die auf 70 Mann verstärkte Polizeitruppe mit der
„Mascotte“ zur Verfügung stehen würde. Herr
Korvettenkapitän Dunbar hatte die Requisition an-
genommen, aber nach Eintreffen S. M. S. „Seeadler“
an Herrn Korvettenkapitän Schack übertragen.
Am 18. Januar gegen 3 Uhr nachmittags schiffte
ich mich auf dem „Seeadler“ ein und am 20. mittags
trafen wir am Sammelplatze der Insel Alim (St.
Elisabeth) ein und gingen in unmittelbarer Nähe der
„Mascotte“ an der Südecke der Insel, eine halbe
Seemeile von der Küste entsernt, auf gutem Grunde
vor Anker.
Herr Dr. Schnee berichtete über den Verlauf
seiner bisherigen Expedition, wie folgt:
„An der Fahrt der „Mascottes nach den Admirali-
täts-Inseln nahmen die Herren Frings von der
Firma Hernsheim & Co., Molde, Händler in Ko-
muli, sowie Kapitän Hamilton, dessen Fahrzeuge
sich zwecks Betriebes der Perlfischerei in den Admi-
ralitäts-Inseln befinden, und des Letzteren Angestellter
Waffler theil. Am 11. Januar wurde Djaul
(Sandwich-Insel) erreicht. Es wurde hier durch
Vernehmungen der Eingeborenen festgestellt, daß die
Kabienleute, welche 1894 den weißen Händler Ro-
lahn nebst seinem japanischen Unterhändler und
mehreren farbigen Arbeitern, 1895 die farbige Be-
satzung eines Händlerbootes heimtückisch ermordet
hatten und seither mit Hülfe der dabei geraubten
Gewehre beständig die benachbarten Eingeborenen-
stämme mit Raub und Mord heimgesucht hatten, noch
der Kurzem das Dorf Bahateret (Djaul gegenüber
auf Neumecklenburg belegen) überfallen und eine
größere Anzahl von Eingeborenen, darunter Weiber
und Kinder, erschlagen hatten. Durch die beständigen
Ueberfälle der Kabienleute in diesen für die Arbeiter-
anwerbung besonders wichtigen Gebieten waren bisher
die Anwerbung wie der Handel auf das Empfind-
lichte geschädigt worden. Verschiedene Warnungen
der Verwaltung hatten die Kabienleute nicht beachtet,
sie hatten sich bisher noch stets einer Bestrafung durch
rehtzeitige Flucht in den Busch zu entziehen gewußt.
Als einziges Mittel, das Ansehen der Verwaltung
zur Anerkennung zu bringen und weiteren Blutthaten
der Kabienleute ein Ziel zu setzen, blieb ein über-
raschendes Vorgehen übrig.
In Djaul wurden zwei frühere Polizeisoldaten
und einige andere Eingeborene als Führer an Bord
genommen. Abends gegen 10 Uhr kamen wir vor
Kabien an. Die Herren Frings und Molde fuhren
in Boot an Land, um den in Kabien wohnenden
Händler Schneider von dem beabsichtigten Vorgehen
gegen die Kabienleute zu benachrichtigen und zu seiner
Sicherheit an Bord zu bringen. Das Boot kehrte
auch alsbald mit dem Händler zurück. Herrn Frings,
der aus seiner langjährigen Südseepraxis vielen Ein-
geborenen bekannt ist, war es gleichzeitig gelungen,
zwei Kabienleute mit an Bord zu bringen, welche
alsbald verhaftet wurden, nachdem ihre Betheiligung
an verschiedenen Mordthaten festgestellt war.
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Die -Mascotte“ fuhr sodann etwas nach Osten.
In der Nacht von 12½ Uhr ab wurde die Polizei-
truppe an einem Punkte nahe dem Berge Dietert
gelandet. An der Expedition nahmen die Herren
Frings, Molde, Waffler und der Bootsmann
der Mascottes, Fuhrhop, theil. Ein Versuch, noch
in der Nacht durch den Busch vorzudringen, erwies
sich als unausführbar. Es wurde daher der Rest
der Nacht am Strande verbracht; in der ersten
Morgendämmerung ging es dann unter Führung
eines Polizeijungen, der als Knabe von den Kabien-
leuten geraubt und nach jahrelanger Gesangenschaft
entflohen war, sowie der von Djaul mitgebrachten
Eingeborenen auf äußerst beschwerlichem Pfade vor-
wärts. Nach zweistündigem Marsch über hügeliges
Gelände befanden wir uns landeinwärts der am
Strande gelegenen Kabiendörfer. In mehreren Ab-
theilungen ging es nunmehr zu den Dörsern hinab.
Die Eingeborenen wurden völlig überrascht und er-
griffen eiligst die Flucht, ohne an einer Stelle ernst-
haften Widerstand zu leisten. Nach Niederbrennung
der Hütten und Zerstörung der Kanus zogen wir
am Strande entlang zu der etwa 1½ Stunden ent-
fernten Händlerstation. Während des Marsches
wurden von den Kabienleuten aus dem Hinterhalt
einige Gewehrschüsse auf uns abgegeben, ohne zu treffen.
Ich sandte, um weiteren Angriffen vorzubeugen, eine
Abtheilung Polizeisoldaten auf Umwegen durch den
Busch zurück. Dieselben kehrten später mit der Meldung
zurück, daß sie den Häuptling Rawes, der sich in
ihrer Nähe an den Strand vorgewagt hatte, getödtet
hätten. Wie festgestellt wurde, hatten Rawes und
ein anderer Kabieneingeborener Kapus, der bei dem
Vorgehen der Truppe durch einen Schuß durch den
Schenkel verwundet wurde, mit noch einigen anderen
Eingeborenen zusammen 1894 den Händler Rojahn
ermordet. ·
Der Händler Schneider wurde auf seinen Wunsch
wieder nach seiner Station gebracht, da nach seiner
von mir getheilten Ansicht eine Gefährdung durch
die Kabienleute nach der Bestrafung der Letzteren
nicht zu befürchten war, um so weniger, als
den Kabienleuten durch Vermittelung der sarbigen
Arbeiter des Händlers die alsbaldige Wiederlehr der
?* Mascotter und weiteres Vorgehen im Falle von
Ausschreitungen in Aussicht gestellt wurde.
Die Mascotte« setzte über Nusaum, wo nachts
geankert wurde, die Fahrt nach den Admiralitäts-
Inseln fort. Nach theilweise stürmischer Ueberfahrt
wurde am 16. Januar die Händlerstation Komuli
erreicht. Hier wurden Erkundigungen über den jetzigen
Sitz der an den Mordthaten betheiligt gewesenen
Eingeborenen eingezogen und 12 Eingeborene von
Seppessa (Fedarb-Inselu) und Mok-Lin als Führer
an Bord genommen. Am folgenden Morgen wurde,
nachdem die beiden Händler Schlehan und Reb-
stock, die bisher zum Schutz der Station auf Komuli
befindlich gewesenen sieben Polizeisoldaten und eine
Anzahl gleichfalls bewaffneter Komuliarbeiter an Bord