Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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wird, aber umgangen kann er nicht werden. Jenseits 
des Marienflusses berührten wir, bergauf, bergab in 
sechsstündigem beschwerlichem Marsche die nur je aus 
einigen Hütten bestehenden Ortschaften Mala, Medog, 
Haje, Kabal-Kabal. In Mala wurde, da wir den 
dort hausenden Chinesen nicht dingfest machen konnten, 
ein älterer, anscheinend angesehener Mann als Geisel 
für die Auslieferung des Chinesen mitgenommen. 
Gegen 4 Uhr schlugen wir in der Nähe des Gogol, 
in dem Dorfe Ajeb Lager auf und traten mit den 
hier wohnenden Tamuls in Verkehr. 
Am anderen Morgen brach ich mit drei Jungen 
etwas früher wic die übrige Karawane auf in der 
Richtung auf den Gogol, an dessen User wir nach 
Verständigung durch Signalschuß zusammentrefsen 
wollten. Der Signalschuß wurde später gehört und 
von mir erwidert, aber in dem wilden unwegsamen 
Gelände gelang ein Zusammentreffen nicht. Ich ver- 
suchte zuerst in stark westlicher Richtung den Gogol 
zu erreichen und gerieth hierbei in einen Nebenfluß 
desselben, dessen Bett in Korallenfelsen mit wunder- 
vollen Kaskadenbildungen gehöhlt war. Besonders 
auffallend in dieser Gegend, dessen Boden durchweg 
vorzüglicher Kulturgrund ist, ist die Erscheinung, daß 
der Korallenfels auch an den Bergspitzen von Zeit 
zu Zeit zu Tage tritt. In dem Korallenbette des 
Flusses wanderte ich thalwärts möglichst lange hinab, 
in der Hoffnung, auf diese Weise den Gogol zu er- 
reichen. Jch mußte aber das Flußbett, als es zu 
tief und reißend und die Korallenwände links und 
rechts steil abfallend wurden, verlassen, um, eine 
etwas langsamer ansteigende Stelle des Ufers zum 
Anstiege wählend, wieder steil bergauf, bergab meinen 
Marsch fortzusetzen. Gegen Mittag verlor ich die 
Hoffnung, den übrigen Theil der Expedition wieder 
zu finden und wendete mich nun nach Osten, um 
eventuell noch am Abend die Küste zu erreichen und 
mich dort zu orientiren. Gegen 2 Uhr kam ich, 
nachdem ich bis dahin im Ganzen sechs Dörfer passirt 
hatte, deren Bowohner gestohen waren, weil sie jeden- 
falls von unserem Vorgehen in Mala durch Trommel- 
signale verständigt waren, in einem kleinen, aus sechs 
Hütten bestehenden Orte an. Hier traf ich einen 
älteren, zutraulichen Mann, der sich mir als Führer 
bis zur nächsten Ortschaft anbot. Von dort erhielt 
ich weitere Führer und marschirte darauf im sumpfigen, 
theilweise mit Sagopalmen bestandenen Flußgebiete 
des Gogol der Küste zu, die ich der Insel Bili-Bili 
gegenüber in der Nähe des Dorfes Koning erreichte. 
Zehn Minuten den Strand entlang gehend, befand 
ich mich alsdann an dem weiten, mächtigen, Baum- 
stämme fortwirbelnden Anslaufe des Gogol. Kanus 
waren nicht aufzufinden. Der mich begleitende 
Spießjunge Lagum wagte schließlich, auf cinem 
Baumstamme sich fortrudernd, den Fluß zu über- 
schreiten, in der Absicht, baldmöglichst von Erima- 
hafen ein Boot herbeizuschaffsen. Vollständig durch- 
geregnet ging ich dann nach Koning zurück und legte 
mich in einer offenen, rauchdurchzogenen Tamulhütte 
  
in den nassen Kleidern auf einem Bretite zum Schlafen 
nieder. Meine Nahrung bestand an diesem Tage aus 
einigen Kokosnüssen und Bananen. 
Am folgenden Morgen hatte ich das Glück, vom 
Strande aus ein Kann der Bili-Bili-Leute zu be- 
merken, welche auf meinen Wink herankamen und 
mich trotz des hohen Wogenganges bereitwilligst über 
die Mündung des Gogol hinüberbrachten. Die Kanus 
der Bili-Bili-Leute, die als Seefahrer berühmt sind, 
sind sehr tiefgehend gebaut und mit weitem Ausleger 
versehen und daher sehr seetüchtig. Am Strande 
entlang wandernd, traf ich halbwegs zwischen dem 
Gogol und Erimahasen das dortige Boot der Neu- 
Guinea-Kompagnie und erreichte mit ihm mittags 
Erimahafen. Dort war für alle Fälle ein Zusammen-- 
treffen mit der übrigen Expedition verabredet worden. 
Als dieselbe aber bis Abend noch nicht angekommen 
war, beschloß ich, verstärkt durch den Kompagnie= 
beamten Kleinschmidt und einige bewaffnete Far- 
bige, am anderen Morgen drei in der Richtung auf 
Stephansort liegende Tamulsdörfer auf Chinesen- 
haltung zu untersuchen. 
In Erimahafen besichtigte ich das neu ausfgestellte 
Sägewerk der Kompagnic und die bisher verarbeiteten 
bezw. geschlagenen Stämme. 
Auf der am folgenden Morgen angetretenen 
Wanderung berührte ich die Ortschaften Balama, 
westsüdwestlich von Erimahafen, mit 12 Hütten, 
dann, von Balama südlich, Erima mit 24 Hltten 
und südlich von Erima Zenadge mit 15 Hütten. 
Ich bemerkte keine Spuren, die auf die Anwesenheit 
der seitens der Kompagnieverwaltung, insbesondere 
in Zenadge vermutheten Chinesen schließen ließen. 
Die Leute blieben bei ihren Hütten und waren 
durchaus nicht ängstlich, so daß sie sich wohl eines 
guten Gewissens erfreuten. Ich ließ dieselben darauf 
aufmerksam machen, daß sie keine Wegläuser be- 
herbergen dürften und für Rückbringung solcher Be- 
lohnung erhalten würden. Vor Stephansort mußte 
ich, nachdem wir schon den ganzen Tag über in 
Sumpf und Wasser gewatet hatten, weil das Schienen- 
gleise der Neu-- Guinea-Kompagnie fortgerissen war, 
den stark angeschwollenen Gogol im heftigen Kampfe 
mit der reißenden Strömung, bis an die Brust im 
Wasser, durschreiten. In Stephansort traf ich Herrn 
Geheimrath Koch und seinen Assistenten Stabsarzt 
Dr. Ollwig beim besten Wohlsein an. Mit den 
bisherigen Ergebnissen seiner Malariasorschung in 
Neu-Guinea war Herr Geheimrath Koch außer- 
ordentlich zufrieden. Frau Geheimrath war leider 
nach einem schweren Fieberanfall so leidend geworden, 
daß ihre Rückkehr nach Deutschland mit dem nächsten 
Dampfer beschlossen war. 
Am anderen Tage trafen Assessor Boether und 
Plantagenleiter Loag mit den übrigen Leuten in 
Stephansort ein. Auch sie hatten mancherlei Irr- 
fahrten mangels guter Führer zu überstehen gehabt. 
Ueber die Wegcanlage waren beide Herren derselben 
Ansicht wie ich geworden, nämlich, daß man den 
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