Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Missionare verabfolgt werden kann. Mit den 
Arzneien verhält es sich noch schlimmer; sie müssen 
nämlich absolut wasserdicht in gelötheten Zinkbüchsen 
bezw. dicken Glasflaschen verpackt und in Doppellkiste 
versandt werden, wovon die innere aus Zink sein 
muß, so daß der bedeutende Trägerlohn zu beiläufig 
38 auf die Gefäße und nur zu ½ auf die Arzneien 
selbst fällt. 
Am Allerheiligentage hatten wir hier Firmung; 
es waren 65 Firmlinge, Knaben und Männer, 
Mädchen und Frauen. Der hochwürdige P. Boyer 
hatte 8 derselben von Utinta zur Firmung her- 
geführt. Am Nachmittag gingen wir zu unseren 
theueren Toten auf den Friedhof. Die Mission 
Karema besteht erst seit zwölf Jahren, und ach, es 
ruhen auf diesem Gottesacker schon zwei Bischöfe 
und fünf Missionare: Bischof Charbonnier starb 
am 16. März 1888 und Bischof Bridoux am 
21. Oktober 1890. P. Carmoi starb am 27. März 
1890, P. Josset am 4. Juli 1891, P. Prüvot 
am 28. November 1891, Bruder Wiro am 12. April 
1896 und Bruder Hieronymus am 3. April 1899. 
Aus fremden Mvolonien. 
Eisenbahnen auf Madagaskar. 
Vom französischen Parlament sind neuerdings 
60 Millionen Francs für einen Eisenbahnbau auf 
Madagaskar sowie für sonstige gemeinnützige Anlagen 
daselbst zur Erleichterung des Verkehrs bewilligt 
worden. 
Es handelt sich um eine Eisenbahnverbindung 
zwischen der Hauptstadt Tananarivo und der Meeres- 
küste, um den Bau von Häfen und Straßenanlagen, 
die Herstellung eines Telephonnetzes, gesundheitlicher 
Einrichtungen u. s. w. Der Eisenbahnbau soll seinen 
Ausgang nehmen von Tamatave, einem Hafenorte 
an der Ostküste, die der Hauptstadt sich am meisten 
nähert. Es wird jedoch die hohe Lage jener Stadt 
mit dem zwischenliegenden, von der Meeresküste meist 
steil aufsteigenden Gebirgslande dem Eisenbahnbau 
mannigfache Schwierigkeiten bereiten. Die Bahn- 
linie folgt zunächst der Meeresküste südwärts und 
erreicht erst 106 km von Tamatave bei Aniverano 
den für den Aufstieg in der Richtung auf Tanana- 
rivo günstigen Thaleinschnitt, der Vohitra. Von 
hier aus sind zwei Gebirgskämme zu überschreiten 
ehe — bei 396 km — das Ziel Tananarivo er- 
reicht wird. Von Aniverano bis Tananarivo hat 
die mit der 1 m Spur geplante Bahn vollständig 
den Charakter einer Gebirgsbahn mit scharfen 
Steigungen und Krümmungen. Demgemäß sind auch 
die Baukosten sehr beträchtlich. Für die ganze Bahn 
von Tamatave bis Tananarivo, die auf 471⅛ Millionen 
Francs veranschlagt ist, wird der Kilometer im 
Durchschnitt 120 000 Francs oder etwa 96 000 Mark 
Man hofft aber nicht unerheblich zu sparen, 
kosten. 
293 
  
  
–. — 
  
wenn aus der von Tamatave südwärts bis etwa 
Andovoranto hinter den Stranddünen sich hinziehenden 
Lagunenreihe sich eine zusammenhängende Wasser- 
straße herstellen ließe. Andovoranto würde dann 
an Stelle von Tamatave Ausgangspunkt der Bahn, 
die etwa um 80 km verkürzt werden könnte. 
Der Bahnbau soll auch zunächst von Aniverano 
aus landeinwärts in Angriff genommen werden. 
Ferschiedene Wiktheilungen. 
vorlesungen an der Berliner Universität. 
. Im Sommersemester werden an der Berliner 
Universität folgende Vorlesungen von besonderem 
Interesse für die Schutzgebiete gehalten werden: 
Allgemeine Ethnologie, Prof. Bastian, Donners- 
tags, 3— 4 Uhr, öffentlich. . 
Physische Anthropologie, mit Demonstrationen, 
Prof. v. Luschan, Dienstags, 3—5 Uhr, privatim. 
Völkerkunde von Oceanien, mit besonderer Rück- 
sicht auf die deutschen Schutzgebiete, mit Demonstra- 
tionen im Königlichen Museum für Völkerkunde, 
Prof. v. Luschan, Donnerstags, 3—4 Uhr, öffentlich. 
Anthropologisches Colloquium, Prof. v. Luschan, 
Donnerstags, 7—9 Uhr abends, privatissime und 
unentgeltlich. 
Anthropologische Uebungen, mit Berücksichtigung 
der Photographie und anderer Reproduktionsmethoden, 
Prof. v. Luschan, Sonnabends, 3-7 Uhr, privatissime. 
Leitung wissenschaftlicher Arbeiten für Geübtere 
im Königlichen Museum für Völkerkunde, Professor 
v. Luschan, privatissime. 
Ethnographische Uebungen, Prof. v. Luschan, 
täglich, 10—3 Uhr, privatissime und unentgeltlich. 
“ 
Die Expeditionen des Rolonial-Wirthschaftlichen 
Romitees. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee Berlin theilt 
über den heutigen Stand seiner Expeditionen Fol- 
gendes mit: 
Kautschuk-Expedition nach Westafrika. 
(Ausreise am 10. Februar 1899.) 
Mit Bericht aus Kamerun vom 16. Februar stellt 
der Botaniter Rudolf Schlechter in Ueberein- 
stimmung mit Geheimrath Wohltmann fest, daß 
die nach seinen Vorschlägen im Plantagengebict be- 
gonnene Kickria= Kultur bereits erfreuliche Fortschritte 
mache. Nach sorgfältiger Berechnung veranschlagt 
Schlechter die Kosten für Anpflanzung und Rein- 
haltung der Kickria auf 63 Pf. bei 100 Pflanzen 
auf 1 ha. Demgegenüber ist im fünften, spätestens 
sechsten Jahre die erste Gummiernte zu erwarten, 
die gegen 1 kg bis zu 11½ kg pro Jahr betragen 
kann, das heißt also, den Kulturtosten von 63 Pi. 
pro Baum steht ein jährlicher Bruttvertrag von
	        
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