Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

der Wald um uns herum unter dem Einflusse eines 
Erdbebens in Bewegung wie ein Aehrenfeld. Ich 
war gerade mit dem hochw. Bischof Broyer zu- 
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sammen auf dem Hügel, und wir glaubten, die Erde 
würde sich öffnen, so wurde Alles geschüttelt. An 
Steinbauten ist deshalb hier nicht zu denken. Heute 
ist unser Haus auf dem Porporaghügel schon unter 
Dach. Wir sind jetzt zwei Patres und acht Sa= Suvperior bekommen. 
moaner. Pater Stephan, der Superior für 
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Deutsch-Salomon, wird erst mit dem nächsten Dampfer 
Ende September ankommen. Wir werden kaum 
mehr als drei Patres für das nächste Jahr sein. 
Bischof Broyer giebt uns vielleicht noch einen 
wieder gegen Neujahr, jedoch kann er es noch nicht 
sicher sagen. Schönes luftiges Haus, vier Zimmer, 
zwei Salons, 11 Fuß breite Veranda, kleine Kapelle 
stößt ans Haus an. P. Englert, S. M. 
Aus der Trappistenmission Neu-Köln wird in 
„Kreuz und Schwert“ Folgendes berichtet: 
„Im Auftrage unseres ehrwürdigen Herrn 
Superiors Pater Wunibald, der leider an seinem 
alten Uebel (Milzkrankheit) und anderen dazugekom- 
menen, Magenschwäche, Rheumatismus 2c. darnieder- 
liegt und sich vor Schwäche und Schmerzen kaum 
bewegen kann, melde Ihnen vor Allem den Tod 
unseres geliebten Paters Ansgar. Er und unser 
Pater Erasimus reisten am 10. Oktober von Neu- 
Köln ab, um im Paregebirge etwas Passendes für 
eine zu gründende Station ausfindig zu machen. 
Obwohl wir der näheren Details noch entbehren, 
so wissen wir doch, daß sie Passendes fanden in der 
Nähe der Militärstation Kisuani, bei einem Flüßchen, 
in guter Lage inmitten einer zahlreichen, zugängigen 
Bevölkerung. Von Neu-Köln drei Tagereisen ent- 
fernt, muß man, um dorthin zu gelangen, die Steppe 
passiren, wo 48 Stunden lang kein Trinkwasser an- 
zutreffen ist. Nachdem diese Angelegenheit geordnet 
war, schickten die beiden Patres Zelt und Träger 
nach Hause und traten mit einigen größeren Knaben 
der Mission die Reise nach dem Kilimandscharo an, 
wo Pater Anusgar in Kilema das Fieber bekam. 
Wegen Mangel an ärztlicher Hülfe wurde er nach 
der Militärstation Moschi transportirt, wo sich ein 
Arzt aufhält, kam aber schon besinnungslos dort an, 
blieb auch ohne Besinnung, bis er am zweiten Tage 
starb, während Pater Erasimus an starken Magen- 
krämpfen litt, sich aber jetzt wieder wohl befindet. 
Durch diese Reise und diesen Tod ist das Werk 
unserer Mission wieder hinausgeschoben, da Pater 
Erasimus die Schule hier eröffnen soll und Alles 
dazu bereit ist, den Anfang zu machen. Seine 
ausgezeichnete Grammatik der Kischambalasprache ist 
in Marianhill im Drucke. 
Ungeachtet dieses empfindlichen Schlages für 
unsere Mission, wo kein Glied zuviel ist und Jeder 
seinen Posten ausfüllt, bis ihn Krankheit daran 
hindert, oder der unbarmherzige Tod ihn gewaltsam 
aus der Mitte seiner Brüder reißt, schreiten wir in 
der Gründung neuer Stationen muthig vorwärts; 
Hiandai (zwei Stunden von hier) ist zum zweiten 
Male vergrößert aufgebaut, nachdem die erste Ka- 
pelle abgebrannt ist. Die Station St. Peter, drei 
gute Stunden von hier über Wilhelmsthal (Nussotto) 
gegen Masinde zu, welches in größerem Maßstabe 
angelegt wurde und jetzt schon fünf geräumige Hütten 
zählt, wird nach hergestellten Geböulichkeiten einen 
Wir träumen nicht, Stein- 
häuser aufzuführen, sondern Lehmhütten genügen 
uns; so decken die Eingeborenen jetzt eine große 
Hütte aus Fachwerk und Lehm, welche Kapelle mit 
Sakristei, Lager, Raum für zwei Zimmer in sich 
faßt; Bananenrinde (Lamba) wird das solide Dach 
ausmachen. So können wir wenigstens fünf Jahre 
wohnen, und während dieser Zeit werden wir schon 
Material für ein Steinhaus finden, um etwas So- 
lideres herzustellen, wenn Mission und Landban 
günstigerer Entwickelung sich erfreuen. 
Diese Gegend, Erende genannt, hat ein wärmeres 
Klima als Neu-Köln, eine üppigere Vegetation, man 
ist aber auch dem Fieber mehr ausgesetzt; der Löwe 
ist kein seltener Gast und beunruhigt oft die Gegend 
mit seinem Gebrülle, besonders in der Nähe der 
Bretterschneiderei unseres Bruders Leander mit 
vier Eingeborenen. Der Bruder fand ausgezeich- 
netes, hartes, schönes Holz und kann sich Stämme 
aussuchen, wie er will; denn da wir über viel 
Wasser mit starkem Falle verfügen können, so denken 
wir auch eine Schrotmühle anzulegen, um unsere 
und Anderer Gerste, die man hier und im Wilhelms- 
thal in großen Mengen anbaut, zu mahlen. 
P. Stephanus Schweykart.“ 
Einem in den „Kirchlichen Mittheilungen“ ver- 
öffentlichten Jahresbericht der Neuendettelsauer 
Mission entnehmen wir Folgendes: 
An unserem Missionswerk in Neu-Guinea ift in 
mehrfacher Hinsicht während des vergangenen Jahres 
eine weitere Entwickelung zu bemerken. Der Anfang 
zur Anlage der geplanten vierten Station bei den 
Bukaua im Huongolf ist gemacht von Missionar 
Bamler mit wechselnder Hülfe von Seiten der 
anderen Brüder; der volle Ausbau wird freilich 
mindestens noch ein Jahr in Anspruch nehmen, ober 
es wohnen nun schon bereits zwei Missionare ständig 
dort, und den Heiden wird regelmäßig Gottes Wort 
verkündigt und von dem größeren Theil der Be- 
völkerung willig gehört. Es fragt sich nun, ob es 
gelingt, die Jabim-Sprache als Sprache des Unter- 
richtes und des Gottesdienstes einzuführen; gegen- 
wärtig geschieht die Verkündigung noch in der 
Landessprache durch Missionar Bamler, der die- 
selbe von Tami her kennt. In Tami wird bereits 
von Missionar Hoh Jabim benützt, das die Männer 
als Handelsleute kennen; Weiber und besonders 
Kinder müssen sich erst daran gewöhnen, und unter 
diesem Mißstand leidet natürlich die Wirksamkeit 
zeitweilig, doch besteht Hoffnung auf eine gute 
Durchführung der getrofsenen Einrichtung. Der 
Tami-Stamm ist zu klein, als daß man seinetwegen
	        
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