem Tod gesühnt werden. Aber nicht nur der-
jenige, der der Urheber hiervon ist, muß sterben,
sondern auch die Person, welche es öffentlich ihm
nachspricht, nicht nur der Verführer, sondern auch
der Verführte.
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Die einzelnen Mungi haben, um sich schueller
gegenseitig verständigen zu können, Trommeln. Diese
Trommelsprache hat viel Aehnlichkeit mit der Dualla-
Sprechtrommel in der Form. Die Trommeln der
Mungi haben eine Länge von 1 bis 1½ m und
sind an dem einen Ende mit einer Thierhaut über-
zogen. Im Durchmesser messen sie etwa 30 bis
35 cm. Neben dieser gewöhnlichen Art haben sie
noch eine andere, welche den Zweck hat, mittelst der
knurrenden, tiefbrummenden Töne, welche diese von
sich giebt, die Leute, hauptsächlich aber die Frauen,
zu erschrecken. Sie zeigt die Ankunft des Mungi an.
Der Häuptling von Mobi 1 nun gilt weit und
breit als der größte und mächtigste aller Mungileute.
Mich interessirte es mächtig, einen Blick in das
Innere seines Götzenhauses zu thun, wollte es aber
nicht erzwingen. «
Es war Sonntag. Der Gottesdienst war auf
neun Uhr angesagt. Es erschienen wohl Männer,
aber keine Frauen. So fragte ich denn zuerst, wo
die Frauen geblieben seien? Da hieß cs, die dürften
heute nicht kommen. Ich wußte genug und sorderte
deshalb die Anwesenden auf, mit mir ins Dorf
hinunter zu gehen, ich wolle den Gottesdienst im
Freien halten. So suchten wir denn einen günstigen
Platz zum Predigen, der sich uns unter einem ziemlich
großen Baum darbot, riefen die Weiber zusammen,
und die Predigt konnte beginnen.
Zum Schluß erklärte ich den zahlreich anwesenden
Frauen in Gegenwart der Männer: Der Mungi ist
Mensch und nicht Gott. Der Heuptling selbst ist
der Mungi. Er, bezw. seine Leute, sind die Urheber
des Lärmes, von dem sie bisher glaubten, er rühre
vom Mungi her. Der Häuptling wußte in der
That nicht, wie ihm geschah. Er stützte seinen Kopf
in beide Hände und antwortete dann, als ich ihn
fragte, ob ich die zu dem Mungidienst gehörenden
Sachen holen lassen dürfe: Das Geheimniß sei jetzt
doch verrathen, ich möge sie holen lassen. Etwa
eine Stunde später sah man vor dem Häuptlingshaus
einen Haufen russiger Gegenstände in Rauch auf-
gehen. Eme Flasche Erdöl, die der schwarze Lehrer
spendete, trug das Ihrige dazu bei, daß man bald
nur noch einen Haufen Asche an diesem Orte sah.
Sodann setzte ich ein Schriftstück auf und ließ
es von dem Häuptling Tonye unterschreiben in
Gegenwart mehrerer Zeugen, die ebenfalls ihre Namen
dazu hergaben. Es besagt, daß heute auf Anregen
des Missionar Lauffer der Mungi in Nabi I feier-
lich abgeschafft und verbrannt worden sei, wer ihn
wieder einführe, der habe sich vor Gericht zu ver-
antworten. Es giebt ferner der Basler Mission das
Recht, ihn dann sofort zur Anzeige zu bringen, um
so mehr, als ihnen Allen das Gesetz des Gouverneurs
bekannt sei. Damit war die Sache erledigt, aber
sie hatte noch ihr Nachspiel. Dadurch, daß der alte
Häuptling Tonye sich ergeben hatte, waren die
Häuptlinge der zwei andern Außenstationen, die ich
noch zu besuchen hatte, eingeschüchtert und hatten