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Dem 18 99er Jahresbericht über Rolonialwolle von Gustav Sbell & Co. in Berlin
entnehmen wir Folgendes:
Wolle stand im Jahre 1899 unter dem Zeichen einer Hausse, wie sie seit fast einem Menschen-
alter nicht zu verzeichnen gewesen ist. Die von Saison zu Saison sich verschärfende Minderproduktion
von Merinowollen, als Folge einer fünfjährigen ununterbrochenen Dürre auf dem australischen Kontinent
und der in Neuseeland und am La Plata auf Fleischschafe gerichteten Züchtung, hatte schon zu Ende des
Vorjahres eine feste Tendenz für feine Wollen bewirkt. Aber das treibende Moment für die diesjährige
gewaltige Preisbewegung gab erst der Mangel an Merinowollen ab, der sich mit der zunehmenden Be-
schäftigung der Textilindustrie Europas herausbildete.
Merinowollen gewannen schon im Januar 10 péCt. und stellten sich mit Schluß der Londoner
Mai-Auktion 30 bis 35 péCt. über letzte Werthe des Jahres 1898. Es fehlte zwar nicht an Versuchen,
so durch Operationen im Terminmarkte, die Tendenz zu erschüttern; aber Angebot und Nachfrage im
effektiven Geschäfte diktirten die Preise, welche bis zum Oktober um weitere 15 pCt. heraufgingen.
Die Wollproduktion in Australien allein hatte sich von etwa 2 000 000 Ballen für die
Schur 1894/95, auf etwa 1 850 000 Ballen für 1896/97 und etwa 1 650 000 Ballen für 1898/99,
also in fünf Jahren um etwa 350 000 Ballen vermindert, ohne daß am La Plata oder am Kap ein ins
Gewicht fallendes Mehr zu konstatiren gewesen wäre; man schätzte von der gesammten Wollprodultion in
Australien und am La Plata die Menge der Merinos gegen etwa 82 pCt. für 1889/90 und etwa
68 pCt. für 1894/95 auf nicht mehr als etwa 54 pECt. für 1898/99.
Es betrug Deutschlands Ein= und Ausfuhr von Wolle und Kunstwolle nach den Ermittelungen
des Kaiserlichen Statistischen Amts in Mengen von 100 kg.
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Einfuhr: 1899 1898 1897 1896 1895 1894 1893 13892 1891 18380
. ; i i T
Schafwolle:
S chweeswol1e u.Rückenwäsche da| W 1768 100 1688 o00 i ⁊o 500 1 832 * 1 611 o00 1490 500 1500 500 1421 000 1 286 000
Uebersce. u.europ. Fabrikwäsche
Shoddyn 14134600 118 800 116 300 130 000. 133 000. 128 500 128 500 123 500 115 500 122500
Zus. d#2 1% 10 Tssöo0 1740 0 1 3 doo i asb odo i ⁊3o .00 i 6ia ooo L PI4 ooo i dos doo i aos doo
— — — — — — —
Verglichen mit dem Vorjahr+ 1,3 5% 4+ 7, 9 5 — 4 5% — 6. 7% KM 13 r *) 7,7% *r — 58 % 11, 5% + 9. 1 ½,
Ausfuhr: Z
Schafwolle: «
gechusißwolleu.Nücenal he de 50 ss 700 104 600 91000 112 500 97 500 23000. 76 500 94 500 90000
llebersee. u. euro. Fabrikwasche 37 000 ,
Shodyoyoyy) 151200 149 400 159 800. 182000 153 500 155 000 155 500 125.000 149 500. 146 500
Zus. dz241600 238 100 264 400 274 000 266 000 252 500 248 500 201 500 244000 236 500
Verglichen mit dem Vorjahr +15% —10% – 3,5% +3 + 5 3% + 1,6 + 33% 4% +32%½%
Nehr Ein= als Andluhr. S 16199 1485 13558.5, 1699 1487 13655 r —
Verglichen mit dem Vorjahr + 1,270 + 11% — 4,7% S8,2% —. 14,3 % + 8,9% —9,7½% # + 17% X+ 10,3 5%
Einheimische Produnion 225 225 225 225 225 22555 226 27 227
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Zur Verarbeitung i. Deutschen « "» ,""·«"s—"«i of
ReichvekbueMMiuedz1894,5«18741710 178351924171210911738,5.1519,51399
Eine auf Grund der Schafzählung vom Dezember 1897 nach Staaten und Provinzen vorgenommene
Schätzung der Wollproduktion im Deutschen Reiche ergiebt die Gewichtszahl von etwa 225 000 dz.
Der Schafbestand weist von Zählung zu Zählung starke Verminderung auf:
im Jahre 1873 etwa 25 000 000 Stück, 1892 etwa 13 600 000 Stück,
1888 19 200 000 = 1897 = 10 900 0O000
indeß kommt diese Verminderung in dem Totalgewicht der Wollschuren in dem Grade nicht zum Ausdruck,
weil ein immer höherer Prozentsatz von Wollen im Schmutz geschoren wird, zur Zeit etwa 70 PpéCt.,
gegenüber nur etwa 30 pCt. Rückenwäsche.