Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Am 13. August nahmen 22 Getaufte an dem 
Abendmahl theil. 
Große Freude rief bei Missionaren wie Einge- 
borenen das Erscheinen der Evangelien in der Konde- 
sprache hervor. Auch diejenigen, die noch wenig 
lesen können, haben sich die Bücher geholt. Es wird 
beabsichtigt, an die Bibelgesellschaft ein Dankschreiben 
abzufassen. Weiter erfahren wir, daß die Berliner 
Brüder auf ihrer Konferenz über neue Uebersetzungs- 
arbeiten berathen wollen. Es ist die Ernennung 
einer Sprachkommission ins Auge gefaßt, die sich zu 
gleichen Theilen aus Berliner Missionaren und solchen 
der Brüdergemeinde (z. B. Br. Richard) zusammen- 
setzen soll. 
Auch wird schon jetzt der Gedanke an Errichtung 
eines Gehülfen = Seminars erwogen, in dem die künf- 
tigen Mitarbeiter aus den Eingeborenen Schulung 
erhalten können im Lesen, Schreiben, in Ertheilung 
von Unterricht, im Abhalten von Dorspredigten, vor 
Allem natürlich eine umfassende Schriftkenntniß sich 
aneignen sollen. 
Dem dreizehnten halbjährlichen Bericht der Pallo- 
tiner-Kongregation über ihre Mission in Kamerun für 
die Zeit vom März bis Oktober 1899 entnehmen 
wir Folgendes: 
Der schwerste Schlag, den die Mission im ab- 
gelaufenen Halbjahr erlitten, wurde verursacht durch 
den frühen Tod des hochw. P. Paul Sucker, 
welcher am 12. April d. Is. in Kamerun starb, 
nachdem er kaum vier Monate in Afrika geweilt. 
Wenn wir einen Blick auf unsere Missions- 
stationen in Kamerun werfen, so müssen wir sagen, 
daß ein erfreuliches Wachsthum und ein reicher 
Segen die Früchte der gebrachten schweren Opfer 
waren. 
Kamerun (Stadt) ist jetzt die Hauptstation und 
ständiger Wohnsitz des apostolischen Präfekten hochw. 
Herrn P. Vieter. Die neue St. Peter und Pauls- 
kirche steht jetzt von außen und innen fix und fertig 
da und erregt nicht nur die Bewunderung der 
Schwarzen, sondern findet wegen ihrer praktischen 
Bauart auch bei den Weißen ungetheilten Beifall. 
Mit eigener Hand hat der hochw. P. Präfekt das 
Tabernakel und den schönen Hochaltar kunstvoll ge- 
schnitzt, und auch an den übrigen Schreinerarbeiten, 
welche unsere wackeren Brüder ausführten, kräftig 
mitgeholfen. Der Altar steht unter einem auf vier 
Säulen ruhenden Baldachin. Eiserne Säulen tragen 
die Decke der in Basilikenform erbauten Kirche. 
Die Bänke, das Taufbecken und die übrige innere 
Ausstatiung des Gotteshauses wurden von den 
Brüdern Schreinern theils in Limburg, theils in 
Kamerun selbst verfertigt. An der Fassade der 
Kirche prangt die lateimsche Inschrift: Ehristo 
salvatori. In hon. S. S. apostol. Petri et Pauli, 
d. h. auf deutsch die Kirche ist Christus, dem gött- 
lichen Erlöser geweiht, zu Ehren der Apostelfürsten 
Petrus und Paulus. 
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Neben der Kirche erhebt sich das Wohnhaus 
für die Missionare, nebst einer geräumigen Schule, 
worin sowohl die von der Mission unterhaltenen 
Knaben, wie auch Schüler aus der Stadt und Um- 
gegend, deren Zahl jetzt bei 200 beträgt, unter- 
richtet werden. 
Etwa 20 Minuten von der Kirche und Schule 
entsernt, in Mukuridorf, erhebt sich das neue 
Schwesternhaus. So besitzt nun die Mission in 
Kamerunstadt, wo der hochw. P. Präfekt schon vor 
neun Jahren bei seiner ersten Ankunft in diesem 
Lande sich niederlassen wollte, aber verschiedener 
widriger Umstände halber nicht konnte, eine solid 
begründete und für die Zukunft viel versprechende 
Station, welche als Residenz des apostolischen Prä- 
sekten zugleich der Haupt= und Mittelpunkt der ganzen 
Kameruner Mission ist. 
Marienberg am Sanaga, unsere älteste 
Missionsstation in Kamerun, blüht und gedeiht unter 
Gottes Schutz und Segen sichtlich weiter. Als der 
hochw. P. Rieder dort ankam, mußte er gleich 
daran gehen, eine neue Schule zu bauen, da die alte 
sehr baufällig geworden war und von einem Tor- 
nadosturm umgeworsen wurde. Die dortigen Schul- 
kinder werden von den Brüdern und Schwestern 
in allerlei nützlichen Handwerken ausgebildet. Ihre 
Zahl beträgt jetzt gegen 100, die der getauften 
Christen zwischen 1500 und 1600. Auch die von 
Marienberg aus gegründete Nebenstation Malimba, 
wo die schöne neue St. Antoniuskirche steht, macht 
erfreuliche Fortschritte. Sonntags begiebt sich, da 
nunmehr zwei Priester in Marienberg wirken, der 
eine nach Malimba, um dort Gottesdienst zu halten 
und den dortigen recht eifrigen Christen Gelegenheit 
zu geben, ihre religlösen Pflichten zu erfüllen. Trotz 
des ungesunden, fiebergefährlichen Klimas ist der 
Gesundheitszustand ein ziemlich guter. 
Kribi. Auch im abgelaufenen Berichtshalbjahr 
hat Kribi sich recht günstig entwickelt. In der 
Schule werden etwa 90 Schüler unterrichtet. Die 
Zahl der erwachsenen Christen beträgt beinahe 500, 
was um so höher anzuschlagen ist, da wegen der in 
Afrika herrschenden Vielweiberei es nur höchst selten 
rathsam verscheint, einem Erwachsenen die heilige 
Tause zu' spenden; er muß zuvor alle seine Weiber 
bis auf eine, welche seine rechtmäßige Gattin bleibt, 
entlassen. Nur die wenigsten Neger können sich zu 
diesem Schritte entschließen. Weit größer ist selbst- 
verständlich die Zahl der getauften Kinder, gegen- 
wärtig über 700. Der sonntgliche Kirchenbesuch 
ist gut. Im Laufe des Sommers konnten 70 Schul- 
kinder zur ersten heiligen Kommunion zugelassen 
werden, und nächstens gedenkt der hochw. Herr 
I„. Präfekt dort das Salrament der Firmung zu 
spenden, um die jungen Christen im Glauben zu 
befestigen. Auch gebaut wurde tüchtig in Kribi; 
alle älteren Bauten, welche von den weißen Ameisen 
arg beschädigt worden waren, mußten ausgebessert, 
und die schöne große Kirche einer gründlichen Repa-
	        
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