Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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Die zoologische Kammlung des Museums für Uaturkunde 
in Berlin 
hat seit 1. Oktober 1898 durch im Dienste der 
72 
afrikanischen Schutzgebiete stehende Personen 16 Na- 
Ostafrika, Kamerun und Togo und eine aus Südwest- 
afrika. 
Diese Sendungen bereicherten das Museum um 
390 Säugethierfelle,-Schädel, = Skelette und -Gehörne, 
867 Vogelbälge, 280 Reptilien und Amphibien, 587 
Fische, 874 Schmetterlinge, 1930 Käser, 484 Hy- 
menopteren, 400 Dipteren, 568 Orthopteren, 40 Odo- 
naten, 909 Rhynchoten, etwa 2000 Düten mit ver- 
schiedenen Insekten, 15 41 Spinnenthiere, 78 Tausend- 
füßler, 176 Krebse, 67 Würmer, 80 Mollusken, 
3 Gläschen mit Coelenteraten und 9 Gläschen mit 
verschiedenen Planktonwesen. In diesen umfang- 
reichen Sendungen waren nicht nur viele sehr will- 
kommene gute Exemplare schon vorhandener Arten, 
sondern auch eine größere Anzahl neuer Species. 
Oberleutnant Volkmann sandte aus Swakop- 
mund seltene Nagethiere und einen Mausvogel, der 
einer neuen Spccics angehört. — Dr. Fülleborn 
in Langenburg gab durch seine Säugethiersammlungen 
sehr werthvolle Aufschlüsse über die Verbreitung 
afrikanischer Arten. Durch Einsendung der grünen 
Meerkatze (Cercopithecus pygerythrus) ist das 
Vaterland dieser Art zuerst bekannt geworden. Er 
wies ferner das Vorkommen der Zambesi-Rüsselratte, 
des Dickschwanz-Ichneumons, der Riesen-Hufeisen- 
Nase, des Großohr-Grämlers, der Kurzohr-Fleder- 
maus und des braunen Grämlers für jene Gegend 
nach. Ebenso verdankt das Museum ihm die Auf- 
findung einer neuen Fledermaus (Myotis aff. mega- 
lopus) und eines Palmenrollers (Naudina) sowie 
einer Spitzmaus (Crocidura hirta Ptrs.) und des 
sehr seltenen Kappeniltis (Poecilogale albinuctra 
Gray). Seine Vogelsendungen enthielten eine große 
Angahl der in neuerer Zeit von Engläudern im 
Nyassalande entdeckten Arten. Sie sind auch des- 
wegen von großem wissenschaftlichem Werth, weil sie 
zum ersten Male ein vollständiges klares Bild der 
Vogelsauna des Rovuma-Thales liefern. Von den 
neuen Arten, welche Fülleborn entdeckt hat, hat 
eine, ein prächtiger Honigsauger, den Namen Cinuyris 
Fülleborni erhalten. Die sehr umfangreiche Fisch- 
sammlung erweitert die Kenntniß der Fischarten des 
Nyassa-Sees sehr erheblich. Bisher kannte man nur 
37 Arten Fische aus diesem See, jetzt liegen deren 
97 Arten vor. 
Herr Graf Zech fand in Togo eine weißflüglige 
Fledermaus (Vesperus rondalti Thos.), bie vorher 
nur aus dem Gambia-Gebiet bekannt und nur im 
Britisch-Museum vertreten war. Derselbe Sammler 
sandte ferner Felle der Moor-Antilope, der Pferde- 
Antilope, der Weißrücken-Schopfantilope, des Zier- 
böckchens und der Ried-Antilope. Ein Fell mit 
Schädel einer Hyäne war neu für die Wissenschaft 
  
1 
und wird als Hynena togoensis Mtsch. beschrieben 
werden. 
Die Vogelsammlungen des Grafen Zech enthielten 
mehrere Arten, die neu für dies Schutzgebiet waren, 
turaliensendungen empfangen und zwar je fünf aus unter Anderem den europäischen Thurmfalken (Falco 
tinnunenlus) und den noch seltenen Papagei (Posce- 
phalus pachyrhynehus). 
Sein dem Begmnn der ornithologischen Forschungen 
im Schutzgebiet Togo im Jahre 1891 ist die Zahl 
der bekannten Vogelarten, welche damals nur 130 
betrug, auf mehr als 300 gestiegen. 
Der Direktor des Botanischen Gartens in Victoria, 
Dr. Preuß, sandte einen sehr alten Drilloffen (Papio 
leucophalus), ein altes Weibchen des Schimpanen 
(Anthropithecus troglod##tes), einen ganz jungen 
Potto (Perodicticus potto) und einen Guereza-Affen 
(Colobus occidentalis). Seine Vogelsendung ent- 
hielt zwei neue Arten (Campephaga preussi und 
Picathartes oreas.). Die Entdeckung der letzteren 
Art, einer zweiten Art der nacktköpfigen Krähe, ver- 
dient ganz besondere Beachtung. Bieher war nur 
eine Art dieser merkwürdigen Gattung bekannt, welche 
die Gebirge an der Goldküste und im Togolande 
bewohnt. 
Dr. Kersting sandte eine große Spitzmaus 
(Crocidurn manni Ptrs.), welche bisher nur in 
einem Stück bekannt war, sowie einen Embryo eines 
erst neuerdings beschriebenen Klippschliefers (Pro- 
cavia kerstingi) und eine aus Ober-Guinea noch 
nicht bekannte Fledermaus (Nyctinomus angolensis), 
eine grüne Meerkatze (Cercopithecus passargei 
NMtsch.). Die Vogelsendung in wegen des tief im 
Hinterlande von Togo gelegenen Fundortes zoogeo- 
graphisch von Wichtigkeit. Sie enthält sechs Arten, 
welche bisher für dies Schutzgebiet noch nicht nach- 
gewiesen waren. 
Die Kriechthiere gehören durchschnittlich sel- 
teneren Arten an. Die in verschiedenen Altersstusen 
und in großer Zahl eingesandten Zecken von kranken 
Rindern waren besonders werthvoll. 
Unter den von Herrn Dr. meil. Kummer ge- 
sammelten Thieren aus Nguelo sind bemerkenswerth: 
Ddas Skelett des Stachelschwanz-Eschhörnchens, ein 
Zweifleckroller (Nandinia), ein Palmen-Flughund 
Pterocron straminens) und mehrere recht werth- 
volle Cnecilien. 
Der Herr Bezirkssekretär F. Langheld in 
Bagamoyo sandte u. A. sieben verschiedene Arten 
von Fledermäusen, wovon zwei Arten (Vesperus 
mogalurus und Nretinomus ungolensis) zum ersiten 
Male für das Küstengebiet von Deutsch-Ostafrika von 
ihm nachgewiesen wurden. 
Herr Oberleutnant Thierry erbeutete an neuen 
Säugethierarten: die IIaena togoensis, einen 
fliegenden Hund (Epomophorus thierrJ'i) und zwei 
Rennmäuse. Für das Togogebiet waren außer diesen 
eine Hohlnasen-Fledermans (Nreteris macrotis), eine 
Grämler-Fledermaus Nyctinomus miasensis) und 
zwei Spitzmäuse (Crocidura giffardi u. Cr. erossei) neu.
	        
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