Full text: Deutsches Kolonialblatt. X. Jahrgang, 1899. (10)

sollen zur Herstellung von 3000 kg Papelon und 
2000 Litern Aguardiente ausreichen. Die Zucker- 
rohrplantagen sind meist nicht groß, und die im 
Gebrauch befindlichen Maschinen 2c. 
Die Kultur des Zuckerrohres wirft in Venezuela nur 
einen sehr bescheidenen Gewinn ab. 
Knollengewächse. Von Pflanzen mit eßbaren 
Knollen oder Wurzeln werden allgemein angebaut: 
Jukka (Manihot utilissima). die zur Beschattung 
junger Kaffec= und Kakaopflanzen benutzt wird; 
NYams, der Name der Dioscoreaarten, die aber an 
Wohlgeschmack und Reinheit des Mehles den in 
Westafrika kultivirten Arten, besonders der Dioscorca 
Gumetorum, weit nachstehen; süße Kartoffeln oder 
Bataten (lpomoea Batatas); Ohumo (Colocusia 
antiquorum und Xanthosoma sp)), bie aber weit 
sehr einfach. 
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auch im Tieflande gut fortkommen, z. B. liefert 
Cumans ausgezeichnete Trauben. Versuche, welche 
die Venezuela-Eisenbahn-Gesellschaft mit dem Pfropfen 
von Reben auf wilde Weinstöcke angestellt hat, sind 
bis jetzt gut verlaufen. In der Grasregion des 
Gebirges wächst wild eine zwergige Psidiumart mit 
eßbaren Früchten, desgleichen auf den mit Buschwerk 
bestandenen trockenen Küstenbergen, die sogenannten 
Bergguoyave (Engenia Moritziana). 
Vanille. Vanille fand ich viel auf den ganz 
trockenen Küstenbergen bei Puerto Cabello im niedri- 
gen Gebüsch sowie auch, und zwar einc andere, sehr 
robuste Art, im Walde von Caoma bei etwa 1000 m 
Früchte zu finden. 
weniger im Gebrauch sind als die drei erstgenannten 
Arten, 
(Arracacha esculenta) die Hauptbestandtheile des 
Venezolanschen Nationalgerichtes „Sancocho“ bilden. 
Die Kartoffel gedeiht im Hochlande recht gut, jedoch 
welche mit der gelben Wurzel des Apio 
zuelas ist der Kaffee. 
muß immer frische Saat aus Europa bezogen 
werden, dasselbe gilt für die größte Mehrzahl euro- 
päischer Gemüse. Sehr viel angebaut wird auch 
das Sechium edule, hier „Choyote“ genannt, 
dessen kann ich dem aus der Frucht bereiteten Ge- 
müse keinen besonderen Geschmack abgewinnen. 
Gemüse. Von den Genüsefrüchten gedeihen 
Tomaten überall gut. Auf dem Markte in Caricas 
sah ich eine eiförmige, ganz glatte Art von der 
Größe einer Eierpflaume. Sie gilt als besonders 
wohlschmeckend. Verschiedene Capsicumarten sind 
überall zu finden, desgleichen Melonenarten, Kürbis 
und Eierfrüchte (Solanum melongena). 
Früchte. Obgleich man nicht sagen kann, daß 
der Kultur von Früchten, 
mir gesehenen Theile Venczuelas, besonders große 
Aufmerksamkeit geschenkt wird, so findet man doch habe ich regelrecht eingespitzte, 
Im Tief-- Kaffeebäume gesehen. 
eine recht bedeutende Anzahl von Arten. 
lande sind zu nennen: Ananas, Orangen, Bananen 
(Musa sapientium), Plantanen (Musaparadisiaca), 
hier „Platano“ genannt, Mangos, Aguakate (Persca 
gratissima), Rinow (Anona Squamesa), Anon 
(Anona reticnlata), Guanbäano (Anona muri- 
cata). Manirote (Anona manirote). Icoco (Chry- 
sobalanus lerco), dessen Früchte, besonders mit 
Zucker eingekocht, sehr wohlschmeckend sind, Cainito 
(Chresophyllum Cainito), Brotfrucht Artocarpus 
incisa nebst seminitern), Guayave (Psidinm Gua- 
yara!, Mamon (Meliococca hijuga), Mammey 
(Mammea americana), Tuna (Opuntia ticus 
indica), Tuna brava (Opuntia coecinellitera), 
Jambosen (Jambosa vulgaris), Merey (Anacar- 
dium occidentale), Citronen nebst vielen Abarten 
wie Limone, Limaza, Cidra, Cedron, Doronja 2c. 
Im Hochlande gedeihen Chivimoya (Anona 
cherimolia), Pfirsiche, Feigen, Aepsel, Erdbeeren, 
Brombeeren, mehrere Parchaarten (Passiflora cara- 
Casana etc.). Tunas und Weintrauben, 
wenigstens in dem von 
in- 
« 
die aber 
Meereshöhe. Leider waren weder Blüthen noch 
In Okumare wurde mir eine 
Vanilleschote gezeigt, welche Heliotropgeruch (Pipero- 
nal) hatte und, wie man mir sagte, zum Parfümiren 
von Wäsche benutzt wird. In Kultur habe ich die 
Vanille in Venezuela nicht gesehen. 
Kaffee. Der bedeutendste Exportartikel Vene- 
Derselbe ist von sehr guter 
Qualität, müßte sich aber durch sorgfältigere Kultur 
und bessere Zubereitung der Ernte entschieden noch 
verbessern lassen. Die allgemein kultivirte Art ist 
Coflea arabica; mit C. liberica hat man schlechte 
Erfahrungen gemacht, und diese Kultur hat keinen 
Eingang gefunden. 
Die Kasseepflanzungen liegen fast alle in einer 
gewissen Höhe von 400 bis 1600 m und sogar 
noch höher. Sie sind, in Ermangelung ebenen 
Geländes, meist on Hängen angelegt, die oft ganz 
ungemein steil sind. Die Pflanzweite der Bäumchen 
ist sehr gering. Meist beträgt sie wenig mehr als 
2 m. Dabei wird an ein Einspitzen und Niedrig- 
halten der Bäume ebenso wenig gedacht wie an das 
Beschneiden. Nur auf einer der von mir besuchten 
Kafscepflanzungen, nämlich in Galipan bei Caräcas, 
niedrig gehaltene 
So lange die Bäume jung 
sind, liefern sie reiche Ernten. Bald aber fangen 
sie an, sich gegenseitig Luft und Licht fortzunehmen, 
werfen die unteren Aeste ab, tragen wenig und ge- 
währen oft einen recht traurigen Anblick. 
Schattenbäume. Als Schattenbäume sind im 
Gebrauch der Bucare Anauco (Erythrina veln- 
tina), weniger der Bucare Pionio (Erytbrina 
umb’rosa), am meisten jedoch verschiedene Ingaarten, 
„Guamo“ genannt. Man kennt Guamo peludo, 
Guamo rabo de mono. 
Ernte des Kaffees. Die Ernte des Kafsfecs 
beginnt in den tiefer gelegenen Gegenden schon im 
August, in den höher gelegenen im September und 
Oktober. Man bedient sich auf allen Pflanzungen 
eines Pulpers zum Entsernen des Fruchtfleisches 
von der Kaffeekirsche. Die ganzen Früchte zu 
trocknen ist nicht üblich. Der entpulpte Kaffee wird 
in cementirten Bassins ohne Wasser 24 Stunden 
zum Gären liegen gelassen. Alsdann wird er ge- 
waschen und auf großen, mit Thonkacheln und Kalk
	        
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