Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

jedenfalls ausgezeichnet, und auch ihr Aroma wurde 
gerühmt. Von den die Insel genauer kennenden 
Sponiern wird der Boden als durchweg fruchtbar 
bezeichnet. Ich konnte auf meinen Wanderungen 
erkennen, daß das Küstengebiet ziemlich tiefsandiger, 
für Kokospalmen sehr geeigneter Boden ist. Hinter 
diesem sandigen Streifen findet man in der Richtung 
auf die Berge zu zunächst einen röthlichen Lehm- 
grund und beim Anstieg in die, anscheinend bis hoch 
hinauf oder vielleicht auch durchweg auf Korallen= 
bildung beruhenden Berge einen dunklen, nur theil- 
weise steinigen, sehr humusreichen Boden. Ob auf 
der Insel für ausgedehnte Pflanzungen größerer 
Gesellschaften Raum ist, läßt sich ohne Weiteres nicht 
sagen. Im Kleinen wird aber wohl sicherlich der 
Anbau tropischer Produkte und nebenher Viehzucht mit 
gutem Erfolge betrieben werden können. Gutes 
Rindvieh, Schweine und Geflügel sind in Menge 
vorhanden. Die an der Küste sich hinziehenden 
etwas verwahrlosten Wege werden mit zweirädrigen 
Ochsenkarren, welche, wie ich selbst erprobte, auch 
für Menschen ein leidliches Beförderungemittel sind, 
befahren. Das Klima ist sehr angenehm und gesund. 
Regen fällt in auffallend großer Menge das ganze 
Jahr hindurch, da es eine eigentliche Regenzeit 
nicht giebt. 
Malaria wird nur selten beobachtet, und unter 
infektiösen anderen Krankheiten soll die Bevöllerung 
f#st gar nicht leiden. Zuweilen treten wie in ollen 
heißeren Gegenden dysenterieartige Erscheinungen 
auf, die dem Trinken schlechten Wassers Schuld 
gegeben werden. 
Die kleineren Inseln nördlich Saipans, welche 
wegen Mangel an Zeit und wegen des stürmischen 
Wetters nicht von mir besucht werden konnten, sind 
so gut wie gar nicht bewohnt. Dieselben besitzen 
aber ausgedehnte herrenlose Kokospalmenbestände, 
welche eine Ausbente von reichlich 200 Tonnen 
Kopra ergeben sollen. In Taifunjahren kann diese 
Ausbeute bis auf ein Achtel heruntergehen. Die 
Inseln werden von Saipan aus für die Regierung 
ausgebeutet. 
Im Inneren der Insel befinden sich große 
von Korallenfelsen gebildeten Höhlen, die früher den 
Emgeborenen als Begräbnißplätze gedient haben. 
Ich besuchte mit Herrn Professor Volkens zu- 
sammen eine dieser Höhlen. Es gelang uns jedoch 
nur einige wenige Knochenreste aufzufinden, da dieser 
Platz schon einmal von einem belgischen Forscher 
Macon abgesucht war. Es sind aber noch un- 
berührte derartige Höhlen, die gute Funde für 
später versprechen, vorhanden. Von Weitem sieht 
man an den höheren Bergen, die im Allgemeinen 
mit Wald bestanden sind, größere Grasflachen. 
Dies sind, wie uns der Prior der katholischen 
Mission mittheilte, alte Kulturflächen des früher 
das Innere der Insel bewohnenden Stammes. 
Die Bewohner der Küste lagen mit den Bewohnern 
110 
  
  
  
der Berge in fortwährenden Kämpfen, welche endlich 
die Entvölkerung der früher von Tausenden be- 
wohnten Insel herbeigeführt haben. 
Am 21. dampfte der „Jaguar“" nach Shanghai 
weiter, und siedelten Bezirksamtmann Fritz, Pro- 
fessor Volkens und ich in ein fäür die deutsche 
Verwaltung in Garapan gemiethetes kleines Stein- 
haus über. Regierungsgebäude giebt es auf Saipon, 
da dies vor dem spanisch-amerikanischen Kriege nicht 
Regierungssitz war, nicht. Das von dem bisherigen 
Gouverneur bewohnte Haus gehört einem Em- 
geborenen. Die gut gehaltene Kaserne ist von Don 
Eugenio de Blanco auf eigene Kosten erbaut 
und der deutschen Verwaltung von ihm ge- 
schenkt worden. 
Am 22. traf die „Kudat“ ein. Sie war unter- 
wegs während des letzten Reisetages vor Saipan 
bei stürmischem Wetter, welches für den äußeren Kreis 
eines Taifuns gehalten wurde. Bei ihrem Eintreffen 
stand auf der Rhede von Garapan eine solche See, daß 
die Löschung der für Saipan bestimmten Gouvernc- 
mentsgüter an dieser Stelle nicht ausführbar war. 
Nachdem dann auf die die Sachlage klar legende 
Meldung des Kapitäns ein Lootse an Bord geschickt 
war, fuhr die „Kudat“ in den Hafen von Tanapa 
ein. Die Einfahrt zu demselben ist zwar schmal, 
und ihre Tiefe bewegt sich nur zwischen 4 bis 5 Faden, 
aber der Hasen selbst ist vollkommen geschützt, hot 
für eine ganze Reihe größerer Schiffe bei einer 
Tiefe von 7 bis 10 Faden Raum und liegt zum 
Frischwassernehmen nicht weit von einem immer 
Wasser führenden Flusse entsernt. Die Landungs- 
brücke von Garapan sowie der Ort Tanapa sind 
von dort, dem Strande entlang, im Boote in einer 
halben Stunde zu erreichen. In Zukunst wird 
jedenfalls hier, nachdem Seitens des Bezirksamts 
die Kenntlichmachung der Einfahrt und eventucll 
auch eine genoue Auslootsung derselben sowie des 
Hafens stattgesunden hat, der spätere Hauptankerplatz 
zu suchen sein. 
Am 26. bei Tagesanbruch dampften wir nach 
Tinian weiter und ankerten gegen 9 Uhr in ciner 
Entfernung von 11/ Meilen an der Wesitseue 
(Sunharon) der Insel, die kleine Insel Guyan in 
südwestlicher Richtung vor uns habend. Der Anker= 
platz ist gut, aber bei hohem Seegange macht auch 
hier das Laden und Löschen Schwierigkeiten, 
da kein genügender Schutz durch Land oder Risfe 
vorhanden ist. 
Mit Professor Volkens fuhr ich nach der vom 
Schiffe aus sichtbaren Ansiedelung. Dieselbe besteht 
aus einigen Hütten und einem für Zwecke des 
Gouvernements erbauten Steinhause. Sie wird von 
zwei bis drei Dutzend Menschen bewohnt, die die 
ganze Bevölkerung der beinahe die Größe von 
Saipan ereichenden und sicher für viele Tausende 
Raum bietenden Insel ausmacht. Bei einem längeren 
Ausfluge auf der Insel sahen wir, daß zweifellos
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.