Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Australien und Transvaal mit der Wirkung der 
Aufdeckung großer Goldlager gemachten Erfahrungen 
lassen keinen Zweifel darüber, von welch tiefgreisenden 
Folgen der Beginn ernstlicher bergmännischer Arbeiten 
für die Zukunft der betreffenden afrikanischen Kolo- 
nien sein würde! Allerdings stehen solchen Unter- 
nehmungen, besonders in den betreffenden tropischen 
Gebieten, sehr große Schwierigkeiten gegenüber; doch 
ist kein Zweifel, daß die heutige Technik sie zu über- 
winden un Stande sein wird. 
Von kaum geringerer Bedeutung ist die An- 
pflanzung von Handelsgewächsen. Schon heute expor- 
tirt Afrika für 180¼ Mill. Mark an Baumwolle, 
obwohl ihr Bau nur in Aegypten und Sierra Leone 
betrieben wird. Welche Summen könnte es in den 
Handel bringen, wenn alle geeigneten Gebiete damit 
bestellt würden! Auch der nur in Algier, Tunis 
und am Kap betriebene Weinbau liefert schon beinahe 
100 Mill. Mark an Erträgen bei der Ausfuhr. Nach 
dem Urtheil Sachverständiger ist er großer Verbesse- 
rung und Ausdehnung fähig. 
mit Recht große Hoffnungen auf die Entwickelung 
des Anbaues von Kaffee, Kakao, Tabak und vor 
Allem von werthvollen Faserpflanzen, setzen. Alle 
diese Kulturen befinden sich heute erst in den An- 
fängen. Die bisher erzielten Ergebnisse sprechen aber 
dafür, daß die Aussichten gute sind. Auch der fast 
mühelose Bau von Kokospalmen zur Kopragewinnung 
scheint nicht aussichtslos. 
Viehzucht kommt nach den vorliegenden Erfah- 
rungen nur für die klimatisch gemäßigten Gebiete 
Nord= und Südasfrikas in größerem Umfange in 
Betracht. Welche Erfolge damit besonders in Kap- 
kolonie und Natal gemacht worden sind, ist bekannt. 
Mit fortschreitender Besiedelung und Bewässerung 
des Steppenlandes dürfte die Zucht von Wollschafen 
und Angoraziegen besonders in Südafrika noch er- 
heblicher Zunahme fähig sein. 
Vorbedingung der raschen Weiterentwickelung 
Afrikas in den heutigen Bahnen ist rasche Civillisirung 
der Eingeborenen und ihre Erziehung zur Arbeit. 
Früher versuchte man das Letztere durch Verkauf von 
Spirituosen und Gewalt zu erreichen, heut gelten 
Mission und Erschließung des Landes durch Verkehrs- 
mittel als geeignetere Maßnahmen. In der That 
sprechen die Ergebnisse der modernen Kolonisations-= 
arbeit während des letzten Jahrzehnts für die Rich- 
tigkeit des jetzt beschrittenen Weges. Die Einführung 
von Ruhe und Ordnung, die Beseitigung der früheren 
Willkürherrschaft, die Gewährung der Möglichkeit an 
die Eingeborenen, Vermögen zu erwerben und zu 
behalten, bringen im Verein mit christlicher Erziehung 
immer weitere Schichten der Bevölkerung zum Ver- 
ständniß der Vorzüge der Civilisation. 
157 
Daneben darf man 
Die Entwickelung der Cabakkultur in den deutschen 
Rolonien. 
Ueber den Stand der Tabakkultur in den deutschen 
Kolonien im Jahre 1899 ist den aus Neu-Guinea, 
Ostafrika, Kamerun und Togo vorliegenden Berichten 
Folgendes entnommen: 
In Neu-Guinea wird Tabakbau seitens der 
Neu-Guinea-Kompagnie, und zwar zur Zeit nur an 
der Astrolabebai betrieben; jedoch unterliegt es keinem 
Zweisel, daß auch andere Theile des Schutzgebietes 
zum Tabakbau geeignet sind. Die Neu-Guinea- 
Kompagnie baut nur edle Tabaksorten, sogen. Deck- 
blätter, an und hat im Jahresdurchschnitt etwa 
100 000 Pfund Tabak auf ihren Pflanzungen ge- 
erntet. Der Tabak ist zur Ausfuhr auf den Markt 
von Bremen gelangt, hat sich dort leicht verkaufen 
lassen und gute Preise erzielt. Derselbe ist mit 
Ausnahme weniger Rest= und Ausschußballen als 
Deckblatt zur Cigarrenfabrikation verwendet worden. 
In Ostafrika liegt der Tabakbau vorläufig noch 
sast ausschließlich in den Händen der Eingeborenen, 
welche in fast allen Theilen des Schutzgebietes Tabak 
bauen, der, in Rollen gedreht, für den Lokalbedarf 
bestimmt ist oder höchstens nach Sansibar exportirt 
wird. Daneben werden seit 1896 Versuche mit Anbau 
von Tabak in größerem Maßstabe auf der Gouverne- 
mentsplantage Mohorro im Bezirke Kilwa ausgeführt. 
Dieselben haben jedoch bisher ein zufriedenstellendes 
Resultat nicht ergeben, da der Brand des Tabaks 
kein guter war. Zwar sind im Jahre 1898 von 
dem daselbst erbauten Tabak 100 Centner zur Aus- 
fuhr gelangt und haben als Deckblätter zur Cigarren- 
fabrikation Verwendung gefunden. Im Jahre 1899 
ist jedoch wiederum von einer Ausfuhr des Tabaks 
wegen mangelhaften Brandes desselben abgesehen 
worden. Nach dem Berichte des Kaiserlichen Gou- 
verneurs ist indessen begründete Hoffnung vorhanden, 
daß die fortgesetzten Versuche zur Erzielung eines 
guten Tabaks führen werden. Zu den Anbauver- 
suchen ist Sumatrasaat von der Plantage St. Cyre 
und in letzter Zeit auch eigene Saat verwandt 
worden. 
In Kamerun wird zur Zeit Tabakbau nicht be- 
trieben. Die westafrikanische Pflanzungsgesellschaft 
Bibundi, welche früher Tabak in kleinerem Maße 
angebaut hat, hat dies aus Mangel an dazu geeig- 
neten Arbeitern seit einigen Jahren ausgegeben. 
Im Schutzgebiete Togo bestehen zur Zeit Tabak- 
kulturen unter europäischer Leitung nicht. Dagegen 
wird in den Stationsbezirken Kete-Kratschi, San- 
sanne-Mangu und Sokodé-Basari von den Einge- 
borenen Tabak angebaut. Dieser Tabak findet jedoch 
nur zum eigenen Konsum der Eingeborenen Ver- 
wendung. 
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