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den Tod gebracht. Mit seinen schwarzen Leuten ist
er sehr zufrieden und überhaupt für das Land ganz
begeistert. Auch hat er die dortige Sprache, ein
Gemisch von Kingoni und Kissutu, schon ziemlich er-
jorscht und ein Wörterbuch angelegt. Früher hat er
in Uhehe auch ein Kihehe-Wörterbuch geschrieben.
P. Johannes, der letztes Jahr nach Peramiho
leist, um P. Cassian zu unterstützen, war in letzter
Zeit oft leidend. Er befindet sich schon beinahe fünf
Jahre in Afrika. P. Innocenz, der bisher in
Nrangao war, ist mit Br. IJvo nach dem letzten
Berichte mit einer großen Karawane nach Ungoni
gezogen und will-dort eine neue Station gründen.
Auch bei Sultan Schabruma hat P. Cassian
dos Kreuz aufgepflanzt.
Von Dar-es-Salam nach Uhehe braucht man ge-
wöhnlich drei Wochen, nach Ungoni von Kiloa aus
dier Wochen.
In den „Missionsberichten“ der Mission Berlin 1
werden Auszüge aus einem Tagebuch des Missionars
Hübner über seine Arbeit auf der Station Bulongoa
Kingaland) veröffentlicht. Wir entnehmen dieser
Veröffentlichung Folgendes:
„Ueberblick über die gegenwärtig herrschenden
Häuptlinge des Bulongoaschen Missionsgebietes:
Im Ganzen sind es fünf kleinere Häuptlinge, über
velche Bululile Oberhäuptling ist. Nordwestlich von
der Station wohnt der Häuptling Mwenentela, dessen
Land bis an die Grenzen Wangemannshöhes hin-
unterreicht. Westlich der Häuptling Mwandilaba;
kä der Station selbst Mwakagile, etwas südlicher
Mwakasula und am südlichsten der Häuptling
Awisikilo. Die Einwohnerzahl dieser erwähnten
Lendfrriche schätze ich auf etwa 5000 Seelen. Im
Südosten reicht allerdings Kielelas Land noch ein
tut Theil in das Bulongoasche Missionsgebiet hin-
en sowie im Osten in das Hugilos, also daß die
Gesammtheit der zur Station gehörenden Bevölkerung
uuf etwa 7000 zu schätzen wäre. Diese Zahl hört
ich allerdings für einen, der mit heimathlichen Ein-
vohnerzifsern vertraut ist, recht gering an, sie wird
eber on Bedeutung gewinnen, wenn ich hinzusüge,
koß es mindestens eines Zeitraumes von 14 Tagen
bedorf, wenn ich jeder Hütte nur einen Besuch ab-
staten wollte. Eben weil die Kinga so zerstreut
vohnen, ist Kingaland ein schweres Arbeitsgebiet.
Am 2. Februar sandte ich, um genügend Leute
für den Umzug der Geschwister Maaß von Ikombe
vach hier zu bekommen, Botschaft zu den Häupt-
lugen des Landes, da auf mein Rufen hin sich keine
Tläger finden wollten. Dies half, ein jeder Häupt-
ng sondte Leute, also daß ich in einer Zeit von
zwei Tagen über 60 Träger nach Ikombe abfertigen
lumte. Ich sehe in dieser Sache wiederum aufs
Keue, daß doch die Herren des Landes eine Macht
über ihre Leute haben, so unscheinbar selbige auch
manchmal zu sein scheint. Wie sichtbar würde un-
linge auch hier ihren Unterthanen vorangingen; sie
sind es aber gerade, welche nicht wollen.
17. März. Zwei unserer Sklavenmädchen sind
am Weihnachtsfest 1898 getauft worden.
2. April. Heute durfte die erste christliche Trauung
eines eingeborenen Paares auf Bulongoa gefeiert
werden.
Der Selbstmord kommt unter dem Kingavolk
hin und wieder vor. So z. B., wenn ein Mann
eine Frau durch den Tod verloren hat und hat keine
Aussicht, eine andere zu bekommen. Auch zu große
Sorge über einen ungerathenen Sohn kann den Vater
desselben zu dieser furchtbaren Sünde verführen. Bei
Frauen ist das einzige Motiv zum Selbstmorde wohl
nur Aerger. Um dem Mann für die schlechte Be-
handlung einen besonderen Streich zu spielen, sowie
Trauer über Verlust an Reichthum bei ihm hervor-
zurufen, nimmt sich die Frau das Leben. Man sieht
auch aus dieser Thatsache, daß die Frau hier ent-
schieden tiefer steht als der Mann. Das ist beim
Kingavolk noch auffälliger als bei dem der Ba-
nyakyusa.
5. Juni. An jedem Mittwoch in der Woche
unternehme ich einen Ausgang in die Dörfer, so
auch heute. Zehn ältere Männer waren heute meine
aufmerksamen Zuhörer; sie waren über mein Kommen
sichtlich erfreut. Hier im Kingalande ist es schwie-
riger, Predigtplätze einzurichten, als im Kondelande,
darum lege ich mich mehr auf Besuche. Ich besuche
sie in den Hütten oder da, wo ich sie eben ver-
sammelt finde, sei'ss beim Schlichten von Sachen,
oder beim Ackern. Irgend eine Richtung nehme ich
mir bei solchen Ausgängen wohl vor, weiß aber
sonst nicht, wo ich verbleiben werde, da dies von
den Leuten abhängt. Diese Praxis, wo ich sozusagen
Einem Auge um Auge predigen kann, halte ich für
das Kingavolk zunächst für besser, als Versamm-
lungen, welche wohl einigemal aus Furcht vor dem
Weißen gut besucht werden würden, dann aber gar
nicht mehr. Um nicht falsch verstanden zu werden,
möchte ich noch etwas genauer darauf eingehen.
Der Kinga ist von Natur furchtsamer, mißtrauischer
gegen den Fremden, als es der Unyakyusa ist, des-
gleichen kühler im Benehmen. Er muß den Fremden
erst völlig erkannt haben und wissen, daß er von
ihm nichts zu befürchten hat, bevor er sich ihm
nähert. Dieses Mißtrauen gegen mich hoffe ich durch
Besuche in den Hütten und durch Antheilnehmen an
ihrem Ergehen im Häuslichen am leichtesten zu über-
winden.“
In demselben Missionsblatt wird folgende Tage-
buchnotiz des Missionars Wolff aus Tandala ver-
öffentlicht:
„23. Juni. Heute erfuhr ich, daß die Kinga
auch eine Art Feuerprobe haben.
Meldete z. B. ein Bestohlener dem Zauberdoktor,
deren es genug giebt, einen Diebstahl, so muß er
die Leute, die er im Verdachte hat, zur Stelle
gere geistliche Arbeit vorschreiten, wenn die Häupt-!
bringen. Der Zauberer nimmt eine Kalabasse, deren