Häuptling, der ein eifriger und mächtiger Anhänger
des Sultans von Tibati war, aufgenommen worden.
Ich sandte daher am 15. April 1899 den Ober-
leutnant Nolte mit seiner Kompagnie und der Kom-
pagnie v. Arnim mit dem Auftrage ab, Bukamba
zu zerstören. Am 17. April kehrte Oberleutnant
Nolte mit seinem Detachement zurück. Der stark
befestigte, umfangreiche Ort Bukamba war durch
Ueberraschung genommen und zerstört worden. Der
Häuptling Bukamba wurde beim Eindringen erschossen.
Etwa 150 Eingeborene waren gefallen, eine Anzahl
Vieh und Elfenbein war erbeutet worden.
Zur Herstellung der Verbindung mit der Station
Mande und Ergänzung unseres Proviantvorraths
entsandte ich am 19. April den Oberleutnant Do-
minik mit seiner Kompagnie und dem erbeuteten
Elsenbein nach Yaunde ab. Leutnant v. Arnim
und Unterbüchsenmacher Zimmermann schlossen sich
dieser Expedition an. Ersterer sollte die Station
Maünde übernehmen, Letzterer stand zur Verfügung
des Oberleutnants Dominilk.
Am 20. April waren zwei Haussaleute von mir
nach Banjo gesandt worden, welche dem Sultan von
Banjo den Grund der Bestrafung Tibatis, die beab-
sichtigte Anlage einer Station in Joko mittheilen und
ihm eröffnen sollten, wenn er mein Freund sei, so
solle er sofort Bevollmächtigte nach Ngambe senden.
Von dem Verbleib des Sultans von Tibati hatte
ich in Erfahrung gebracht, daß er nach kurzer Rast
in dem drei Tagemärsche nordwestlich gelegenen
Tikarort Leonschi sich weiter nördlich in das Gebirge
zurückgezogen habe. Eine Versfolgung bot in Anbe-
tracht seines großen Vorsprunges wenig Aussicht auf
Erfolg, während einem erneuten Einfall des Herrschers
von Tibati in das Tikarland vorgebeugt werden
konnte, wenn es gelang, die Tikarstämme zu vereinigen
und dieselben unter den Schutz einer starken Militär-
station zu stellen. In dieser Voraussicht und um
die bereits im Wutelande erkämpften Errungenschaften
zu sichern, beschloß ich, die Anlage der Militärstation
in Joko. Auch versprach ich mir in wirthschaftlicher
Beziehung von der Gewinnung des Tikarvolkes große
Vortheile. Die zahlreiche Bevölkerung ist sehr fleißig
und arbeitsam.
Die großen innerhalb der Umwallung angelegten
Farmen sind gut gehalten und mit Ausnutzung des
Landes angelegt. Ueberall sieht man Männer arbeiten.
Wenn es gelingt, die Masse der Bevölkerung an den
Weißen zu gewöhnen und von der guten Absicht der
deutschen Regierung zu überzeugen, so dürfte die
Arbeiterfrage einen guten Schritt vorwärts kommen.
Herbeigerusen, trafen vom 24. ab Häuptlinge und
Gesandte aller umliegenden Tikar= und Bafutstämme ein.
Am 6. Mai 1899 kamen auch meine nach Banjo
abgesandten Boten in Begleitung von zwei Gesandten
des Sultans Omaru von Banjo zurück.
Sultan Omaun ließ mir sagen, er und alle Fullas
und Haussas seien hoch ersfreut, daß das Sultanat
Tibati gezüchtigt sei. Er selbst werde den Weg von
Banjo nach Joko stets ossen halten und dort den
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Handel beschützen. Er könne mir zur Zeit nur ein
geringes Geschenk, drei Buckelrinder, senden, da er
sich selbst im Kriegslager „befinde.
Am 9. Mai setzte ich in einer großen Versammlung,
der alle Häuptlinge bezw. deren Vertreter und die
Gesandten von Banjo beiwohnten, den Häuptling
Ngambe als Oberhäuptling der gesammten Tilkar=
und Bafutstämme ein. Bei dieser und jeder anderen
Gelegenheit wurde stets unter Hinweis auf meine
Soldaten und die Yaündeträger den Leuten gesagt,
daß der Weiße keine Sklaven habe, sondem alle
Dienste gut und richtig bezahle; kurz es geschah
Alles, um die Bevölkerung von der guten Absicht
der deutschen Regierung zu überzeugen.
Während unseres Aufenthalts in Ngambe war
der Gesundheitszustand der Weißen recht mäßig ge-
wesen. Fast alle Weißen hatten an Fieber gelegen.
Am 12. Mai waren endlich alle Geschäfte soweit
erledigt, daß der Abmarsch nach Joko erfolgen konnte.
Häuptling Ngambe gab uns einige Wegstunden das
Geleit und sichere Leute zur Führung, so daß wir
bereits nach zwei Tagemärschen den Kimfluß erreichten.
Hierhin brachten Njualeute uns die Nachricht, daß
unter den Leuten des Lamido von Tibati große
Unzufriedenheit herrsche. Einer seiner Vasallen, der
Mfuhäuptling Tina, der Sohn des von dem alten
Ngilla vertriebenen Njaundelle, war mit allen seinen
Leuten entwichen, nachdem er in der Nacht die Tibati-
leute überfallen und viele getödtet hatte.
Am 15. erreichten wir nach Ueberschreitung des
40 Mr breiten, sehr reißenden Kimflusses und anstren-
gendem Marsch in südlicher Richtung den Tikarort
Jakum. Dieser Ort liegt mitten im Walde und ist
durch Wall und Graben verwahrt. Die Hütten
waren verwahrlost und zerfallen. Hohes Gras stand
zwischen den Häusern. Die Einwohner waten scheu
und kamen erst nach und nach zum Vorschein. Der
Häuptling Jakum hatte uns allerdings Leute zur
Begrüßung geschickt, doch wurde es spät, bis er die
nöthigen Lebensmittel gebracht hatte, und waren
diesseits ernste Ermahnungen nöthig gewesen. Erst
allmählich wurden die Bewohner zutraulicher. Der
Häuptling erklärte auf Befragen, daß sein Dorf häufig
Tibatikrieger habe aufnehmen müssen und daß diese
dann Alles geplündert und vergewaltigt hätten.
Daher erkläre sich auch das trostlose Aussehen des
Ortes, da er und seine Leute bis dahin stets den
Schein der Wohlhabenheit hätten vermeiden müssen,
um nicht die Raubsucht der Unterdrücker herauszu-
sordern. Er und sein Volk seien glücklich, weil sie jetzt
sähen, daß ihnen nichts Böses geschehen werde.
Bei unserem Abmarsch am 19. Mai folgten uns
einige 30 Jakumleute, um auf der neuen Station
Joko zu arbeiten.
Nach zwei weiteren Tagereisen, in denen wir den
Wuteort Sumba passirten, erreichten wir am 21. Mai
um 1 Uhr mittags Joko. Die Bewohner waren
geflohen. Nur ein alter Mann empfing uns im
Namen des Häuptlings, der uns miltheilte, alle Leute
wollten wiederkommen, wenn wir versprächen, daß