Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Eine Steigerung der Einfuhr ist eingetreten, 
obwohl diejenigen Baumwollwaaren, die früher von 
der Küste in die hinter der deutschen Kolonie ge— 
legenen fremden Gebiete gebracht wurden, jetzt dem 
Handel der Belgier und Engländer zugefallen sind. 
Erwähnt mag auch hier werden, daß in der Ta- 
belle die Bedürfnisse des Gouvernements, soweit sie 
auf unmittelbare Bestellungen des Auswärtigen 
Amtes geliefert wurden, nicht aufgeführt worden 
sind. Nur von Deutsch-Ostafrika aus erfolgte Be- 
stellungen, die dem Handel des Schutzgebietes einen 
Gewinn brachten, z. B. Kohlen= und Pulverlieferungen, 
sind verzeichnet. 
Deutsch-Ostafrika hat kaum eine Industrie. Der 
Ackerbau ist vorherrschend. Trotzdem vermochte das 
Land seine Bevölkerung nicht zu ernähren, wie die 
Einfuhrzahlen für Reis und Getreide zeigen. 
Die übrigen Verzehrungsgegenstände rc. sind für 
den Gebrauch des Europäers und der nicht ein- 
geborenen farbigen Bevölkerung bestimmt. 
Die Einfuhr von Getränken aus Deutschland ist 
infolge der Errichtung einiger Sodawasserfabriken 
und einer Bierbrauerei zurückgegangen. 
Klein= und Zwischenhandel. Der rege Handel 
zwischen den Indern und der Eingeborenenbevölkerung 
hat seine Bedeutung behalten und wohl hier und da 
in den Küstenplätzen einen Aufschwung genommen. 
bgleich der Neger kein ungeschickter Händler ist und 
rom Inder mit Tauschwaaren auf kleine Handels- 
züge nach dem Innern geschickt wird, so begnügt er 
sich doch mit dem fliegenden Handel und dem Klein- 
kram. Seines niedrigen Bildungsgrades und geringen 
Besitzes wegen wird ihm auch nur ein sehr beschränkter 
Kredit gewährt. Außer seiner Lehmhütte und dem, 
was er auf dem Leibe trägt, nennt er nichts sein 
Eigen, das als ein Pfandstück angesehen werden 
könnte. Vielleicht stellen ihn die eingerichteten 
Schulen mit der Zeit auf eine höhere Stufe von 
Bildung und Brauchbarkeit. 
Großhandel. Während der Kleinhandel und 
Zwischenhandel durch den Inder erfolgt, liegt der 
Großhandel der Kolonie bis aus Elfenbein, das von 
Indern gehandelt wird, fast ausnahmslos in deutschen 
Haenden. Der Großhandel mit Baumwollwaaren, 
dem bedeutendsten Handelsgegenstand der Einfuhr, 
wurde früher hauptsächlich von Sansibar aus be- 
rieben. Seit zehn Jahren ist er für Deutsch- 
Osßafrika zum größten Theil dadurch in deutsche 
Hande übergegangen, daß die deutschen Häuser 
Emsibars Zweigniederlassungen an der Küste er- 
richteten. 
Geldverkehrswesen. Es herrscht in Deutsch- 
Ostafrika ständig Geldknappheit im Handelsverkehr. 
Die monatlichen Rupie-Einkäufe des Gouvernements 
in Sansibar, die eine große Unterstützung des San- 
sibar-Geldmarktes insofern darstellen, als der dortige 
Kaufmann auf eine billige Weise seine nach Europa 2c. 
zu machenden Geldablieferungen bewirken kann, sind 
nicht im Stande gewesen, dem Mangel an baarem 
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Gelde in der Kolonie abzuhelfen. Der Hauptgrund 
hierfür kann nur darin gefunden werden, daß die 
Werthe für die Einfuhr von Handelswaaren, die an 
das Ausland zu bezahlen sind, durch die Gegen- 
werthe für die Ausfuhr nicht aufgewogen werden. 
Der Ausgleich muß zumeist in baarem Gelde geleistet 
werden, soweit er nicht im Wechsel= oder Check- 
verkehr erledigt werden kann. Deshalb fließt das 
Baargeld der Kolonie immer wieder nach Sansibar 
zurück. 
Eine Bank befindet sich in Deutsch-Ostafrika 
nicht. Der Handel behilft sich mit den Banken in 
Sansibar. 
Schiffsverkehr. 
Der unmittelbare Verkehr mit Deutschland wird 
fast ausschließlich durch die Deutsch-Ostafrika-Linie 
mit vierzehntägigen Fahrgelegenheiten hergestellt. 
Die französische und die englische Linie laufen 
die Häfen des deutschen Schutzgebietes nicht an, er- 
halten aber in Sansibar einen Theil der deutschen 
Ausfuhrgüter, die französische Linie auch manchen 
Reisenden aus Deutsch-Ostafrika. 
Die zwei kleinen Gouvernementsdampfer sind für 
Frachten nicht eingerichtet. Sie befördern die Post, 
Gelegenheitsfrachten für die Gouvernements-Messen 
an der Küste und die nöthigsten Gebrauchsgegen- 
stände für die Unterhaltung der Stationen. 
Ein dritter etwas größerer Gouvernementsdampser, 
der Frachtdampfer und Tonnenleger zugleich ist, ist 
neuerdings im Schutzgebiet eingetroffen. 
Den Verkehr mit dem nördlichen englischen Ge- 
biete, nach Jndien und dem portugiesischen Gebiete 
im Süden regeln zwei Zweiglinien der Deutsch- 
Ostafrika-Linie und in geringem Umfang einheimische 
Segelschisse. 
Deutsche Kriegsschiffe sind in den letzten Jahren 
häufiger und länger als früher in den Häfen der 
Kolonie gewesen und haben dadurch, daß sie ihre 
Bedürfnisse einschließlich des Kohlenbedarfs dort 
deckten, zur Entwickelung und Hebung des Wirth- 
schaftslebens derselben beigetragen. 
Europäische Segelschiffe, etwa zwei im Jahre, 
brachten Steinkohlen nach dem deutschen Schutzgebiete. 
Der Umfang dieses Segelschiffsverkehrs betrug 
  
  
  
  
  
  
  
Eingehende Ausgehende 
Fahrzeuge Fahrzeuge 
Schiffe Naumgehal Schiffe NRaumgehalt 
bm chm 
I. Halbjahr 189955117 67 718 3 10 (8 157 
II. 1895135 61 269 41194 60 98 
zusammen752 128187 7 603 129 113 
I. Halbjahr 1898 5017 79963 79 498 
1898 6 79595 6 419 791. 9 
zusammen 522 1599551466 158 937 
  
 
	        
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