Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Die Regenmessungen, welche bis jetzt aus Deutsch- 
Ostafrika vorliegen, zeigen, doß es sehr schwer ist, 
über die Niederschlagsverhältnisse dieser Gegend all- 
gemein gültige Regeln aufzustellen. Die einzelnen 
Jahre zeigen sowohl in der Regenmenge wie in der 
zeillichen Vertheilung der Niederschläge so große 
Unterschiede, daß es zweifelhaft ist, ob aus weniger 
als zehn Jahren Schlüsse auf die Durchschnittswerthe 
zulässig sind. 
Nach den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen wird 
man die vorkommenden Vertheilungsarten charakteri- 
siren können an der Hand der drei Tabellen, welche 
die Mittelwerthe aus den sechs Jahren, 1893 bis 
1898, für Tanga, Mittel aus Dar-cs-Salm und 
Kitopeni und drittens Lindi angeben. In der ganzen 
Tabelle bedeuten die Zahlen Regenmengen in Milli- 
metern und die Werthe in den Klammern Anzahlen 
von Regentagen mit 0,5 und mehr Millimeter 
Niederschlag. 
In Tanga erkennt man zwei voneinander ge- 
trennte Regenzeiten, die kleine im November, die 
große von März bis Mai während. Zwischen diesen 
liegt eine sehr regenarme Zeit von Dezember bis 
Februar (im Sommer) und eine nicht ganz so regen- 
arme von Juni bis Oktober (Winter). 
In der Mitte der Küste dagegen ist die 
Trockenperiode des Sommers (Dezember bis Fe- 
bruar) wentger scharf ausgeprägt, während die des 
Winters (Juni bis Oktober) stärker hervortritt, so 
daß beide etwa gleich viel Regen bringen; immerhin 
bleiben noch alle diese Monate, Dezember bis Februar 
und Juni bis Oktober, trockener als die anderen vier 
Monate, wenn auch Mai und November erheblich 
niederschlagsärmer als in Tanga geworden sind. 
In Lindi dagegen können Mai und November 
schon nicht mehr als besonders feuchte Monate be- 
zeichnet werden. Dafür ist aber dort die Trocken- 
periode des Sommers ganz verschwunden, ja es fallt 
sogar von Dezember bis Februar mehr Regen als 
im ganzen übrigen Jahr. Um so trockener sind die fünf 
Wintermonate geworden, die fast ganz regenlos sind. 
Die Regensumme des Jahres nmmt von Norden nach 
Süden ab. Eme Veritheilung wie in Tanga heiße der 
nördliche, eine wie in Lmdi der südliche Typus. 
Das Gebiet des Rufiyi gehört vorzugsweise dem 
südlichen Typus an; nur in seinen nördlichsten Di- 
strilten und im Delta tiitt eine Vertheilung ähnlich 
derjenigen in Dar-es-Saläm hervor. Die einzelnen 
Jahre unterscheiden sich außer in der Regenmenge 
auch darin voneinander, daß in dem Uebergangs- 
gebict bald der nördliche, bald der südliche Typus 
weiter vordringt. Da das Ende des Kalenderjahres 
in die Regenperiode eines großes Theiles des Ge- 
bietes hineinfällt, empfichlt es sich, die Jahrgänge 
von Anfang Juni bis Ende Mai zu rechnen. Dann 
ergeben die Beobachtungen folgendes Resultat: Die 
Jahre 1892/93, 1893/94, 1895/96 waren durch 
Vordringen des südlichen Typus, 1894/95 und 
1896797 durch Vordringen des närdlichen aus- 
gezeichnet, wie die regenreichen November in Dares- 
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Saläm, Mohoro und sogar Lindi zeigen. 1897/98 
und das Ende von 1898 waren nördlich vom Rufivi 
so trocken, daß von eigentlichen Regenmonaten loum 
gesprochen werden kann; im Süden dagegen blieb 
das Jahr nicht weit unter dem Durchschnitt. Die 
große Regenzeit 1899 ist sehr beträchtlich gewesen, 
so daß sie den Ausfall der kleinen 1898 gedecht bat, 
wenn auch die Jahressumme den Betrag von 1893/94 
oder 1896/97 nicht erreichte. 
Zur Charakteristik der einzelnen Zeitabschnitte 
nach der Regenmenge können die ausführlichen Ta- 
bellen von Dar-es Salüm und Lindi dienen. 
1. Für das Gebiet der rechten Zuflüsse des 
Ruaha liegen Beobachtungen von Iringa seit Mai 
1897 vor. Seit dieser Zeit hat dort große Trocken- 
heit geherrscht. Die jährliche Regenmenge ist in 
beiden Jahren nicht viel über 500 mm gekommen 
(vielleicht ändern noch März und April 1899 dies 
Resultat). Man wird aber in normalen Jahren 
dort 600 bis 700 mm erwarten dürfen. Man hat 
es hier mit ausgesprochen südlichem Typus zu thun. 
Die Hauptmenge des Regens fällt in den drei 
Monaten Dezember bis Februar; die Zeit von Juni 
bis Oktober ist fast regenfrei (auch in Daboga scheint 
es so zu sein). Die niedrigsten Wasserstände wird 
man hier Ende Oktober, Anfang November, die 
höchsten März bis Mai erwarten dürfen. 
2. Für das Gebiet der linken Ruahazuflüsse 
können nur die Zahlen von Tabora und Kilossa 
einen schwachen Anhalt geben. Tabora zeigt die 
schon erwähnte Thatsache, daß 1893/94 ein trockeneres 
Jahr von mehr südlichem Typus, 1894/95 ein 
seuchteres von mehr nördlichem gewesen ist. Die 
durchschnittliche jährliche Menge mag dort 900 bis 
1000 mm betragen. Von Kilossa sind fast nur 
aus der trockenen Periode Mitte 1897 bis Aufang 
1899 Messungen vorhanden. Es herrscht südlicher 
Typus mit der größien Regenmenge in der Zeit von 
Januar bis April, der im Jahr vielleicht 700 bis 
800 mm Niederschlag erwarten läßt. 
3. Vom Ulanga liegen nur neun Monate von 
der Ulangastation vor, die sehr starke Neederschläge 
im Januar bis Mai 1895 mit einer Pouse im 
Februar zeigen. Auch bei Berücksichtigung des Um- 
standes, daß 1894/95 ein regenreiches Jahr war 
(vergl. Lindi, Kilossa, Tabora), wird man aus diesen 
Zahlen schließen müssen, daß ein großer Theil des 
Rufiyiwassers aus dieser Gegend stammt. 
4. Für das Gebiet des Luvegu können höchstens 
die paar Zahlen von Peramiho in Betracht kommen, 
das nicht allzu weit von der Luveguquelle liegt. 
5. Die Niederschlagsverhältnisse des Deltas 
werden durch die drei Jahre, welche von Mohoro 
vorhanden sind, erläutert. Der nördliche Typus 
fängt hier bereits an, einzuwirken. August, Sep- 
tember und Oktober bringen mitunter schon etwas 
mehr Regen. Dort zeigen die drei Jahre in den 
Regenmengen der einzelnen Monate wie in der Ge- 
sammtmenge große Unterschiede. Der Jahresdarch- 
schnitt mag 900 bis 1000 mm betragen.
	        
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