Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

häuptlinge als Gemeindevorsteher. Die Oberhäuptlinge 
sind für ihre Bezirke dem Bezirksamtmann verant- 
wortlich und haben sich sämmtlich an einem be- 
stimmten Tage jedes Monats auf dem Bezirksamte 
zur Besprechung der lokalen Ereignisse und allge- 
meiner Verwaltungsangelegenheiten der Bezirke einzu- 
en. 
In Dap verließ mich auch mein letzter Reise- 
gefährte, Professor Volkens, der zu eingehender 
Durchforschung der Insel sich dort einige Monate 
aufhalten wird, und ich setzte allein am 29. nach- 
mittags die Reise nach Macassar fort. 
  
Warlhall-Inseln. 
Besuch des Schutzgebietes. 
Nach einem Bericht aus Jaluit haben S. M. S. 
„Jaguar“ und der Dampfer „Kudat“ mit dem 
Gouverneur v. Bennigsen und den Beamten für 
die Karolinen 2c. an Bord das Schutzgebiet am 
3. Oktober v. Is. besucht und sind am 5. Oktober 
über Kusaie nach Ponape weitergereist. 
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RAus dem Bereiche der Missionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
In den „Nachrichten aus der ostafrikanischen 
Mission“ berichtet Missionar Wohlrab vom Ok- 
tober v. Is. aus Hohenfriedeberg: 
Die uns je länger je mehr entgegentretende Be- 
obachtung, daß auf den Außenstationen, die nur auf 
unsere spärlichen Besuche angewiesen sind, sich kein 
neues Leben entwickelt, hat manche Bitte für die 
noch einsamen Außenplätze Tewe und Makanya in 
unseren Herzen wachgerufen. Am 1. Oktober v. Is. 
sprachen wir einmal mit Ibrahimn Kerefu und 
Daudi Nkupe, zwei Gehülfen in unserer Arbeit 
hier auf der Station. Wir baten sie, die Noth von 
Tewe und Makanya zu bedenken und sich vor dem 
Herrn zu prüfen, ob sie auf diese Posten ziehen 
dürften. Nach einigen Tagen brachten sie die Ant- 
wort: „Wir sind bereit, hinauszuziehen; unsere 
Frauen sind eins mit uns und ziehen mit.“ — 
Daudi Nkupe ist ein in letzter Zeit schnell ge- 
reister, junger Mann, innerlich klar, zuverlässig, in 
den Elementarfächern der Schule einigermaßen sicher; 
er hat zudem im Behandeln von Wunden und im 
Verbinden eine ziemliche Uebung. Ibrahimu Ke- 
refu ist im Lesen und Schreiben noch unsicher, er 
ist aber ein fester Christ, der in Gottes Wort Be- 
scheid weiß und einen besonderen Eifer hat, von 
seinem Gott zu zeugen, wo immer er nur Gelegen- 
heit findet. Wir glauben, daß er gerade für die 
  
— 
  
Leute in Tewe als Katechist der rechte Mann ist, 
da uns dort öster muhammedanisirende Strömungen 
entgegengetreten sind, denen er, da er früher mehrere 
Jahre an der Küste gelebt und den dortigen Mu- 
hammedanismus kennen gelernt hat, wohl am besten 
von unseren Leuten Widerstand leisten kann. 
Br. Johanssen zog nach einiger Zeit mit Daudi 
Nkupe nach Makanya, wo zunächst der Hausbau 
vollendet wurde. Br. Wohlrab ging mit Ibra- 
himu Kerefu nach Tewe, wo auch das Katechisten- 
Häuschen fertig zu stellen war. Nun ist Alles 
bereit, und in diesen Tagen, am Schluß des Monats, 
werden die jungen Männer mit ihren Frauen hin- 
ausziehen. 
Für die große Schar der Hungernden gab es 
täglich viel zu sorgen. Für die erste Hälfte des 
Monats fand sich noch Beschäftigung auf der Station 
bei dem Bau des neuen Wohnhauses. Dann hieß 
es aber: weiter hinaus! Br. Meyer und Bur. 
Nünnecke zogen nach unserem Wald, schafften dort 
in einem wohl noch nie von Menschenhand be- 
rührten Dickicht Platz und warfen ein großes Fun- 
dament für die Sägemühle auf. Dabei konnten 
Viele beschäftigt werden; es gab mächtige Felsblöcke 
fortzuwälzen, alte Baumricsen umzulegen und die 
daraus geschlagenen Holzblöcke mit schweren Ketten 
auf den Zimmerplatz zu schleisen, einen starken Damm 
für den Mühlteich aufzuwersen und einen Ver- 
bindungsweg nach der Station zu ebnen. All diese 
Arbeiten sind nun beendet; Br. Meyer arbeitet mit 
seinen Lehrjungen weiter an der Aufstellung der 
Mühle; das große Wasserrad ist ziemlich fertig; wir 
hoffen, daß in zwei bis drei Wochen die Säge in 
Gang kommt. Behufs weiterer Beschäftigung der 
Hungernden haben wir einen Weg nach Tewe in 
Angriff genommen; zugleich wollen wir größerc 
Felder zurecht machen, um sie bei Eintritt des 
Regens mit Mais zu bestellen. Der Andrang ist 
in dieser Zeit ganz besonders stark; weit über 100 
suchen täglich Arbeit, um nur ein wenig Reis für 
sich und die Kinder daheim zu bekommen. 
Von demselben Platz schreibt Missionar Jo- 
hanssen: 
Unsere Außenarbeit wächst, wenn wir jetzt auf 
drei kleine Stationen verheirathete Gehülfen stellen, 
die doch regelmäßig besucht werden wollen. Das 
kleine Proseminar schmilzt durch den Fortgang zweier 
Helfer ja wieder etwas zusammen, aber es bleibt 
doch noch eine Anzahl von acht fortgeschritteneren 
Schülern, die dreimal wöchentlich zwei Stunden be- 
sonders unterrichtet werden. In diesen sechs wöchent- 
lichen Stunden wird dreimal eine volle Stunde ge- 
rechnet. Geographie wird zweimal getrieben in 
Verbindung mit alter Wcltgeschichte und neuer 
Missionsgeschichte und einmal Botanik. Alle nehmen 
an den täglichen Andachten und am biblischen Schul- 
unterricht theil und lesen außerdem täglich von ¼/8 
bis 3J#8 Uhr im Suaheli-Neuen Testament. Zwei- 
mal geben sie selbst Unterricht in biblischer Geschichte
	        
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